Sherlock - Review
#3.01 Der leere Sarg (8/9)

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Nachdem die Zuschauer vor fast zwei Jahren mit einem gewaltigen Cliffhanger sprachlos vor dem Fernseher sitzen gelassen wurden, kehrt der Kultdetektiv endlich aus der Pause und aus seinem Grab zurück. Die zeitliche Pause zwischen den Staffeln wird in die Geschichte übertragen und so finden wir uns zwei Jahre später in London wieder. Dr. Watson hat den Verlust seines Freundes noch nicht wirklich verarbeitet, doch hat er mit seinem Leben weiter gemacht, sich einen Schnurrbart wachsen lassen und, ganz zum Erstaunen von Mrs. Hudson, die Watson für homosexuell hält, eine Freundin gefunden.

Episodenbeschreibung von #3.01 Der leere Sarg

"One word Sherlock, one word that is all I would have needed! One word to let me now, that you are alive."

Foto: Martin Freeman & Benedict Cumberbatch, Sherlock - Copyright: polyband
Martin Freeman & Benedict Cumberbatch, Sherlock
© polyband

Das Wiedersehen von Watson und Sherlock ist genial inszeniert. Man weiß genau wie Watson sich fühlt, leidet mit ihm mit. War er doch zwei Jahre lang in dem Glauben, dass sein Freund tot ist und nun schaut er in das schnurrbartgepinselte Gesicht von Sherlock, der sich als Kellner ausgibt während er selbst gerade seiner Freundin einen Heiratsantrag machen möchte. Watson durchlebt das absolute Gefühlschaos, wunderbar gespielt von Martin Freeman, als er Sherlock fassungslos in das Gesicht blickt. Auf der einen Seite die Freude, dass Sherlock am Leben ist, auf der anderen Seite der Schock darüber. Sherlock allerdings hat bis auf einen Kommentar über Watsons Schnurrbart nichts zu ihm zu sagen. Dass sich Watson dann auf ihn stürzt und ihn zu Boden schmeißt ist absolut nachvollziehbar. Auch als dies einige Minuten später nochmal passiert, als er erfährt, dass außer ihm ein Dutzend Leute darüber Bescheid wussten, dass Sherlock noch am Leben ist. Der geplante Terroranschlag ist in dieser Episode fast nebensächlich. Der Fokus liegt zu Recht viel eher auf der Freundschaft zwischen Sherlock und Watson und wie dieser mit der plötzlichen Wiederkehr seines Freundes umgeht. Beide haben sich in den zwei Jahren vermisst und können eigentlich gar nicht mehr ohne einander leben. Deutlich wird dies, als beide ihrer jeweiligen Arbeit nachgehen und von dem Geist des anderen unterstützt beziehungsweise verfolgt werden. Ein Höhepunkt ist ohne Zweifel Watsons Rettung aus dem Freudenfeuer durch Sherlock und Mary. Sherlock zögert keine Sekunde um so schnell wie möglich zu seinem Freund zu kommen und ihm das Leben zu retten. Der Schock ist ihm ins Gesicht geschrieben, als er das Feuer sieht. Umso erleichterter und ausgelassener ist er später im U-Bahn-Waggon als er darüber lacht, wie Watson nur darauf wartet, dass das ganze Abteil explodiert. Wie wichtig Sherlock Watson ist, wird einmal in seiner Abschiedsrede deutlich in der er ihm gesteht, dass er der beste und weiseste Mensch ist dem ihm je begegnet sei und dann später noch einmal als er ihm von seiner Grabrede erzählt. Er habe sich nichts sehnlicher gewünscht, als dass Sherlock aufhöre tot zu sein. Sherlock hat zugehört und ließ dieses Wunder für seinen Freund wahr werden.

"I do not shave for Sherlock Holmes." - "Oh you should put this on an T-Shirt."

