Star Trek: Enterprise - Review Staffel 1

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Die erste Staffel von "Star Trek: Enterprise" behandelt vielerlei Themen, die im "Star Trek"-Universum bereits bekannt sind. Hier sind vorrangig Freundschaft, Selbstlosigkeit und Loyalität innerhalb eines interstellaren Grund- und Regelkonzepts zu nennen. Aber es werden auch in der Serie selbst "historische" Ereignisse erzählt, um die Kontinuität zu den zeitlich später spielenden anderen Serien des Franchises herzustellen. So wird der Erstkontakt zwischen den Menschen und den Klingonen gezeigt, wie auch zu vielen anderen Spezies, die jedoch später an Bedeutung verlieren. Viele der Aliens in dieser Serie tauchen in den anderen Serien nicht mehr auf, was jedoch nicht bedeutet, dass sie für den Verlauf der Storylines in dieser Serie unwichtig sind. Die erste Staffel zeichnet drei größere Storylines auf, die kontinuierlich weitergeführt werden, wobei im Großen und Ganzen aber jede Episode in sich geschlossen ist.

Inhalt und Episodenaufbau

Foto: Star Trek: Enterprise - Copyright: Paramount Pictures
Star Trek: Enterprise
© Paramount Pictures

Der erste Handlungsstrang behandelt die gesamte Entdeckungsreise der Enterprise und ihre Kontakte zu neuen Humanoiden. Hier sind es die kleinen Storylines der einzelnen Episoden, die miteinander ein Bild ergeben, das der Serie einen einzigartigen Charakter verleiht. Mehrere Episoden umfassende Geschichten sind selten. Somit sind es die kleinen Storys, die den Zuschauer fesseln, denn sie sorgen dafür, dass sich die Figuren innerhalb ihres Handlungsspielraums in diesen Stories profilieren können. Oftmals gelingt es dabei tatsächlich, den Flair der früheren Serien wieder einzufangen, da sehr viel Wert auf diese kleinen Substorys gelegt wurde, die jeden Charakter mit der Zeit formten. Trotzdem ist diese Ähnlichkeit nur bedingt vorhanden. Zeitlich gesehen spielt die Serie vor allen anderen "Star Trek"-Geschehnissen, außer denen aus dem Film "Star Trek: Der erste Kontakt", in welchem der Erstkontakt zwischen Vulkaniern und Menschen erzählt wird. Die Serie fußt auf diesem Erstkontakt und breitet dessen soziologische Folgen der letzten neunzig Jahre auf der Erde aus. Obwohl alle Kriege beendet wurden, Hunger und Not besiegt und die Vulkanier zu Beratern wurden, sind die Menschen noch immer fehlbar und nicht so moralisch perfekt, wie in den späteren Serien. Daher sind die Charaktere in "Enterprise" noch ungeschliffener und es passieren ihnen immer wieder Fehler im Kontakt mit neuen Rassen.

Da sich die Kulturen der Vulkanier und Menschen grundlegend unterscheiden, kommt es seit einigen Jahren immer wieder zu kleineren Konflikten. Viele Menschen haben eine Abneigung gegen die Vulkanier entwickelt, da sie das Gefühl haben, dass die Verbündeten ihren Fortschritt aufhalten. Schlussendlich passiert hier etwas, das durchaus Spannung erzeugt: Weil man als absoluter Frischling in den Weltraum startet, weiß niemand so recht, wie man sich verhalten soll. Als Fan der anderen Serien weiß man, wie später die Föderation den Erstkontakt mit anderen Spezies streng regeln wird und so manche Direktive erlässt, damit der Frieden gewahrt bleibt. Doch das ist zu dieser Zeit vollkommen unbekannt. Als einzige Richtlinie existieren die Regeln der Vulkanier, denen die Menschen aber eher abgeneigt gegenüber stehen. So wird schnell deutlich, dass viele Geschichten in Konflikten enden, die fast immer darin gippfeln, dass die Crew als Sieger aus dem Kampf geht. Das bedeutet viel Action, aber leider auch eine recht eintönige Storystruktur.

