Rick and Morty - Review des Piloten
Es gibt Serienmacher, denen man ihre bisherigen Verdienste so hoch anrechnet, dass das Einschalten bei ihren neuen Projekten quasi zur Pflicht wird. Manch einer wird im Comedy-Bereich sicherlich etablierte Größen wie Chuck Lorre ("The Big Bang Theory", "Two and a Half Men") oder Bill Lawrence ("Scrubs - Die Anfänger", "Cougar Town") zu dieser elitären Gruppe zählen, in meinem Fall trifft dies aber eher auf Dan Harmon zu. Mit seiner doch recht eigenwilligen College-Comedy "Community" hat letzterer insbesondere während der kreativen Hochphase in Staffel 2 meinen Geschmack und Humornerv dermaßen genau getroffen, dass an "Rick and Morty" für mich kein Weg vorbeiführte. Und das, obwohl die Prämisse dieses animierten Science-Fiction-Formats eigentlich gar nicht nach einer klingt, die mich unter anderen Umständen zum Hineinschnuppern bewogen hätte.
"The outside world is our enemy, we're the only friends we've got. It's just Rick and Morty. Rick and Morty and their adventures. Rick and Morty forever."
Erwartungsgemäß trägt der Serienauftakt zu "Rick and Morty" bereits von der allerersten Szene an die unverkennbare Handschrift Dan Harmons. Getreu seinem Ruf als Enfant terrible unter den Showrunnern beweist er zusammen mit seinem Kooperationspartner Justin Roiland, dass er sich keinen Deut um Genre-Konventionen schert und mehr als gewillt ist, die nahezu grenzenlosen Möglichkeiten des Animationsformats voll auszuschöpfen. So flattern im Hintergrund etwa ganz selbstverständlich beflügelte Hinterteile durch die unverkennbar von Fortpflanzungsorganen inspirierten Weltraumlandschaften, während im Vordergrund ein bitterböser Spruch den nächsten jagt. Dieser bewusste, für eine auf Adult Swim laufende Serie nicht untypische Tabubruch am laufenden Band wird den ein oder anderen Zuschauer bestimmt vor den Kopf stoßen, doch davon hat Harmon sich bekanntlich noch nie abschrecken lassen.
Was die Charaktere anbelangt, so hinterlässt das titelgebende Großvater-Enkel-Gespann sicherlich den bleibendsten Eindruck in der Pilotfolge. Ihre unweigerlich an Doc Brown und Marty McFly ("Zurück in die Zukunft") erinnernde Dynamik macht generell den größten Reiz der Serie aus, auch wenn hier gar nicht erst versucht wird, sie in ein sonderlich sympathisches Licht zu rücken. Von den übrigen Mitgliedern dieser nicht ganz alltäglichen Familie ist es am ehesten noch der von "30 Rock"-Darsteller Chris Parnell gesprochene Vater Jerry, der in puncto Lacher mit den beiden Protagonisten mithalten kann. Die Rolle des verweichlichten Pantoffelhelden scheint Parnell wie auf den Leib geschneidert, was Kenner seiner ähnlich angelegten "Archer"-Rolle Cyril vermutlich nicht überrascht. Weniger glänzen können bislang hingegen Mortys Mutter Beth ("Scrubs"-Star Sarah Chalke) und seine missgünstige ältere Schwester Summer ("Greek"-Mimin Spencer Grammer), zumal vor allem zweitere noch wie ein wandelndes Klischee wirkt. Bleibt somit zu hoffen, dass den weiblichen Figuren in den kommenden Folgen noch etwas mehr Tiefe verliehen wird.
Handlungstechnisch erfinden Harmon und Roiland mit "Rick and Morty" das Rad gewiss nicht neu. Vielmehr erweckt die Auftaktepisode den Eindruck, als wollten die beiden in erster Linie den großen Klassikern der Science-Fiction-Geschichte Tribut zollen. Auch das schon im Vorfeld angekündigte "Mission der Woche"-Schema deutet darauf hin, dass die Serie insgesamt nicht als episches Unterfangen zu sehen ist, sondern eher als kurzweilige Unterhaltung. Vor diesem Hintergrund wäre es natürlich wünschenswert, wenn es zumindest in Form der vergleichsweise bodenständigen Einblicke in den gemeinsamen Familienalltag gelingen würde, einen folgenübergreifenden Rahmen für die wöchentlichen Weltraumabenteuer zu schaffen. Unabhängig davon, ob dies letztlich gelingen wird, erscheint "Rick and Morty" aber auf jeden Fall als probates Mittel, um sich die Wartezeit bis zum Beginn der mit Spannung erwarteten neuen Harmon-Staffel von "Community" zu vertreiben.
Willi S. - myFanbase
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