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Martin Freeman & Benedict Cumberbatch, Sherlock
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Ein weiterer Aspekt dieser tollen Auftaktfolge war der Gag der sich bis zum ersten Drittel der Folge konsequent durchzog. Die Rede ist hier natürlich von Watsons Schnurrbart. Zuerst angemerkt von Mrs. Hudson und später mehrere Male in wirklich herrlich unpassenden Momenten von Sherlock. Statt sich zu entschuldigen, dass er zwei Jahre lang seinen Tod vorgetäuscht hat, fragt er Watson nur ob er den Schnurrbart behalten will. Später, als die Aussprache der beiden folgt und Watson Sherlock zu Recht mehr als laut und deutlich seine Meinung sagt, fragt er ihn abermals ob er sich wirklich sicher wegen des Schnurrbarts sei. Als Mary gesteht, dass ihr die Behaarung ebenfalls nicht gefällt, gibt Watson schließlich klein bei. Noch am Abend rasiert er sich den Schnurrbart ab. Mary findet dies sehr amüsant, denn kaum mache Sherlock eine Bemerkung deswegen, folgt er dessen Meinung.

Ein weiterer Pluspunkt dieser Episode sind die Flashbacks der zahlreichen Möglichkeiten wie Sherlock es doch geschafft haben mag, unbeschadet von dem Dach herunter zu kommen. Alle uns präsentierten Ideen könnten stattgefunden haben, wobei ich die Möglichkeit des Mitglieds aus Andersons Gruppe, dass Moriarty und Sherlock zusammen lachend und küssend auf dem Dach gesessen haben, doch für sehr unwahrscheinlich halte. Wie Sherlock es nun letztlich tatsächlich geschafft hat, erfahren wir in dieser Folge leider nicht definitiv. Ob wir es je erfahren werden, wage ich zu bezweifeln. Eigentlich macht dieses Nicht-Wissen sondern das Spekulieren, wie es denn passiert sein mag, sowieso mehr Spaß und solch ein Rätsel gehört auch irgendwie zu dem Mysterium Sherlock Holmes dazu.

Watson am Rande des Wahnsinns – Meistermanipulator Sherlock

Foto: Benedict Cumberbatch & Martin Freeman, Sherlock - Copyright: polyband
Benedict Cumberbatch & Martin Freeman, Sherlock
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Wie eingangs schon erwähnt wird Dr. John Watson in dieser Folge mehrmals von Sherlock gefühlsmäßig auf die Probe gestellt. Zunächst sein plötzliches Auftauchen während Watsons Verlobung und später in der U-Bahn, als Sherlock seinen Freund die ganze Zeit davon ausgehen lässt, dass das Abteil in wenigen Minuten explodiert. Er erlebt in dieser Episode, Trauer, Schock, Freude und Todesangst und nimmt es letztendlich doch mit Humor.

Sherlock hingegen amüsiert sich von Beginn bis zum Ende durchgängig. Erstmal natürlich über den Schnurrbart Watsons. Im Laufe der Folge wird ihm dann endlich bewusst, was er Watson angetan hat indem er ihn in Unwissenheit über sein Schicksal ließ. Als er sich bei ihm zum wiederholten Male entschuldigt, weiß man wie ernst es ihm mit der Entschuldigung ist. Mit der Rettung Watsons aus dem Feuer macht er fast alles wieder gut, wäre da nicht die Szene im U-Bahn-Waggon. Hier lässt er seinen Freund wieder in Unwissenheit über die Abschaltung der Bombe und amüsiert sich wieder über seine Angst.

In solchen emotional vielschichtigen Szenen kann man erkennen, dass Benedict Cumberbatch sowie Martin Freeman die Idealbesetzung dieser Rollen sind. Derzeit könnte ich mir auch niemand anderes als diese beiden Hauptdarsteller in dieser Serie vorstellen. Man sieht ihnen an, wie viel Talent sie haben und mit wie viel Spaß sie ihre Rollen leben. Jede Facette und jede Gefühlsregung der jeweiligen Charaktere werden nahezu perfekt gespielt und man nimmt ihnen diese Rollen hundertprozentig ab.

Fazit

Es ist herrlich das Duo wieder zurück zu wissen, als Ermittler und auch als Freunde. Wo Watson zunächst geteilter Meinung über Sherlocks Rückkehr ist, kann sich der Zuschauer nur freuen. Der Auftakt enthält eine ordentliche Portion Witz, einen guten Fall, zwei wunderbare Hauptdarsteller und eine tolle Freundschaft zwischen zwei doch sehr unähnlichen Männern. Die volle Punktzahl vergebe ich an dieser Stelle nur nicht, da ich sehen möchte, ob die nächsten beiden Episoden der Staffel diese Folge noch übertreffen können.

Anika W. - myFanbase

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