Sons of Anarchy - Review
#6.13 Bis zum Äußersten (9/9)

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Was passiert mit Tara?! Das war die Frage, die das Finale der sechsten "Sons of Anarchy"-Staffel trug und Kurt Sutter hat diese beantwortet. Auf eine Weise, die wohl nur er draufhat: schockierend, brutal und vor allen Dingen blutig. Mit einem Jax, der nach diesem Finale nicht mehr der sein wird, der er mal war.

Jax sortiert seine Gedanken

Foto: Charlie Hunnam, Sons of Anarchy - Copyright: James Minchin/FX
Charlie Hunnam, Sons of Anarchy
© James Minchin/FX

Die Folge beginnt mit Jax an einem Ort, an dem ich ihn erwartet hatte: auf dem Friedhof, an Opies Grab gelehnt und in sein Tagebuch schreibend. Nachdem ihm Tara in der vorhergegangenen Folge Thomas und Abel genommen hat, um die beiden in Sicherheit zu bringen, sitzt er nun alleine an dem Ort, an dem er sich seinem besten Freund am nächsten fühlt, und schreibt an seine Jungs. Die Art und Weise, wie der Präsident der Sons seine Worte wählt, lässt die Spannung für die Episode nur noch weiter steigen und als er sagt, dass er mit Opie seinen "True North" verloren hat, bekommt man unweigerlich eine Gänsehaut. Zu Beginn der Folge steht nicht nur sein Familienleben, sondern auch das der Sons auf dem Spiel und was in den nächsten knapp 50 Minuten passiert, wird den Fans wohl noch lange in Erinnerung bleiben.

Große Entscheidungen

Foto: Mark Boone Junior, Charlie Hunnam & Tommy Flanagan, Sons of Anarchy - Copyright: 2013 Prashant Gupta/FX Networks
Mark Boone Junior, Charlie Hunnam & Tommy Flanagan, Sons of Anarchy
© 2013 Prashant Gupta/FX Networks

Die nächste Gänsehaut erzeugende Szene findet im Scoops and Sweets statt, als Bezirksstaatsanwältin Patterson sich auf ein Wort mit Jax zusammen setzt. Was folgt ist einer der besten Monologe, die die Serie je gesehen hat. Sie macht ihm klar, dass alles, was an diesem Tag geschehen wird, unweigerlich auf ihn zurückfällt, und spricht somit das aus, was Jax wohl schon den ganzen Tag durch den Kopf geht. Wird er das Leben der Frau, die er liebt, aufs Spiel setzen und seine Kinder ohne Mutter aufwachsen lassen, um die Existenz seines Clubs zu gewährleisten, oder wird er sein Versprechen, dass er Tara in der vierten Staffel gegeben hat, einlösen und ihr und den Kindern die Möglichkeit geben, außerhalb von Charming in einer für sie sicheren Umgebung zu leben? Patterson macht ihm an dieser Stelle klar, dass er vor allen Dingen Vater und Ehemann ist und das noch vor seiner Stellung im Club. Jax selber sagt nicht ein Wort, stattdessen sieht man hinter seinen mit Tränen gefüllten Augen den Zwiespalt und den inneren Kampf, der wohl noch nie größer war als in dieser Situation.

Die nächste Szene zeigt den Club am Tisch, wo Jax seine Brüder auf den neusten Stand bringt, was Tara angeht. Er stellt fest, dass sie bereit war, einen Deal mit der Staatsanwaltschaft einzugehen, diesem aber (bisher) nicht nachgegangen ist. Das Auffinden seiner Ehefrau und seiner Kinder hat nun höchste Priorität, denn er und der Club wollen sie davon überzeugen, die Sons nicht zu verraten. An dieser Stelle stellt Juice die Frage, die sich wohl jeder stellt: "Und was passiert, wenn uns das nicht gelingt?" Jax' Antwort auf diese Frage ist überraschend, oder eben auch nicht, wenn man bedenkt, wie sehr ihn Tara bereits hintergangen hat: "Dann tun wir, was wir tun müssen." ...ein eindeutiges Indiz dafür, dass er keinen Unterschied machen will zwischen Tara und jedem anderen, der dem Club in die Quere kommt.

