Resurrection - Review des Piloten

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Wenn die Toten zurückkehren, ... denkt man fast automatisch an scheußlich verunstaltete, bissige Zombies, die über die Lebenden herfallen und die Zivilisation in Schutt und Asche legen. Das ist sowohl der sehr erfolgreichen Serie "The Walking Dead" als auch unzähligen Horrorfilmen geschuldet. Bei "Resurrection" handelt es sich jedoch nicht um eine Zombie-Serie. Die Auferstehung der Toten ist hier kein Gruselspektakel, sondern ein subtiles, tragisches Mysterium zwischen Wunder und Wunden.

Wir erleben zum Auftakt, wie zwei lange verstorbene Einwohner in die US-Kleinstadt Arcadia zurückkehren. Sie sind äußerlich unverändert und medizinisch völlig gesund. Niemand weiß, was dies zu bedeuten hat. Ist es ein Werk Gottes, oder eher ein Beitrag des Teufels? Die Anzahl an Fragen, mit denen der Zuschauer nach dieser ersten Folge zurückgelassen wird, ist so groß, dass man kaum anders kann, als auch die nächste Episode wieder einzuschalten.

Die Rückkehr des Jacob Langston

Der achtjährige Jacob (Landon Gimenez) ertrinkt in einem Fluss in der Nähe seines Elternhauses. 30 Jahre später erwacht er auf einem Reisfeld irgendwo in der chinesischen Provinz und wird von Martin Bellamy (Omar Epps), einem Agenten der Polizei- und Zollbehörde, zurück nach Arcadia gebracht. Für alle Beteiligten ist Jacobs Auferstehung ein völliger Schock. Sie suchen nach einer logischen Erklärung, versuchen sich selbst irgendwie einzureden, dass der vermeintliche Jacob nur ein verwirrter Junge ist, der glaubt, mit dem vor 30 Jahren verstorbenen Kind identisch zu sein, aber die Beweise sprechen eine klare Sprache: Jacob Langston ist zurückgekehrt.

Während Jacobs Mutter Lucille (Frances Fisher) schnell bereit ist, den Jungen als ihren Sohn anzuerkennen und nicht mehr von seiner Seite weichen möchte, wird sein Vater Henry (Kurtwood Smith) von Zweifeln geplagt. Er kann nicht recht glauben, dass dieser Jacob sein vor drei Jahrzehnten verstorbener Sohn sein soll und bleibt eher auf Distanz. Für Lucille und Henry, die mittlerweile über 60 Jahre alt sind und den Verlust ihres Sohnes weitestgehend überwunden hatten, ist es eine mehr als seltsame Situation, plötzlich wieder Eltern eines Achtjährigen zu sein und die Chance zu bekommen, das nachzuholen, was ihnen vor so langer Zeit verwehrt wurde. Wenn sie denn Jacob überhaupt behalten dürfen.

Jacobs Auftauchen wirft auch ein ganz neues Licht auf seinen Tod. Zusammen mit Jacob ist damals seine Tante Barbara (April Billingsley) ertrunken, doch war es überhaupt ein Unfall? Jacob erinnert sich daran, einen Mann gesehen zu haben, der nach Barbara griff, eine Tatsache, die bisher niemandem bekannt war.

Jacob ist der zentrale Punkt dieser Auftaktfolge und der Darsteller Landon Gimenez, ein Newcomer, macht seine Sache richtig gut. Wir lernen Jacob als einen lieben, normalen Jungen kennen, der pure Unschuld ausstrahlt, aber wir können nicht anders, als ihn genau zu beobachten und auf Anzeichen zu lauern, dass er etwas verbirgt, dass er lügt, dass er kein Mensch (mehr) ist. Jacob umgibt von Beginn an eine faszinierende, rätselhafte Aura und man fragt sich, wie es mit ihm weitergeht. Seine Freunde sind längst erwachsen, die Welt hat sich verändert und die Reaktionen auf ihn dürften zwischen Angst und Bewunderung ein weites Feld abdecken.

Die Rückkehr des Caleb Richards

Die zweite Auferstehung spielt in dieser ersten Folge eine untergeordnete Rolle. Der vor einigen Jahren verstorbene Caleb Richards (Sam Hazeldine) kehrt nach Arcadia zu seiner Tochter Elaine (Samaire Armstorng) zurück. Eine Verbindung zwischen Caleb und Jacob scheint auf den ersten Blick nicht zu bestehen, aber dafür, dass zu beurteilen, ist es noch viel zu früh. Im Vergleich zu Jacob wirkt Caleb etwas zwielichtiger, was aber auch erst einmal nur ein oberflächlicher Eindruck ist.

Glaube und Wissenschaft

Foto: Mark Hildreth - Copyright: Marc Labrie
Mark Hildreth
© Marc Labrie

Die Zusammensetzung der Hauptcharaktere lässt schnell erkennen, dass die Kollision von Wissenschaft und Glaube eine wesentliche Rolle in "Resurrection" spielt. Jacobs bester Freund Tom Hale (Mark Hildreth) ist inzwischen Pastor und steht vor der Frage, ob er das Geschehen vor seinen Augen als Wunder anerkennen soll. Jacobs Cousine Maggie (Devin Kelley) dagegen ist Ärztin und bekommt durch Jacob die Chance, mehr über den Tod ihrer Mutter zu erfahren. Toms und Maggies weiteres berufliches und private Leben hängt wesentlich davon ab, wie sie mit Jacobs und auch Calebs Auftauchen umgehen werden.

Für die Suche nach Antworten wird Bellamy sicherlich entscheidend sein. Als Außenstehender ist er emotional unabhängiger, außerdem kann er, zumindest für den Moment, die Behörden daran hindern, Jacob in staatliche Obhut zu nehmen. Man braucht nicht viel Fantasie, um sich eine Romanze zwischen Maggie und Bellamy auszumalen, das liegt nach diesem Auftakt sehr stark im Bereich des Möglichen.

Fazit

An "The Walking Dead" erinnert "Resurrection" wirklich nicht, eher schon an "4400 - Die Rückkehrer" oder, um nach Europa zu blicken, an "Les Revenants". "Resurrection" hat durchaus das Zeug, mit einer Mischung aus Mystery und Drama die Zuschauer dauerhaft zu fesseln, dabei hängt allerdings viel davon ab, ob es die Serie vermeiden kann, zu sehr ins Kitschige abzurutschen.

Maret Hosemann - myFanbase

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