Stargate Atlantis - Review

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"Stargate Atlantis" ist die erste Spin-Off von "Stargate SG-1" und bildet mit "Stargate Universe" das Stargate Franchise, das seit 1997 besteht und auf dem Kinofilm "Stargate" von 1994 basiert. In "SGA", wie es im Franchise kurz heißt, wird ein Element aus der Ursprungsserie soweit ausgearbeitet und erweitert, dass ein neuer Handlungsstrang entsteht, der parallel zur Ausstrahlung der Mutterserie läuft und in beiden Serien eingeflochten wird. Ganz offensichtlich ist dies durch die Brückenfolge zu erkennen, in der "SGA" in der Mutterserie eingeführt wird. Oder auch nach Beendigung der Ursprungsserie der Transfer von einzelnen Mitgliedern in den Cast von "SGA". Hier ist vor allem Amanda Tapping hervorstechend, wenn auch Michael Shanks und Robert Picardo ihre Rollen weiter spielen, wenn teilweise auch nur in Gastepisoden.

Handlungsstränge

Foto: David Hewlett, FedCon XIX - Copyright: myFanbase/Annika Leichner
David Hewlett, FedCon XIX
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Gibt es zu Beginn der Serie nur zwei Handlungsstränge, nämlich zum einen den, einen Weg zurück auf die Erde in der Milchstraße zu finden, und zum anderen die Wreith zu besiegen, expandieren und verwickeln in der Serie kreierte Umstände immer weitere neue Handlungsstränge und Geschichten. Das ganze gipfelt gegen Ende in einem fast undurchsichtigen Wirrwarr, das sicherlich nicht von Gelegenheitszuschauern durchschaut werden kann. Auf der anderen Seite muss betont werden, dass die Serienmacher und Autoren im Verlauf erkannt haben, dass sie aufgrund von wechselnden Ansprüchen der Zuschauer an den Verlauf und die Entwicklungen in der Serie, nicht über endlose Episoden, wie in der Mutterserie, ein Thema behandeln können. Dort steht über acht Staffeln nämlich der Kampf gegen den Feind, die sogenannten Goa'uld im Mittelpunkt. In "SGA" wird sehr viel schneller an dem Sieg der Menschenvölker über die Wreith gearbeitet, nicht ohne, dass man dabei die Dramaturgie außer acht lässt. Man opfert im Kampf gegen die Wreith gleich drei der Hauptdarsteller der ersten Staffel, doch dazu mehr später. Zu dem Handlungsstrang der Wreith und der Suche nach einem Weg zurück, gesellen sich Geschichten um rebellierende Wreith (die teilweise genetisch in einem Experiment der Atlantisbewohner überhaupt erst entstanden sind), die Gemini, Replikatoren und weitere kleine Handlungsstränge und Geschichten. Am Ende ist aus der losen Weitererzählung eines Handlungsstranges in der Mutterserie eine Geschichte entstanden, die weit über die Komplexität der Ursprungsserie hinaus geht.

Verluste

Foto: Paul McGillion, FedCon XX - Copyright: myFanbase/Annika Leichner
Paul McGillion, FedCon XX
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Der wohl herbste und traurigste Verlust eines Charakters ist der von Dr. Carson Beckett. Dieser ist dem Zuschauer über die ersten drei Staffeln enorm ans Herz gewachsen und reißt durch seinen tragischen, wie gut inszenierten Tod eine enorme Lücke ins Team. Herzzerreißend kann man an dieser Stelle nur die Szenen nennen, in der sich Rodney McKay in seinen Gedanken alleine auf einem Pier der Stadt mit Blick auf das Meer um Atlantis, von seinem besten Freund verabschiedet. Aber auch der Verlust von Lt. Ford ist schon etwas tragisch, auch wenn seine Geschichte etwas untergeht und erst im Nachhinein auffällt. Das liegt wahrscheinlich überwiegend daran, dass man ihn eine ganze Weile hat verschwinden lassen, nur damit er wieder auftaucht und kurz darauf stirbt.
Anders ist es hier mit Elizabeth Weir. Hier wird eine solch komplizierte Geschichte geschaffen, dass ich mir am Ende nicht mehr sicher bin, ob die Person, die da als Replikator in einem anderen Körper durch die Kälte des Weltalls auf Ewig gelähmt, tatsächlich Dr. Weir ist. Sie stirbt so oft und kommt mindestens genauso häufig wieder zurück, dass man über die Zeit hinweg vergisst, was passiert ist und wie das nochmal alles zusammen hängt. Man hätte einfach ein Ende finden sollen, dann wären vielen schlussendlich doch sehr überflüssige Geschichten weggefallen und man hätte mehr Zeit gehabt, um die zwischenmenschlichen Beziehungen auszuarbeiten. Auf der anderen Seite war es ein Gewinn, Paul McGillion als Dr. Carson Beckett wieder zurück zu holen, wenn auch nur als Klon von dem genmanipulierten Wreith, der bei den Menschen als Michael bekannt ist. Michael ist auch für die Entführung eines kompletten Volkes, den Arthosianern, verantwortlich. Eine der Hauptpersonen, Teyla Emagan, ist Arthosianerin. Sie macht sich nach der Geburt ihres Kindes, auf die Suche nach ihren Landsleuten. Eine Suche, die völlig untergeht und so keinerlei Beachtung findet. Den Verlust ganzer Völker hat man ja schon in der Person von Ronon Dex zum Thema gemacht. Trotzdem ist es schade, dass die komplette Handlung an dieser Stelle leidet. Zusammenfassend gab es sicherlich noch mehr Verluste, die dem Fanherzen einen Stich versetzten, wie etwa das Ende der Prometheus, doch niemals wurden die Verluste so zahlreich, dass sie als Haupthandlung andere Dinge zu sehr überschatteten.

