Spartacus - Review Staffel 2
Vengeance
Spartacus hat das Haus des Batiatus zu Fall gebracht und mit ihm Batiatus selbst. Der erste Teil seines Aufstandes ist geglückt, die Gladiatoren haben sich ihm angeschlossen und folgen nun seinem Plan. Dieser besteht aus verschiedenen Phasen: zunächst mehr Sklaven befreien, um die Gruppe seiner Mitstreiter zu vergrößern, sich an einen geschützten Ort begeben, um die Neuen zu Kämpfern auszubilden und dann gemeinsam und gestärkt Rom ins Wanken zu bringen. Ein ambitionierter Plan, mit dem er natürlich auf allerlei Hindernisse stößt. Ihre Lebensumstände in Freiheit haben sich gegenüber ihrer Zeit in Sklavenhaltung im Grunde verschlechtert. Sie können nur aus Verstecken heraus agieren, haben kaum Nahrung und ohne eine starke Hand, die sie führt, prallen die unterschiedlichen Mentalitäten wieder ungebremst aufeinander.
Das Hauptproblem der hier am Aufstand beteiligten Männer und Frauen liegt in den unterschiedlichen Motivationen und Loyalitäten. Und gleichzeitig ist dies auch ein gewisses Problem der Serie selbst. In Staffel 1 war Spartacus ausschließlich von der Liebe zu seiner Frau getrieben. Allein diese Liebe hat ihn dazu gebracht, sich Batiatus zu unterwerfen. Nach Suras Tod hingegen wurde Spartacus zum ruhmhungrigen Gladiator, wie Batiatus sich ihn wünschte. Und erst als er erfuhr, wer hinter dem Mord an seiner Frau steckte, schmiedete er konkrete Rachepläne. Pläne, die er einzig und allein deshalb umsetzen konnte, weil Crixus seine Naevia mit ebensolcher Hingabe liebte und aus der Sklaverei retten wollte. Ohne Crixus hätten sich die Gallier Spartacus niemals angeschlossen. Und die Abmachung zwischen Spartacus und Crixus lautete, den Mord an Sura zu rächen und Naevia zu befreien. Die persönliche Motivation dieser beiden Hauptfiguren waren ausschließlich Liebe und Rache. So überraschte es am Ende von Staffel 1 durchaus, dass Spartacus nach dem Gemetzel im Haus des Batiatus gleich ganz Rom ins Wanken zu bringen gedachte. Aber zu dem Zeitpunkt zog definitiv das Argument, dass seine persönliche Rache natürlich nicht reichte, um eine große Truppe von Gladiatoren und Sklaven zu motivieren. Da brauchte es ein großes, gemeinsames Ziel.
Am Ende von Staffel 2 haben sowohl Spartacus als auch Crixus das erreicht, was sie zu ihrem Aufstand motiviert hat. Sie haben an all den Menschen Rache genommen, die ihnen das genommen hatten, was sie am meisten liebten: ihre Frauen. Crixus hat die Liebe seines Lebens sogar wieder an seiner Seite und auch sie konnte persönlich Rache an ihrem Widersacher nehmen. Auf diesem Rachefeldzug haben unzählige Männer und Frauen ihr Leben gelassen und die Stimme der Vernunft, hier in Form des ehemaligen Gladiatoren-Champions Gannicus, hat wiederholt an Spartacus appelliert, dem Kämpfen ein Ende zu bereiten, da Roms Übermacht einfach zu groß ist. Dennoch strebt er am Ende seiner ultimativen Rache nicht nach einem friedlichen Leben in Freiheit, sondern ruft erneut dazu auf, gegen Rom in den Kampf zu ziehen. Und seine Anhänger folgen ihm mit Kriegsgebrüll. Historisch gesehen ist das natürlich richtig, denn die letzten Schlachten sind für Spartacus, Crixus und Gannicus nunmal unumgänglich, aber rein aus der Serie und der fiktionalen Motivation der Figuren heraus ist die Entscheidung am Ende von Staffel 2 sehr schwer nachzuvollziehen.
Die Serie selbst hatte während des Produktionsablaufs zwischen Staffel 1 und 2 auch mit den widrigsten Umständen zu kämpfen. Andy Whitfields Krebsleiden erschütterte den gesamten Prozess. Er war in Staffel 1 als Titelheld zum Aushängeschild der Serie geworden und man wollte unbedingt auf ihn warten. Mit "Gods of the Arena" schob man ein Prequel dazwischen, von dem die Serie in jedem Fall profitierte. Die Hintergründe für das Handeln aller Figuren, die vor Spartacus' Ankunft in Batiatus' Gladiatorenschule anwesend waren, näher zu beleuchten und vor allem Gannicus als weitere wichtige Figur im späteren Sklavenaufstand einzuführen, hat der Serie im weiteren Verlauf mit Sicherheit gut getan. Hatte man mit Spartacus die Identifikationsfigur und mit Batiatus die geliebte Hassfigur, so stand man in Staffel 2 nicht nur ohne John Hannah da, sondern aufgrund des dramatischen Verlaufs von Andy Whitfields Krankheit auch ohne Hauptdarsteller.