King Nero

Foto: Jimmy Smits, Sons of Anarchy - Copyright: James Minchin/FX
Jimmy Smits, Sons of Anarchy
© James Minchin/FX

Das Meeting wird durch Alvarez unterbrochen, dessen Verhältnis zu Jax durch den Wechsel des Waffengeschäfts an Marks sowieso schon angespannt ist. Und als der Präsident der Mayans unserem Protagonisten dann auch noch erzählt, dass die Mayans planen, ein Charter in Stockton zu eröffnen, kann man die Anspannung förmlich spüren. Der Fakt, dass sich Nero offensichtlich den Latinos wieder zuwendet und Alvarez beratend zur Seite steht, macht Jax mehr als wütend. Als die beiden wenig später bei einem geplanten Treffen zwischen Marks, Alvarenz und den Sons aufeinander treffen, scheint die Situation kurzzeitig zu eskalieren. Nero lässt Jax wissen, dass Juice ihm erzählt hat, dass der Präsident der Sons of Anarchy sein Clubmitglied dazu gezwungen hat, Darwaney (die Mutter des Jungen, der den Amoklauf in der ersten Folge der Staffel begangen hat) umzubringen und es wie eine Überdosis aussehen zu lassen. Damit trifft er seinen Geschäftspartner an einer sehr empfindlichen Stelle: Er bricht sein Vertrauen in ihn.

Familie ist für Nero das Wichtigste und der Fakt, dass der Mensch, den er fast als seinen eigenen Sohn ansieht, ihn auf eine solche Art hintergeht, lässt Nero wütend werden. Wäre Marks' zweiter Mann in diese Situation nicht aufgetaucht, so wären mit Sicherheit die Fäuste geflogen. Dass Marks nicht persönlich auftaucht, enttäuscht Alvarez, er fühlt sich nicht ernst genommen, und als Tyler den Schrottplatz verlässt, erschießt er die anwesenden One-Niners. Das dürfte Marks ganz und gar nicht gefallen. Es riecht förmlich nach einem Straßenkrieg um das Waffengeschäft in Charming.

"Rette unsere Jungs!"

Foto: Maggie Siff, Sons of Anarchy - Copyright: James Minchin/FX
Maggie Siff, Sons of Anarchy
© James Minchin/FX

Zur besten Szene in sechs Jahren "Sons of Anarchy" kommt es auf Abels Lieblingsspielplatz: Das Aufeinandertreffen zwsichen Jax und Tara! Der Ausdruck auf Taras Gesicht, als Abel an ihr vorbei rennt und "Daddy!" ruft, ist pure Panik. Sie hält Thomas so eng an sich gedrückt, wie sie nur kann, muss ihn aber doch an ihren Mann, der kein Wort zu ihr sagt, abgeben. Jax übergibt, immer noch wortlos sein Kind an Juice und fordert Tara auf sich hinzusetzen. Alleine die ersten paar Minuten dieser Szene verursachen Gänsehaut und die Anspannung und Panik, die Tara durchlebt sind förmlich greifbar. Sie bittet Jax, ihr nichts vor den Kindern anzutun, und ist sich mit dieser Aussage im Klaren darüber, was nun wohl folgen wird.

Jax überrascht uns in dieser Sekunde jedoch, indem er ihr antwortet, dass dies nicht das ist, was er will. Was folgt ist der verzweifelte letzte Versuch einer Frau, die denkt alles verloren zu haben, ihrem Mann klar zu machen, warum sie getan hat, was sie eben getan hat. Tara erinnert Jax an sein Versprechen, die Kinder vor diesem von Gewalt geprägten Leben zu bewahren, und führt ihm schmerzvoll vor Augen, wie sehr er dieses gebrochen hat. Unser Protagonist sitzt verletzt und zutiefst getroffen von den Worten seiner Frau ihr gegenüber und hört ihr zu. Dann überrascht er alle mit der Aufforderung: "Sei eine Mutter für unsere Kinder und rette unsere Jungs." Ein absoluter Gänsehautmoment und die wohl beste Leistung von Charlie Hunnam und Maggie Siff in all den sechs Staffeln "Sons of Anarchy". Maggies Tränen und Charlies Ausdruck der Enttäuschung, des Schmerzes und der Ratlosigkeit bescheren den Fans einen Wow-Moment nach dem anderen!

Außerdem ist diese Szene noch einmal emotionaler, wenn man bedenkt, dass die beiden das getan haben, was sie die gesamte Staffel über nicht hinbekommen haben: Sie haben endlich wieder miteinander kommuniziert. Diese unerträgliche Distanz und emotionale Kälte der beiden, hat den Jax- und Tara-Fans das Herz gebrochen. Dass Jax in dieser Szene seinen eigenen Willen hinter den seiner Frau und ganz besonders seiner Kinder stellt, ist heroisch!

