Saving Hope - Review des Piloten

Foto:

Mit "Saving Hope" ging am 7. Juni 2012 eine etwas andere Krankenhausserie an den Start. Die legt weniger das Augenmerk auf den medizinischen Aspekt, als mehr auf den psychologisch-mysteriösen. Dem allen übersteht Dr. Charlie Haaris, der nach einem Unfall ins Koma fällt und nun als eine Art Geist durch das Krankenhaus läuft und andere Patienten, die nicht bei Bewusstsein sind, trifft und mit ihnen spricht.

Die Pilotepisode beginnt mit dem Unfall. Das Taxi mit dem das Brautpaar Charlie und Alex zu ihrer Hochzeit fährt, hat einen Zusammenstoß mit einem anderen Fahrzeug. Charlie und Alex scheinen nur leicht verletzt. Doch die Fahrerin des anderen Wagens droht an einem Pneumothorax zu ersticken. Charlie rettet sie mit Hilfe des Inhalts aus Alex' Handtasche und bricht dann bewusstlos zusammen. Sein Zustand verschlechtert sich rapide und schon im Krankenwagen muss er intubiert werden. Er kommt in das Krankenhaus, in dem er eigentlich als Leiter der Chirurgie arbeitet. Seine Kollegen diagnostizieren eine Hirnblutung und stellen fest, dass Charlie im Koma liegt. Derweilen steht Charlies Geist daneben und schaut dem Geschehen um seine Person zu.

Kleine Phantastereien zu Beginn

"Saving Hope" beginnt mit dem Schlüsselereignis der Serie und schwimmt nicht erst noch im Trüben herum. Der Unfall der Protagonisten Charlie und Alex wird recht gut inszeniert und ist an dieser Stelle auch glaubhaft, denn es ist kein verrückter Unfall mit Transportmitteln, die nicht auf eine Straße gehören, sondern ein ganz normaler Autozusammenstoß. Doch gleich danach musste ich schon mit den Kopf schütteln. Selbst wenn eine Person einen Pneumothorax hat, kann man nicht mit einer Nagelschere und der Hülle eines Tampons eine Druckverringerung an einem unbetäubten Torso durchführen, wie es Charlie bei der Autofahrerin tut. Ich hab ob dieser Szene fast schallend gelacht, einfach lächerlich. Auch wie schnell nach dem Notruf die Ersthelfer am Unfallort waren, einfach unrealistisch und so früh in der Serie auch nicht als Stilmittel einzustufen, um Spannung zu kreieren, denn die war durch den Unfall schon gegeben. Nun, davon abgesehen fällt der Zuschauer in die Story hinein, was durchweg positiv ist. Doch dann wird gleich ein Schritt zurück gemacht.

12 Stunden zuvor ...

Wer träumt nicht davon, vor seiner Hochzeit noch schnell eine Schicht in der Chirurgie abzureißen, den kompletten Stab über eine anstehende Operation zu unterrichten, den Patienten aufzusuchen und diese Operation auch noch durchzuführen? Gut, zumindest der letzte Punkt fällt aufgrund schlechter Werte des Patienten weg, aber ein wenig haarsträubend ist das schon. Aber das stilistische Mittel des Rückblicks erfüllt auch seinen Zweck. Es führt dem Zuschauer die Beziehung von Charlie und Alex näher. Nicht nur arbeiten sie zusammen, nein, sie haben auch auf der Arbeit Sex miteinander. Sie kommen zwar wie ein sehr verliebtes Paar herüber, doch während Charlie als smarter Pausenclown beim Zuschauer punkten kann, fragt man sich erst noch, ob Alex immer so unsympathisch ist oder es einfach nur jetzt so ist. Am Ende der Episode weiß man die Antwort auf diese Frage, denn sie ist und bleibt auf Abstand, sowohl zu ihrem Verlobten als auch zum Publikum. Während es Michael Shanks ("Stargate SG-1") schafft, eine Bindung zum Publikum über seinen Charakter herzustellen, kann Erica Durance ("Smallville") diese Hürde nicht meistern.

