Sex&Drugs&Rock&Roll - Review des Piloten

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Mit den Zutaten, die der (herzlich unoriginelle) Titel der Serie verspricht – Sex, Drogen, Rock 'n' Roll – braucht es nicht sonderlich viel Kreativität, um ein solides Abendprogramm für ein bestimmtes Zielpublikum auf die Beine zu stellen. Wenn sich darunter noch ein paar originelle Ideen und gut geschriebene Dialoge mischen, könnte eine solche Serie sogar viele Menschen ansprechen. In Zeiten wie den heutigen, in denen Dank Serien wie "Game of Thrones", "Mad Men" oder "True Detective" mehr denn je auf genau das, auf Screenwriting, Kameraführung und Schauspieler, geachtet wird, erstaunen uninspirierte Sendungen wie "Sex&Drugs&Rock&Roll" umso mehr.

"I don't need a dad, I need a goddamn songwriter."

Foto: Denis Leary, Sex&Drugs&Rock&Roll - Copyright: Danny Clinch/FX
Denis Leary, Sex&Drugs&Rock&Roll
© Danny Clinch/FX

Werfen wir Denis Leary nicht vor, dass schnell der Verdacht aufkommt, er habe seine Idee komplett von der deutschen Mockumentary "Fraktus" geklaut, in der eine fiktive Technoband nach 25 Jahren ein Comeback startet und in der sich echte Musiker lobend über die real nicht existierende Gruppe äußern. Werfen wir ihm nicht vor, dass er genau das Konzept für seine Serie übernommen hat, sondern umschreiben es zu seinen Gunsten mit dem Begriff "Intermedialität". Die Idee ist nämlich, auch wenn es sie schon vorher gab, wirklich witzig. Viel Mühe haben sich die Produzenten allerdings nicht bei der Künstlersuche gemacht: Gerade einmal zwei Rockstars, Dave Grohl (der den vorhersehbaren Satz sagen muss, ohne "The Heathens" hätte es Nirvana nicht gegeben) und Greg Dulli ("The Afghan Wings") treten auf.

Foto: Elizabeth 'Liz' Gillies, Sex&Drugs&Rock&Roll - Copyright: Danny Clinch/FX
Elizabeth 'Liz' Gillies, Sex&Drugs&Rock&Roll
© Danny Clinch/FX

Denis Leary rennt unterdessen mit seiner Richie-Sambora-Frisur als Johnny Rock durch die Gegend und wirkt trotz zahlreicher Szenen, in denen Groupies oder exzessiver Drogenkonsum gezeigt werden, herzlich wenig wie ein echter Rockstar. Der erste Tiefpunkt der Auftaktepisode ist schnell erreicht: Der Rockopa sichtet ein hübsches junges Ding, das ihn vermeintlich anhimmelt. So weit, so klischeehaft. Richtig peinlich wird "Sex&Drugs&Rock&Roll“ in dem Moment, als Johnny in Zeitlupe auf das Objekt seiner Begierde zuschreitet – und platsch! auf dem Boden landet. Wahn-sinn. Diese Art von Witz, die sich leider in späteren Szenen als typisch für die Serie erweist, meiden selbst die schlechtesten aller schlechten Sitcoms schon seit Anfang der 1990er Jahre. Oder sagen wir es so herum: "Sex&Drugs&Rock&Roll" hat Mut zum Trash – nur leider ganz ungewollt, und nicht selbstironisch überzogen.

Foto: John Corbett, Sex&Drugs&Rock&Roll - Copyright: Danny Clinch/FX
John Corbett, Sex&Drugs&Rock&Roll
© Danny Clinch/FX

Schlimmer ist allerdings die eindimensionale Charakterzeichnung. Der alternde Rockstar, der immer noch an vergangenen Tagen festhält. Die ehemaligen Bandmitglieder, die alle verstritten sind. Und als krönender Tiefpunkt: Gigis Freundin ist das klischeehafteste Dorfmädel aus Ohio schlechthin, ein holzschnittartig gezeichnetes, gedankenlos vor sich hinplapperndes blondes Dummchen. Da haben sich die Drehbuchautoren aber wirklich Mühe gegeben. Komisch, dass eine so möchtegern-taffe Frau wie Gigi sich das Naivchen als Freundin geangelt hat – oder dient sie der Selbstbestätigung Gigis? Diesem durch die Bank unsympathischen Charakter wäre es zuzutrauen. Denn Gigi ist die mit Abstand schlimmste Figur der Serie. Nachdem sich ohne große Umschweife herausstellt, dass sie Johnnys Tochter ist, findet keinerlei Aufarbeitung statt. Es gibt kein Drama, keine Vorwürfe, weder Hass noch Zuneigung, jede Art von Emotion, die einer solchen Offenbarung gerecht würde, bleibt schlichtweg aus. Gigis einziges Lebensziel ist, so schnell wie möglich berühmt zu werden. Dabei setzt sie vor allem ihr Aussehen ein. Das ist sogar der nervtötendste Aspekt bei "Sex&Drugs&Rock&Roll“: Sobald es um Gigi geht, geht es nur um ihre Optik. Gigi selbst wird nicht müde darüber zu reden. Wer hingegen müde wird, ist der Zuschauer, der sich über zwanzig Minuten – sorry – gequirlte Kacke anschauen muss. Am Ende triumphiert Gigi und legt eine makellose Performance mit einer Band hin, mit der sie noch nie geprobt hat und die selbst seit Jahrzehnten nicht zusammen gespielt hat. Logo, Wunderkind Gigi rettet die Welt.

Fazit

Manchmal braucht man ein paar Folgen, um mit einer Serie warm zu werden. Und manchmal ist schon nach ein paar Minuten deutlich: Is' nix. Von "Sex&Drugs&Rock&Roll" bleibt dem Zuschauer keine Szene dauerhaft in Erinnerung. Es ist die pure Langeweile, die beim Schauen dieser Sendung vorherrscht. Besserung kann auch für die nächsten Episoden nicht erwartet werden.

Isabella Caldart - myFanbase

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