Foto: Jolene Blalock, Star Trek: Enterprise - Copyright: Paramount Pictures
Jolene Blalock, Star Trek: Enterprise
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Der zweite große Handlungsstrang beschäftigt sich mit dem Temporären Kalten Krieg, einem Krieg, den es laut vulkanischen Wissenschaftlern nicht geben kann, da Zeitreisen von den Vulkaniern als unmöglich eingestuft werden. Am Ende der Staffel muss sich auch T'Pol eingestehen, dass Zeitreisen möglich sind, denn Archer landet im 31. Jahrhundert, aus dem er nicht mehr zurückkehren kann.

Als letzte Storyline steht die private Geschichte von T'Pol sehr im Vordergrund. Als einzige Vulkaniern hält sie es mit den Menschen aus und erkundet sich selbst. Sie lernt in der ersten Staffel nicht nur, dass auch Menschen Freunde sein können, sondern, dass in ihr selbst viel mehr steckt, als je zu erwarten war. Es ist im Vergleich zu den anderen Serien sehr spannend und vor allem realistisch geschrieben, wie T'Pol versucht, mit der neuen Situation zurecht zu kommen. Einen verunsicherten Vulkanier sieht auch ein Trekie nicht sehr häufig.

Insgesamt muss festgehalten werden, dass die erste Staffel der Serie inhaltlich einiges zu bieten hat, gerade im Vergleich zu den früheren Serien. Denn "Star Trek: Enterprise" ist nunmal ein Prequel, das viele Lücken zu füllen hat. Nachteilig ist leider, dass auch in dieser "Star Trek"-Serie zu oft das Konzept der in sich abgeschlossenen Episoden gebraucht wird. Sehr viel spannender wäre es, wenn mehr Episoden übergreifende Handlungsstränge besäßen.

Charaktere

Foto: Scott Bakula, Star Trek: Enterprise - Copyright: Paramount Pictures
Scott Bakula, Star Trek: Enterprise
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In der Kategorie der Charaktere scheiden sich wahrscheinlich die Geister. Denn es gibt durchaus Charaktere, die schon in den ersten Episoden sehr überzeugen können und die Geschichte voran treiben. Allerdings gibt es in Staffel 1 ein großes Problem und das ist der Hauptprotagonist der Serie, Captain Archer. Scott Bakula kann zwar in seiner Rolle durchaus überzeugen, doch trifft seine Darstellung des Captains nicht mehr den modernen Zeitgeist eines Actionhelden mit Moralvorstellungen. Man wird die gesamte Staffel über den Eindruck nicht los, dass der Schauspieler sich auf die Rolle damit vorbereitet hat, dass er alle Bewegungen von James T. Kirk aus der ersten "Star Trek"-Serie imitiert. Zu Kirks Eigenschaften zählte immer, dass er eine ausschweifende Mimik und Gestik besaß. Er leidet in jeder Situation, was in gewisser Weise auch der Charme der Figur ist. Dass Archer ebenso eine leidende Gestik und Mimik aufweist, mag auf der einen Seite fast als Tribut an die Ur-Serie gesehen werden, für mich persönlich wird hier aber ein Ulk getrieben, der absolut unnötig ist. Archer ist eine Figur, die es verdient, ernsthaft dargestellt zu werden, mit einem zum heutigen Bild passenden Schauspiel. Helden in heutigen Serien sterben nicht mehr tausend Tode, wenn sie geschlagen werden, Archer aber schon.

