Spartacus - Review des Piloten

Foto:

Der Wille sollte im Grunde ja gelobt werden. Denn schließlich ist es immer schön, wenn ein Sender wagt, auf eigenproduzierte Serien zu setzen. Jüngst hatte AMC mit "Mad Men" und "Breaking Bad" damit einen Riesenerfolg bei Zuschauer- und Kritikerschaft gleichermaßen. Der US-amerikanische Pay-TV-Sender Starz hat vor allem mit "Crash", der TV-Adaption des Oscargewinners "L.A. Crash" seine Ambitionen in diesem Bereich gezeigt, konnte damit aber nur selten überzeugen.

Mit "Spartacus: Blood and Sand" möchte man nun beweisen, dass in Zukunft mit dem Sender und dessen Produktionen zu rechnen ist – was aber gründlich nach hinten los gegangen ist. Denn die Serie, die auf den ersten Blick wie eine Mischung aus "300" und "Gladiator" aussieht, bietet zum einen rein gar nichts Neues, zum anderen ist sie in der Ausführung in wirklich allen Bereichen derart amateurhaft umgesetzt, dass man berechtigte Zweifel an dem Geisteszustand der Senderverantwortlichen, die bereits vor der Pilotfolge der Serie eine zweite Staffel zugesagt haben, aber vor allem der Zuschauer, die diesem Machwerk gar gute Quoten bescheren, haben darf und muss.

Aus optischer Sicht fällt zunächst auf, wie schamlos von bereits erwähntem "300" abgekupfert wurde. Dementsprechend gibt es bei jeder Kampfszene mehr als genug unnötige Zeitlupenszenen und noch viel mehr unnötiges Blut. Das Blut fließt kübelweise, kleine Wunden gibt es nicht, selbst wenn eine Waffe aus einer Wunde herausgezogen wird, blutet der halbe Körper in einer großen Fontäne aus. Dass das Welten davon entfernt ist, so etwas wie Realismus zu entwickeln, ist selbstverständlich. Doch wirklich schlimm ist das grundsätzlich noch gar nicht, denn das gab es bei "300" ja auch, und dort hat es beizeiten verdammt viel Spaß gemacht, guilty pleasure eben. Was jedoch viel schlimmer ist, ist der völlig übertriebene Einsatz von CGI für nahezu alles, was man nicht im unmittelbaren Vordergrund sieht, denn das sieht schlichtweg unterirdisch aus. Jede einzelne Sekunde ist offensichtlich, welche Bilder mit dem Computer generiert wurden, weil sie derart stümperhaft und billig aussehen, dass sie sofort auffallen. Mit Unschärfe, Sonneneinstrahlung, Staub und Co. wird zwar versucht, dies zu kaschieren, dadurch macht es die ganze Sache aber sogar noch schlimmer.

Dazu kommt die mehr als störende Kameratechnik. Man scheint sich durchaus bewusst zu sein, dass die Hintergründe gänzlich unwirklich und grauenvoll aussehen, denn die Kamera verzichtet darauf, weitläufige Aufnahmen zu zeigen. Immer ist sie auf die gerade handelnde Person oder im besten Falle auch mal auf drei oder vier Leute gleichzeitig gerichtet, es gibt praktisch eine Nahaufnahme nach der anderen. Die Umgebung wird nur angedeutet, alles, was Weite suggerieren könnte, wird im Keim erstickt. Das kann vielleicht dann funktionieren, wenn der Eindruck von Beengtheit entstehen soll, aber hier geschieht dies bei Landschaften mit Bergen, Dörfern oder Wäldern und wirkt dadurch schlichtweg lächerlich und unnatürlich.

Wenn aber "Spartacus: Blood and Sand" nur schlecht aussehen würde, könnte man das mit Sicherheit noch verkraften und vielleicht darauf schieben, dass Starz seine Serien nicht mit einem üppigen Budget ausstatten kann wie HBO und Co. Doch die Mängel machen auch in Bezug auf Handlung, Dialoge oder schauspielerische Leistungen keinen Halt. Bei der Storyline hat man sich nun eifrig bei "Gladiator" bedient, dabei jedoch zu keinem Zeitpunkt auch nur ansatzweise dessen erzählerische Dichte erreicht. Es geht um einen angehenden Gladiator, der für seine Freiheit und seine verschleppte Frau kämpft. Mehr gibt es da nicht. Anstatt aber die Gelegenheit zu nutzen, den recht durchschaubaren Plot mit interessantem Charakterdrama anzureichern, gibt es lieber ellenlange Kampf- und Sexszenen. Die Serie muss einem pausenlos unter die Nase reiben, dass sie ein TV-MA Rating hat, also ungeeignet für Kinder unter 17 Jahren sein könnte. Und deswegen gibt es dann eben literweise Blut, viele unnötige Sexszenen und –orgien oder manchmal auch einfach nur entblößte Brüste; einfach, weil man es kann, nicht weil es auch nur irgendwie Mehrwert generieren würde.

Die Dialoge stehen der schwachbrüstigen Storyline in nichts nach, denn irgendwie muss man ja so tun, als würde man versuchen, eine Geschichte voranzutreiben, während es im Grunde nur Zeitfüller sind, bis endlich wieder Blut und Brüste zu sehen sind. Also sprechen die einzelnen Charaktere auch miteinander bzw. tun vielmehr so, als würden sie es tun. Denn jedes einzelne Gespräch ist voll von Pathos, vollkommen unrealistischer Wortwahl und oft auch schlichtweg missglückter Intonation. Wer bereits mit dem Augenrollen beginnt bei Filmen, die eine pathetische und vor Patriotismus triefende Rede enthalten, wird hier ernsthafte Probleme mit den Augen bekommen. Denn selbst wenn sich Ehepartner oder Freunde unterhalten, klingt das so, als wolle man lieber versuchen, möglichst viel übertriebenes Gefühl in das Gesprochene zu bringen anstatt Sprache einfach dafür zu benutzen, wozu sie da ist, zum Informationsaustausch.

Ihren Teil dazu tragen die durch die Bank unterirdischen schauspielerischen Leistungen bei. Auf der einen Seite erscheint es nicht verwunderlich, dass vor allem unbekannte Schauspieler Teil von "Spartacus: Blood and Sand" sind, auf der anderen Seite wissen aber oft auch genau diese dann zu überzeugen. Nicht so aber hier, im Gegenteil: Selbst gestandene Schauspieler wie Lucy Lawless oder John Hanna bemühen sich redlich, einen neuen Karrieretiefpunkt zu erreichen. Mimik ist praktisch nicht vorhanden, das Gesprochene klingt wie irgendwie auswendig vorgesagt.

Fazit

Wie anfangs angedeutet, ist der Versuch, vermehrt auf Eigenproduktionen zu setzen, zu loben. Aber mit "Spartacus: Blood and Sand" hat sich Starz definitiv keinen Gefallen getan, weil die Serie durch und durch miserabel ist. Selbst mit dem geringsten Budget sind um Welten bessere Produktionen möglich. Wenn es eine Serie schafft, selbst einen Hirnausschaltfilm wie "300" wie Shakespeare wirken zu lassen, dann muss etwas gehörig falsch laufen. Nicht umsonst gilt "Spartacus: Blood and Sand" bereits jetzt als die perfekte Serie für 13-jährige Jungs mit all dem Blut und der Nacktheit, ebenso aber auch oft schon als schlechteste TV-Serie der letzten fünf bis zehn Jahre. Wirklich verwunderlich ist dieses Urteil nicht.

Andreas K. - myFanbase

Zur "Spartacus"-Reviewübersicht

Kommentare