Interview mit Kenny Johnson
14. August 2015 | Ein Interview mit Kenny Johnson ist wie ein tolles, anregendes Gespräch mit dem besten Freund über Lieblingsserien. Er aber hat in diesen Serien, einigen der besten im TV, mitgespielt, und kann großartige Einblicke gewähren, was er auch tat, als wir uns beim Sons of Anarchy Party Weekend in Oberhausen für eine wunderbar witzige und entspannte Unterhaltung zusammensetzten. Kenny spricht über seinen Job und seine Charaktere mit so viel Herz, wie man es sich als Fan nur wünschen kann. Daher waren wir froh, ihm eine Menge Fragen stellen zu können, zunächst über "The Shield" und seine neue Serie "Secrets and Lies".
Hier klicken, um Kennys Antworten zu "Sons of Anarchy", "Bates Motel" und "Chicago Fire" zu lesen.
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Hier könnt ihr das Originalinterview nachlesen. | Read the original interview in English.
Secrets and Lies:
Du bist in Staffel 2 dabei, welche mit Staffel 1 nur durch Cornell (Juliette Lewis) verbunden ist. Wir haben erfahren, du spielst jemanden mit einer Mission, der vor nichts Halt macht. Worauf freust du dich am meisten?
Genau darauf! Man weiß nicht, warum er da ist, er sucht etwas. Er ist ein New Yorker Polizist, der sein eigenes Ding verfolgt. Ich kann euch die Hintergrundgeschichte natürlich noch nicht verraten, aber weil er ein bestimmtes Ziel verfolgt, wird er einer der Verdächtigen in dem Mordfall, der in diesen 10 Episoden aufgeklärt werden soll. Er ist ziemlich mysteriös, zweifelhaft, soll gewalttätig sein, bedrohlich, und er taucht ständig zum ungünstigsten Zeitpunkt für all die anderen Charaktere auf. So wird es für sie ungemütlich, und mit der Zeit enthüllt es sich dann, wer er ist und warum er da ist. Es ist ziemlich cool, ich denke, es wird super.
Ich freu mich drauf!
Vielen Dank!
The Shield:
Als wir mal mit Walton Goggins sprachen, sagte er "Shawn Ryan hatte einen Masterplan, aber dieser änderte sich mittendrin je nachdem, was er sah, Woche zu Woche, Episode zu Episode." Kam das bei dir auch vor, dass sich deine Handlung änderte?
Shawn schrieb den Piloten und hatte erstmal noch nichts im Anschluss. Als FX grünes Licht gab, war es der erste Pilot, den er je verkauft hatte. Und er dachte sich, ich habe keinen Plan, weil ich nicht wusste, ob sie ihn nehmen. Aber sie kauften das Skript, drehten den Piloten und die Serie bekam grünes Licht. Also musste er sehen, wie es weitergehen sollte. Ich weiß, er hatte Vic Mackey als treibende Kraft für die Serie, aber ursprünglich basierte noch nicht alles auf dem Strike Team. Bevor die Serie losging, engagierte Shawn Walton und mich für den Hauptcast, und als sie sahen, dass die Chemie zwischen uns stimmte, entwickelte sich die Handlung in Richtung Strike Team und Korruption in der Abteilung. Ich weiß genau, was Walt meint, von Woche zu Woche, wenn Shawn bei der Darstellung eines Charakters etwas sah, was nicht im Drehbuch stand, kam er auf Ideen und ging ihnen nach. Wenn also bei jemandem emotional etwas los war oder einer seltsame Eigenheiten hatte, fesselte ihn das und er drehte die gesamte Handlung in diese Richtung. Es gab also nicht viele Regeln im Sinne von, so sehen die sieben Staffeln aus und so will ich sie haben.
Wenn das Publikum eine starke Verbindung zu einer Figur aufgenommen hatte, entschied er sich, Lem ist das Gewissen dieser Gruppe von Jungs und der Serie an sich, und wenn wir ihn rausnehmen, ist das der Anfang vom Ende. Damit kam er zu Anfang der fünften Staffel und er versuchte, es bis zum Ende umzusetzen. So hatte man es sich verdient, dass die Zuschauer das Gefühl hatten, nachdem das Gewissen ermordet worden war, ging es über die letzten Staffeln nur noch bergab und endete für Mackey, wie es enden musste.
