Rise - Review des Piloten

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"Rise", die neue High-School-Dramaserie von NBC ist für die einen eine mögliche Nachfolgerin von "Glee", für die anderen ein "Must See", da mit Jason Katims der Serienschöpfer von beliebten Dramaserien wie "Roswell", "Friday Night Lights" und "Parenthood" hinter diesem neuen Projekt steht. Für andere könnte es wiederum eine potenzielle Überbrückung des Blues nach dem Staffelfinale von "This Is Us" sein. Egal von welcher Fraktion aus man sich "Rise" nun annähert, die Fußstapfen, die es auszufüllen gilt, sind groß und das Potenzial daran zu scheitern ebenfalls. Wie also schlägt sich die neue NBC-Serie?

"Rise" weist eine typische Krankheit für einen Serienpiloten auf, denn die erste Folge ist vollkommen von Informationen und Handlungsansätzen überfüllt. Es werden zahlreiche Figuren eingeführt, deren Privatleben immer nur kurz angerissen werden. Die Interaktion untereinander fällt immer sehr knapp aus, so dass man die Beziehungen untereinander kaum bis gar nicht einschätzen kann. Ein weiteres Problem ergibt sich in meinen Augen dadurch, dass auch ein großer Zeitraum abgedeckt wird. Von der Idee des Englischlehrers Lou Mazzuchelli, die Theatergruppe zu übernehmen, hin zu den Castings und dann schon zu zahlreichen Proben, wird alles nur grob angerissen. Das hat mich besonders gestört, da so klassische Handlungsstränge, für die ich viel Potenzial sehe, schon ausgeklammert wurden. Und ob ich nächste Woche überhaupt noch alle Charaktere zuordnen kann - bei dieser Masse - steht auch in den Sternen.

Die Grundidee dieser Serie an sich finde ich eigentlich vielversprechend. Der angesprochene Lou beschließt, dass es mit der zehnten "Grease"-Aufführung der Theatergruppe endlich mal genug ist und schlägt mit "Spring Awakening" (zu dt.: "Frühlings Erwachen" nach dem deutschen Dramatiker Frank Wedekind) ein ungewöhnliches Musical vor, da es für eine High School sehr explizite Themen bespricht, die aber passenderweise sowohl für das Ende des 19. Jahrhunderts, als auch für die aktuelle Zeit große Bedeutung haben. Ich selbst kenne dieses Musical bis auf einzelne Songs, die man aus Listen von besten Musicalsongs kennen kann, nicht und habe mich dementsprechend mit einer neuen Welt konfrontiert gesehen, die mir gut gefällt. Für dieses neue Projekt besetzt Lou nun zahlreiche Schüler, die bisher nicht der Theatergruppe angehört haben und dementsprechend die Etablierten in die Nebenrollen verdrängen. Zudem hat jeder dieser Schüler noch ein privates Drama parat, das natürlich über die gesamte Serie näher durchleuchtet werden soll.

Neben diesen spannenden Grundvoraussetzungen stellt sich mir trotzdem die Frage, wie sich die Serie insgesamt entwickeln soll. Wird es nach "Spring Awakening" weitere Musicals geben, die einstudiert werden oder wird irgendwann auch auf Eigenproduktionen zurückgegriffen. Mit Lin-Manuel Miranda hat schließlich schon ein gefeierter Musicalproduzent ein Musikstück für den Piloten beigesteuert. Ob jedoch mit weiteren Beiträgen zu rechnen ist, ist sicherlich auch angesichts von Mirandas Arbeitspensum fraglich.

Für den Cast der Serie haben sich vor allem unbekanntere Nachwuchsschauspieler zusammengefunden, die auf den ersten Blick vielversprechend wirken, zumal sich einige gute Gesangsstimmen unter ihnen befinden. In meinen Augen stechen schließlich zwei Schauspieler heraus. Das ist zum einen Josh Radnor, der nach dem Ende von "How I Met Your Mother" wieder in einer Hauptrolle zu sehen ist. Bei ihm ist sicherlich besonders spannend, wie er den Sprung vom Comedy- ins Dramagenre packt, aber sein Schauspielern im Pilot hat mir schon gut gefallen. Als zweites möchte ich dann noch Auli'i Cravalho nennen, die in der englischsprachigen Originalverfassung von "Vaiana - Das Paradies hat einen Haken" die Hauptfigur gesprochen hat und zahlreiche Disney-Ohrwürmer (passenderweise geschrieben von Miranda) für den Film eingesungen hat. Auf sie wird im Piloten als Schülerin der meiste Fokus gelegt und ich bin überzeugt, dass sie diese Verantwortung problemlos tragen kann.

Abschließend möchte ich nun noch einmal auf die in der Einleitung angesprochenen drei Fraktionen zurückkommen, die sich für "Rise" interessieren könnten. Die "Glee"-Fraktion kann sich auf sicherlich hochwertig produzierte Musicalszenen freuen, ob aber Interpretationen von bekannten Pop- und Rocksongs zu erwarten sind, wage ich eher zu bezweifeln. Zudem hat man es eben mit einer Dramaserie zu tun, so dass keine Vielzahl an komödiantischen Momenten zu erwarten ist. Die "Friday Night Lights"-Fraktion wiederum kehrt mit "Rise" zur High School zurück, nur dass diesmal nicht Football, sondern die Theatergruppe im Fokus steht. Zudem wirkt die Serie insgesamt deutlich moderner und auch die geballte Dramatik, die Katims normalerweise kreieren kann, ist im Piloten nur in leichten Ansätzen zu erleben. Aber ich bin überzeugt, dass die restlichen neun Episoden der ersten Staffel da noch zu überzeugen wissen. Am schwierigsten fällt mir nun die Prognose für die "This Is Us"-Fraktion. "Rise" ist sicherlich eine sehr gute Dramaserie, die an den Bildschirm fesseln kann. Ob sie aber diese Urgewalt wie "This Is Us" entfalten kann, wird wohl je nach Geschmack entschieden werden.

Fazit

Der Pilot zu "Rise" ist von Handlungen und Figuren regelrecht überschwemmt und wird eigentlich auch zu schnell erzählt. Dennoch sind Potenziale sowohl in der Grundidee als auch im Casting im Übermaß vorhanden. Ob diese aber tatsächlich genutzt werden, wenn es mit Folge 2 ans Eingemachte geht, wird sich zeigen müssen.

Lena Donth - myFanbase

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