Stalker - Review des Piloten
Der Trailer klang vielversprechend und zugegebenermaßen auch ein wenig gruselig. Doch was die Serienmacher am Ende aus "Stalker" gemacht haben, ist leider nichts weiter als eine weitere Krimiserie, mit vorhersehbaren Fällen, verkorksten Hauptfiguren und einer überaus lahmen Umsetzung.
"Over 6 million people are stalked each year in the United States. 1 in 6 women, 1 in 19 men. Stalking is the unwanted or obsessive attention from one person to another."
Im Zentrum der Serie steht ein Ermittlerteam, das sich einzig und allein mit Stalkingfällen beschäftigt, die laut Aussage der leitenden Ermittlerin Überhand nehmen seit es Facebook, Instagram und Co. gibt. Das größte Problem der Serie, ist die Tatsache, dass die momentane Gesetzeslage in den USA, wie auch in Deutschland, es der Polizei nicht ermöglicht, einzugreifen, wenn ein Stalker seinem Opfer nachstellt. Das heißt, dass das Ermittlerteam erst dann eingreift, wenn die Kacke am Dampfen ist oder wie im Fall der Woche des Piloten, jemand kurz davor ist, andere mit Benzin zu übergießen und anzuzünden. Das bedeutet für die weiteren Fälle dann wohl zwangsweise, dass man sich mit dem dunkelsten Seelen herumplagen muss, die längst über das "einfache" Stalking hinaus sind.
Ich kann mir nun nicht vorstellen, mit welchen Fällen man sich Woche für Woche beschäftigen will. Der zweite Fall, der kurz angeschnitten wurde, ist der eines Studenten, der von einem Kommilitonen drangsaliert wird, wobei noch nicht so ganz klar ist, was genau dahinter steckt. Die Verzweiflung, die das Stalkingopfer anhand der Machtlosigkeit seinerseits und der Behörden spürt, wird in jeder einzelnen Szene greifbar und lässt einen vagen Blick in das Martyrium tatsächlicher Stalkingopfer zu. Es sind unglaublich eindringliche Momente, als das Opfer darüber spricht, wie wenig ihm von seinem Leben geblieben ist und wie ihn die Angst vor einem weiteren Aufeinandertreffen plagt. Ein normales Leben bleibt dabei unmöglich.
Solche Fälle, wie die der beiden Studenten, sind interessant und zeigen eindrucksvoll, wie sehr Opfer unter Stalking zu leiden haben. Aber Woche für Woche eine solchen Fall halte ich fürs Fernsehen einfach nicht spannend genug, denn es bietet zu wenig Ansatz für das Ermittlerteam. Würde man sich voll und ganz auf das Opfer konzentrieren, wäre es allerdings eine ganz andere Serie als die, die man uns hier präsentiert.
"I can lie better than you, and they believe me. They always do."
Das Ermittlerteam besteht einmal mehr aus einer taffen Frau, die ihr eigenes Päckchen zu tragen hat, und einem Mann, der immer einen coolen Spruch auf den Lippen hat und ein wenig zu locker an die ganze Ermittlung heran geht. Maggie Q und Dylan McDermott harmonieren noch nicht wirklich gut miteinander, was wohl daran liegen mag, dass McDermotts Charakter Jack Larsen als der Neue einfach noch keinen Platz in einem ansonsten eingespielten Team hat und eher sein eigenes Ding macht, als mit seiner neuen Partnerin zusammen zu arbeiten.
Was ganz interessant ist, aber leider viel zu schnell aufgeklärt wurde, ist die Tatsache, dass Jack Larson selbst eine Art Stalker ist und sich immer wieder auf die Lauer legt, um eine bestimmte Frau zu beobachten. Am Ende stellt sich heraus, dass es sich dabei um seine Ex-Frau handelt, die mit dem gemeinsamen Sohn von New York an die Westküste geflohen ist, um Larson aus dem Weg zu gehen. Ich hätte mir hier gewünscht, dass man die Motive von Larson noch ein wenig im Dunkeln lässt. Natürlich ist noch längst nicht klar, warum seine Frau geflohen ist und warum sie unter allem Umständen verhindern will, dass er seinen Sohn sieht, doch wesentlich interessanter für die Prämisse der Serie wäre es gewesen, ihn als potentiellen Stalker zu etablieren und die ganze Sache noch über ein paar Episoden zu strecken.
Auch Beth Davies hat anscheinend schlechte Erfahrungen mit eine Stalker gemacht und sich deswegen dem Schutz der Opfer verschrieben. Natürlich interessiert es, was ihr widerfahren ist, aber es passt eben auch mal wieder so wundervoll zum Thema, dass man eigentlich damit rechnen kann, dass eine Ermittlerin emotionalen Ballast hat und diesen zu verarbeiten versucht, indem sie Menschen einbuchtet, die ihr seelisch (und vielleicht auch körperlich) geschadet haben. Richtig interessant ist es erst, als sie einem Stalker die Leviten liest und am Ende so dafür sorgt, dass er sich von seinem eigentlichen Opfer abwendet und ihr zuwendet. Jedenfalls hat man dieses Gefühl in der letzten Szene der Episode.
Der Rest des Ermittlerteams ist nicht der Rede wert und vom Typ mal wieder der nützliche Helfer und der Akteur im Hintergrund. Vielleicht gelingt es Kevin Williamson ja, dem ein oder anderen noch ein wenig Leben einzuhauchen, doch ich bezweifle, dass ich solange Geduld haben werde.
Fazit
Trotz einer interessanten Prämisse schafft es die Serie leider nicht, den Zuschauerwirklich zu packen. "Stalker" reiht sich ein in die typischen Krimiserien, in denen zwei Ermittler mit emotionalem Ballast möglichst spektakulär inszenierte Fälle lösen. Bei der Fülle an Krimiserien, die sich immer noch im täglichen Progamm tummeln, stellt sich am Ende dann doch die Frage, ob es so eine Serie wirklich braucht.
Melanie Wolff - myFanbase
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