Du bist schon angelangt an deiner Sterbeszene, die wirklich herzzerreißend war! Wie wurdest du darüber informiert und wie war es, die Serie nach fünf Jahren zu verlassen?
Ich fand es ungefähr vier Monate, bevor es gedreht wurde, heraus. Shawn sagte mir, was er plant und warum er es so plant. Es war das Beste für das Fortschreiten der Handlung. Ich war am Boden zerstört, weil wir alle zusammen angefangen hatten und auch zusammen aufhören wollten. Walton, Michael (Chiklis) und ich waren unzertrennlich, wir waren die besten Freunde. Dass das also enden musste, war wirklich hart. Ich habe es niemandem verraten, bis sie einer Woche vorher das Skript bekamen, weil ich Shawn das versprochen hatte...
Nicht mal Walton wusste etwas?
Mit uns ist das so, er und ich waren schon vor der Serie die besten Freunde. Er kennt mich also und konnte spüren, dass etwas nicht stimmte, aber ich habe nichts verraten. Er hat aber nachgebohrt und meinte, hör zu, ich frage dich jetzt etwas und wenn die Antwort ja ist, dann sag einfach gar nichts. Verlässt du die Serie? Ich habe einfach nur weggeschaut und er brach zusammen, sprang in sein Auto und fuhr weg. Er war total emotional geworden und dadurch bin ich emotional geworden und rief ihn an, damit er niemandem etwas verrät, weil ich das Shawn ja versprochen hatte. Er versprach das natürlich. Für mich war es hart, die Serie zu verlassen, weil das wie meine Familie war. Ich habe zwar das Set noch besucht, aber das war schwer. Ich konnte auch die Serie noch anderthalb Jahre lang danach nicht anschauen, weil ich zu tief damit verbunden war und es sich im Herzen falsch anfühlte. Aber anderthalb Jahre später dachte ich, ok, die Serie endet bald, ich muss aufholen, also schaute ich sie dann am Stück.
Wenn du zurückblickst, was würdest du sagen, hast du bei der Arbeit an der Serie gelernt?
Das Wachsen eines Charakters natürlich und Beziehungen zwischen Charakteren, die zwischen uns bei der Serie so real wurden, dass ich dadurch ein besserer Schauspieler wurde. Und es kamen Leute wie Glenn Close und Forest Whitaker, und die Arbeit der Autoren spricht für sich selbst. David Mamet und Frank Darabond kamen, um Regie zu führen, und noch andere hoch gehandelte Leute wollten Teil dieser Serie sein, weil es hier einfach ums Storytelling und gute Drehbücher ging und nicht darum, ob es sich nun um TV oder Film handelt. Es war Wahnsinn!
Erinnerst du dich an etwas, was du speziell als Herausforderung empfunden hast?
Ich versuche, alles so echt wie möglich zu machen, insofern machte ich es zu einer persönlichen Sache, wenn der Charakter Lem in einer Situation war, wo wir unschuldige Menschen reingeritten oder ihnen eine Falle gestellt haben, nur um von unserer Spur abzulenken. Ich nahm das mit nach Hause. Was wenn ich das wäre? Wie würde ich mich fühlen? Ich ließ es also an mir nagen, all diese Schuld und Unruhe. Ich bekam tatsächlich Bauchkrämpfe, die Shawn dann in die Serie einbaute. Ich hatte die wirklich, weil man ja versucht, sich in diese Figur hineinzuversetzen. So lief das von Woche zu Woche und in der fünften Staffel angekommen, ging ich kaum mehr vor 3 Uhr ins Bett, musste um 4.30 Uhr aber schon wieder für die Dreharbeiten aufstehen. Das macht dich schon ein bisschen fertig und du fühlst dich, als lebst du selbst dieses Leben. Das war die Herausforderung für mich.
Hier klicken, um Teil 2 des Interviews mit Kenny Johnson zu lesen.
Nicole Oebel - myFanbase
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