Mit Liam McIntyre als neuem Spartacus wählte man bewusst einen Darsteller, der nicht nur zehn Jahr jünger ist, sondern die Rolle auch in eine leicht veränderte Richtung lenkt. In Staffel 1 konnte man aufgrund der brodelnden Rivalität zwischen Spartacus und Crixus kaum abwarten, wann endlich Freunde aus ihnen werden, und die Chemie zwischen Andy Whitfield und Manu Bennett trug entscheidend zum Reiz der gemeinsamen Szenen bei. Sie waren in etwa gleich alt, gleich groß, gleich muskulös und ließen ihre Figuren auch gleich entschlossen wirken. Ein stimmiges Bild. In Staffel 2 wirkt es nun ein wenig seltsam, dass Crixus einem so viel jüngeren Mann zu folgen bereit sein soll, der sehr viel weniger kräftig und entschlossen wirkt. Liam McIntyre spielt seine Rolle alles andere als schlecht und er wächst zusehends mit den Anforderungen, aber der Zuschauer hatte in Staffel 1 bereits gesehen, wie die Rolle wirkt, wenn sie von einem Schauspieler ausgefüllt wird, der in seiner persönlichen Entwicklung schon weiter ist. Die abgrundtiefe Abscheu gegenüber Glaber und Ilithyia, der Zorn gegenüber Crixus, der sich ihm anfangs in den Weg stellt, und die tiefe Liebe, die einzig und allein Sura gilt, konnte man in Andy Whitfields Gesicht ablesen. Diese mimischen Fähigkeiten hat Liam McIntyre leider noch nicht. Dafür hat er eine sehr gute Chemie mit Daniel Feuerriegel, der als Agron in Staffel 2 eigentlich eher zum Freund für Spartacus wird als Crixus. Und durch das Prequel hat man Gannicus hinzugewonnen, der im Laufe der Staffel auf Spartacus' Truppe stößt und sich ihr anschließt.
Dustin Clare war ein großer Sympathieträger in "Gods of the Arena" und es fällt ihm nicht schwer, diese Rolle auch in "Vengeance" wieder einzunehmen. Mit der leicht verplanten, belustigten und stets ein wenig angetrunken wirkenden Art, mit der er Gannicus spielt, bringt er gelegentlich den Comic Relief, den die Staffel bitter nötig hat. Die allgemeine Stimmung ist düsterer, da die etwas leichteren Trainingsszenen im Ludus aus Staffel 1 fehlen, wobei es schöne vereinzelte Szenen gibt, in denen zum Beispiel Crixus seine Naevia in den Schwertkampf einweist. Weitere große Dramamomente, die den Zuschauer gebannt vor den Bildschirm fesseln, bilden sich durch die Rivalität zwischen Crixus und Agron, Miras unerwiderte Liebe, Gannicus' Schuld gegenüber Oenomaus, aber fraglos auch auf Seiten der Römer. Lucy Lawless hat nun eine ausgesprochen angeschlagene und in ihrer Position geschwächte Lucretia zu verkörpern, während Nick Tarabay als gerissener Ashur zu Höchstformen aufläuft. Craig Parker bildet als Glaber in seiner stoischen Arroganz einen krassen Gegensatz zum impulsiven Batiatus.
Die Choreographie der Actionszenen scheint ebenso größer, kreativer und drastischer zu werden wie die Foltermethoden und Grausamkeiten der römischen Gesellschaft, und es fällt doch ein wenig schwerer, nicht wegzuschauen, zumal man hier eher noch auf optische Schockmomente setzt, während die emotionale Grausamkeit aus Staffel 1 unübertroffen bleibt. Der Bodycount im Kreise der zentralen Figuren am Ende der Staffel sucht jedenfalls seinesgleichen und es bleibt abzuwarten, wie gut man sich Spartacus in der dritten und letzten Staffel anschließen kann, wenn die bekannten Antagonisten, deren Machenschaften und Intrigen untereinander man ja auch mit Vorliebe verfolgen konnte, fehlen.
Fazit
Trotz aller Widrigkeiten, mit denen die Serie zu kämpfen hatte, ist die Fortsetzung gelungen. In Liam McIntyre hat man einen neuen Spartacus gefunden, der zwar nicht in die Fußstapfen seines Vorgängers treten kann, der es aber auch nicht versucht, sondern der Rolle eine eigene Note verleiht. Es ist nicht ganz leicht, sich als Zuschauer darauf einzustellen, aber man hat in Gannicus, Crixus, Oenomaus und Agron weitere Sympathieträger mit eigener spannender Entwicklung, und Glaber, Ilithyia, Lucretia und Ashur bieten so kunstvoll intrigante Zersteuung, dass man schnell wieder tief ins Geschehen hinein gezogen wird.
Nicole Oebel - myFanbase
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