Foto: Connor Trinneer, Star Trek: Enterprise - Copyright: Paramount Pictures
Connor Trinneer, Star Trek: Enterprise
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Als absolutes Plus muss die Darstellung von Connor Trinneer und John Billingsley gewertet werden. Hier sind sicherlich nicht nur die Darsteller wirklich gut gewählt, sondern auch die Rollen fantastisch ausgearbeitet. Es ist sehr lobenswert, dass so auch neue Elemente in die Serie eingefügt werden. So ist Phlox als Denobulaner etwas vollkommen neuartiges, denn diese Alienrasse kommt in den anderen "Star Trek"-Serien nicht vor. Billngsley macht unter seiner Maske eine sehr gute Figur. Schnell wird im Verlauf der ersten Staffel deutlich, dass der Arzt für die meisten Lacher sorgen wird. Ist Phlox der Garant für den Spaß, so ist Trip das Herz der Serie. Schon alleine die Storyline in einer der ersten Episoden der Staffel, dass er sich auf einem anderen Schiff unbewusst mit einer Außerirdischen paart und selbst schwanger wird, bringt dem Zuschauer den Charakter auf einer emotionalen Ebene sehr nah. Man fühlt all seine Gefühle mit, die Connor Trinneer überzeugend und facettenreich auf den Bildschirm bringt. Die Storyline mag so manchen Zuschauer verstört haben, ich fand sie gerade wegen der Absurdität sehr überzeugend. Hier wurde nicht nur eine extrem gute Geschichte erzählt, sondern auch eine außergewöhnliche Situation kreiert, sodass Trinneers schauspielerische Glanzleistung offenbar wurde.

Umsetzung und Kulissen

Foto: Star Trek: Enterprise - Copyright: Paramount Pictures
Star Trek: Enterprise
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Zeitlich spielt die erste Staffel im Jahr 2151, also ein gutes Jahrhundert vor der ersten Serie. Trotzdem musste man rein optisch ja mit dem Geist der Zeit gehen. Vor allem die Technik im Bezug auf die Computeranimation hat sich in den vorhergegangenen 25 Jahren nun einmal verbessert. Zwar wird der alte Charme der Ur-Serie beibehalten, indem T'Pols Scanner zum Beispiel noch immer aus der Wand fährt oder der Warpkern ein mehrere Kubikmeter umfassender Klotz ist, der in pulsierendem Licht zeigt, dass er funktioniert; trotzdem wird deutlich, dass sehr viel Wert auf Details gelegt wurde. Alles blinkt, leuchtet und macht Geräusche. Mein persönliches technisches Highlight ist in der ersten Staffel das berühmte Beamen. Das gibt es für Menschen nämlich noch nicht und wird erstmals auf der Enterprise in einer Notfallsituation eingesetzt. Alle Planeten werden mit Shuttles angesteuert und an fremde Raumschiffe wird angedockt. Das beste Detail ist jedoch, dass auch die Vulkanier nicht über eine solche Technik verfügen, was sie umso greifbarer, da fehlbarer macht.
 
Ein visueller Höhepunkt sind die Special Effects und Animationen. Während in der Ur-Serie noch eine Papp-Enterprise an Schnüren durch einen schwarzen Hintergrund glitt, entstammt die NX-01 vollkommen aus dem Computer – und das in einer hervorragenden Qualität.

Fazit

Alles in allem bin ich als "Star Trek"-Fan, der mit dem Genre und vor allem "Raumschiff Enterprise - Das nächste Jahrhundert", sowie "Star Trek: Raumschiff Voyager" aufgewachsen ist, von der Serie begeistert. Den Machern gelingt es sehr gut, eine Gratwanderung zwischen der "alten" Technik und moderner Serienproduktion zu vollführen. Ein kleines Manko ist auf jeden Fall Scott Bakulas schauspielerische Interpretation von Captain Archer, da er als Captain nun mal immer dabei ist. Trotzdem kann die erste Staffel wirklich überzeugen und gerade der Cliffhanger am Ende macht es schwer, eine Pause einzulegen, denn man will unbedingt wissen, wie es weitergeht.

Jamie Lisa Hebisch - myFanbase

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