Der Deal

Foto: CCH Pounder & Charlie Hunnam, Sons of Anarchy - Copyright: 2013 Prashant Gupta/FX Networks
CCH Pounder & Charlie Hunnam, Sons of Anarchy
© 2013 Prashant Gupta/FX Networks

Als die Staatsanwältin sich wenig später im Hotel mit Tara treffen will, erlebt sie eine Überraschung. Tara ist nicht allein auf ihrem Zimmer, sondern Jax sitzt in alter "Der Pate"-Manier im Sessel. Er macht ihr unmissverständlich klar, dass seine Ehefrau den Deal nicht eingehen wird; stattdessen wird er sich als alleiniger Schuldiger für das Schulmassaker stellen. Seinem Club wird dabei nichts angehangen, Patterson hat den Verantwortlichen für das Drama, die Anklage gegen Tara wegen Beihilfe zum Mord wird fallen gelassen und Tara bekommt die Möglichkeit, die Kinder überall hinzubringen, wo sie will, was bedeutet: raus aus Charming.

Man hat das Gefühl, dass man den "alten" Jax zurück hat, mit der Qualität, die so viele an ihm schätzen: Er opfert sich für das Wohl seiner beiden Familien und gibt somit Tara und den Kids die Chance, ein normales Leben zu führen, und sichert gleichzeitig das Fortbestehen seines geliebten Clubs. Da dieser gleichzeitig sein Waffengeschäft mit den Iren an Marks abgeben will, scheint Jax das umsetzen zu können, was JT nie geschafft hat. Er bringt den Club zu dem zurück, was er eigentlich mal war: Eine Gruppe von freiheitsliebenden Bikern, die einfach nur leben wollten, ohne die Fesseln von Regeln und Gesetzen.

Jeder "Sons of Anarchy"-Fan dürfte spätestens als Patterson dem Deal zustimmmt misstrauisch geworden sein, denn die Sache lief doch viel zu gut um wahr zu sein. Und die Skepsis war mehr als berechtigt!

Gemma vs. Tara

Foto: Katey Sagal, Sons of Anarchy - Copyright: James Minchin/FX
Katey Sagal, Sons of Anarchy
© James Minchin/FX

Das schockierende Finale nimmt nach dem Deal mit der Staatsanwältin seinen Lauf: Unser äußert gegenüber Gemma seine Vermutung, dass Jax aufgrund von Taras Aussage verhaftet wird. Die Königin der Old Ladies überkommt die Panik und Wut und sie versucht gleich das Haus zu verlassen, um Jax zu suchen. Auf der Suche nach ihrem Sohn fährt sie gleich zu seinem Haus an, in dem Tara friedlich lächelnd steht. Schließlich ist sie kurz davor, alles zu bekommen, was sie wollte: Sie wird nicht mehr ins Gefängnis müssen, sie muss keine Angst mehr vor Jax und dem Club haben, und das Wichtigste: Sie kann ihre Kinder vor einem Leben in und um den Club herum bewahren. Diese Glückseligkeit endet jäh, als sie auf Gemma trifft. Es ist zu spät!

Jax' Mutter kann ihre Schwiegertochter packen, rammt ihr ein Bügeleisen in den Bauch, ertränkt sie anschließend im dreckigen Spülwasser und rammt ihr anschließend eine Bratengabel mehrmals in den Kopf. Einer der wohl brutalsten Morde in der Geschichte von "Sons of Anarchy" und einer, den die Fans so schnell nicht mehr vergessen werden. Juice und der Sheriff finden Gemma und die tote Tara und der Sheriff erklärt der betrunkenen und bekifften Old Lady, dass Tara Jax nicht verraten hat, sondern dass ihr Sohn vielmehr selber einen Deal abgeschlossen hat und sich der Polizei stellen will. Als er den Vorfall melden will, wird er hinterrücks erschossen und die Kamera zeigt einen irre dreinblickenden Juice. Für einige Sekunden nach den Schüssen auf Roosevelt ist man sich zunächst nicht sicher, ob Gemma auch dran glauben muss, aber dann folgt der nächste Schock: Er bietet ihr seine Hand an und hilft ihr auf! Dabei sagen weder Gemma, noch er auch nur ein Wort. An dieser Stelle ein riesiges Kompliment an Theo Rossi und Katey Sagal für eine herausragende schauspielerische Leistung, diese Szene war mit Sicherheit nicht einfach zu spielen. Aber was bedeutet diese Szene nun für die nächste Staffel? Juice hat nun etwas gegen Jax' Mutter in der Hand und Gemma ist nach dieser Tat wirklich alles zuzutrauen. Auf dieses Duo darf man in der siebten und gleichzeitig letzten Staffel mehr als gespannt sein.