Das Problem mit dem Hauptcharakter Alex

Der Zuschauer hat nach dieser ersten Episode nicht den Eindruck, dass Alex viel an ihrem Verlobten liegt. Sie vergießt nicht eine Träne, als die Diagnose Koma gestellt wird, noch reagiert sie angemessen, als es darum geht, einer Operation zur Verminderung des Hirndrucks zuzustimmen. So sympathisch Charlie ist, so unsympathisch ist seine Verlobte. Sie trauert nicht und leidet nicht, sie kehrt einfach wieder an ihre Arbeit zurück, gefühlte Sekunden nach dem Unfall. Selbst als sie nach ihrer Schicht an Bett ihres Verlobten kommt und dort eine Zusammenbruch erleidet, der mehr als lächerlich ist, sieht man einfach, wie unpassend die Schauspielerin für die Rolle gewählt ist. Ich weiß nicht, ob sie einfach nicht in der Lage ist, Emotionen zu zeigen, oder nicht so genau weiß, wie man sich in einer solchen Situation benimmt, jedenfalls als Otto Normalverbraucher. Das ist sehr schade, denn dadurch verliert man nicht nur das Interesse an ihrer Figur, sondern auch an allem, was sie sagt.

Joel, Alex' Exfreund und ebenfalls Chirurg, wechselt gerade an das Krankenhaus, als Charlie seinen Unfall hat. Er ist ein Draufgänger und macht sich gleich zu Beginn nicht nur beim Personal des Krankenhauses unbeliebt, sondern auch beim Zuschauer. Er ist richtig schön unsympathisch und dadurch richtig spannend. Das Interesse an diesem selbstverliebten Arzt wächst von Auftritt zu Auftritt. Eine Figur mit viel Potenzial, hervorragend von Daniel Gillies dargestellt.

Fazit

Zusammenfassend behandelt "Saving Hope" ein Thema, das es oft schon in anderen Serien gab, dort jedoch nur eine oder zwei Episoden lang ausgeführt wurde. Hier sehe ich auch schon die erste Herausforderung an das Autorenteam von "Saving Hope". Alleine schon, weil ich sehen will, wie sie es schaffen, das Thema interessant zu halten, würde es sich lohnen, in die nächsten Episoden hinein zu schauen. Personell scheinen sowohl Charlie als auch Joel sehr interessante Figuren zu sein. Es wird sich zeigen, ob die vielen eingeführten Personen in den kommenden Folgen aus ihren stereotypischen Rollen heraustreten werden. Ich persönlich hoffe, dass Alex bald eine bessere Bindung zum Publikum erhält und mehr als einen Gesichtsausdruck drauf hat. Eine Sache ist aber noch besonders nervig, was sicherlich wieder Zuschauer kosten wird. Charlie beglückt einen nach seinem "Erwachen" mit pseudopsychologischen Erkenntnissen über Menschen. Das ganze ist so abgehalftert, dass es schon beim zweiten oder dritten Mal richtig nervig ist. Man wird das Gefühl nicht los, dass die Sprüche bei "Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte" geklaut sind. Ein Stilmittel, das schnell zur Ermüdung führt, spricht Michael Shanks auch noch mit seiner leisen, dunklen Stimme im immer gleichen Tonfall. Die Pilotepisode ist zwar an mancher Stelle weniger spannend oder akkurat, doch die Frage nach dem: "Wie geht es nun weiter?" wird auch den ein oder anderen Zuschauer wieder einschalten lassen. Auf der anderen Seite glaube ich persönlich aber nicht, dass "Saving Hope" das große neue Mystery-Drama ist. Dafür hat man zu oft das Gefühl, dass hier alte Kamellen aufgewärmt werden, zwar mit erfrischenden Darstellern, aber trotzdem irgendwie alt. Es bleibt abzuwarten, ob sich die Serie eine eigene Nische sucht oder einfach ein Mix aus vielen verschiedenen Serien bleibt.

Jamie Lisa Hebisch - myFanbase

Zurück zur "Saving Hope"-Übersicht