Jax' Abschied

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Als wäre Taras Todeszene nicht schon schlimm genug gewesen, folgt ein weiterer hochemotionaler Moment: Jax verabschiedet sich von seinen Kindern und seinem Club. Die nächsten 25 Jahre wird er, so sieht es zu dem Zeitpunkt jedenfalls aus, hinter Gittern verbringen. Für die Zeit seiner Abwesenheit hat er Bobby zum neuen Präsidenten ernannt, was uns genauso überrascht hat wie den Vize-Präsidenten Chibs. Dieser dürfte mehr als verärgert über diese Entscheidung sein, hat er "Jackie-Boy" doch behandelt wie seinen eigenen Sohn und ihn in seinen Entscheidungen immer unterstützt! Was dies für Konsequenzen haben wird, ist abzuwarten.

Was nun folgt ist der Moment, den ich gehofft hatte zu umgehen: Jax kommt nach Hause und findet seine tote Frau in einer Blutlache auf dem Küchenboden. Der schockierte Blick, als er in die Küche kommt und realisiert, was er sieht; wie er die tote Tara in den Arm nimmt und mit zitternden Händen doch noch hofft, dass sie am Leben ist und der Moment in dem er realisiert, dass er die Liebe seines Lebens nicht mehr retten kann, hat mir das Herz gebrochen. Und wieder einmal zeigt Charlie Hunnam seine ganze Stärke. Ich kenne kaum einen männlichen Schauspieler, der diese hochemotionalen Szenen so gut spielt wie er. Jax verabschiedet sich in diesem Moment nicht nur von Tara, sondern auch Charlie von seiner Schauspielpartnerin Maggie Siff, was diesen Moment so echt wirken lässt.

Diese Momente sind in der Fernsehlandschaft sehr selten geworden: Die Momente, die einen einnehmen, die so echt wirken und in denen man das Gefühl hat, dass nicht mehr geschauspielert wird. Ich ziehe meinen Hut vor Kurt Sutter und der "Sons of Anarchy"-Crew, die es geschafft haben, ein Finale zu kreieren, dass voller solcher Momente ist. Ein würdiger Abschied für Maggie Siff. Zieht man nämlich die gesamte Staffel in Betracht, so war es ihre Staffel! Sie konnte ihr ganzes Talent zeigen, besonders im Finale!

Dieser Moment wird Jax und seine Familie für immer verändern. Abel und Thomas haben nicht nur ihre Mutter verloren, sondern gleichzeitig die Chance auf ein normales Leben außerhalb von Charming. Und für Jax bedeutet der Tod seiner Frau, dass er den letzten Halt in seinem Leben verloren hat. Zu Beginn der Folge schrieb er noch in sein Tagebuch, wie Opie es immer geschafft hat, ihn wieder auf die gerade Bahn zu lenken, diese Aufgabe fiel nach dem Tod seines besten Freundes auf Tara, die dies mal mehr, mal weniger gut geschafft hat. Ohne seinen "True North" hat er wohl kaum eine Chance darauf, aus der Wut, die sicherlich aus diesem Moment geboren werden wird, herauszubrechen. Man darf gespannt sein, wie es mit ihm in der nächsten Staffel weiter geht.

Das Finale der sechsten Staffel war ein hochexplosives und lässt so viele Fragen für die siebte und letzte Staffel von "Sons of Anarchy" offen. Wird Jax herausfinden, dass es seine eigene Mutter war, die seine Ehefrau ermordet hat? Was wird Juice mit den Informationen, die er gegen Gemma in der Hand hat, anstellen? Wie geht es mit dem Club weiter, jetzt wo sie nicht mehr mit den Iren zusammenarbeiten? Wird es zu einem Krieg auf Charmings Straßen um die Vorherrschaft im Waffengeschäft kommen? Was passiert mit Abel und Thomas? Und die Frage, die wohl alles überwiegt: Wie wird die Serie enden?!

Nicola Porschen - myFanbase

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