Gewinne

Foto: Robert Picardo, FedCon 2009 - Copyright: sichtlichmensch-fotografie
Robert Picardo, FedCon 2009
© sichtlichmensch-fotografie

Zu den deutlichen Gewinnen zählt die Rückkehr von Zuschauerliebling Carson Beckett, wie auch die überaus kluge Entscheidung den Charakter der Sam Carter in "SGA" weiter leben zu lassen. Wirklich beeindruckt war ich persönlich von Rodney McKay. War er in "Stargate SG-1" eine richtige Nervensäge, die man einfach lieben musste zu hassen, war er das Perfekte Pendant zur Figur von John Sheppard. Eine der allerbesten Episoden, die ich jemals im Fernsehen gesehen habe, ist die, in der Rodney neben seinem eigenen Bewusstsein, das einer Frau in sich hatte. Beide Parteien wurden so überzeugend und witzig, wie auch tragisch und emotional von Darsteller David Hewlett dargestellt, dass man das nur auszeichnen muss. Man ist vollkomme davon überzeugt, dass in ihm zwei Seelen um die Existenz streiten. Eine herrliche Episode, die ein großes Highlight darstellt. Das ganze gipfelte dann darin, dass Rodney seinen besten Freund küsste, in den sich die Frau in ihm verliebt hatte. Besonders schön stellt Hewlett auch den Spagat dar, in dem sich Rodney ständig befindet. Auf der einen Seite ist er der brillante Wissenschaftler, der sich, nicht unbegründet, für den besten auf der Welt hält. Auf der anderen Seite ist Rodney ein Kindergartenkind auf der emotional-sozialen Ebene. Er hat große Probleme mit Kritik an ihm zurecht zu kommen, wie auch damit einen Draht zu Frauen zu finden. Schlussendlich wird aber auch Rodney erwachsen und beginnt eine ernsthafte Beziehung mit Jennifer Keller. Nur am Rande erwähnt, ist auch jede Szene mit seiner Schwester (die dargestellt von seiner wirklichen Schwester), die ebenfalls eine hochbegabte Wissenschaftlerin ist, allerdings die Profession für ihre Familie aufgab.

Fazit

Foto: David Hewlett, FedCon XIX - Copyright: myFanbase/Annika Leichner
David Hewlett, FedCon XIX
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Science-Fiction Neulinge tun sich bei "Stargate Atlantis" schwer. Das serieninterne Vokabular ist vielfältig und für Einsteiger teilweise nicht nachzuvollziehen. Das gilt ganz besonders für die Vorgeschichte der Serie. Doch obwohl die Serie durchaus alleine funktioniert und mit der Zeit an Eigenständigkeit gewinnt, ist es gerade zu Beginn von Vorteil, wenn man die Mutterserie kennt. Deutlich wird dies vor allem in den ersten Episoden, wo sehr viel über die Technologie innerhalb der Serie gesprochen wird. Mit der Zeit findet man sich sicher auch als Neuling zurecht und kann der Geschichte folgen. Wobei ein gewisser Grad an Unverständnis bleibt, da der ein oder andere Grund für ein Ereignis so hochgradig wissenschaftlich erklärt wird, dass man der Sache nicht folgen kann, weil man nie Physik studiert hat. Die Charaktere entsprechen allesamt zu Beginn recht typischen Science-Fiction Stereotypen, erhalten aber im Verlauf Tiefe und eigene Identitäten, sodass viele verschiedenen Figuren entstehen. Gerade aber die verschiedenen Charaktere schaffen es schnell zu begeistern und so findet jeder im Verlauf der fünf Staffeln, die "Stargate Atlantis" umfasst, die eine oder andere Person, an die man sein Herzblut verschenkt.

"Stargate Atlantis" ist ein gelungenes Spin-Off der Mutterserie, das phantastische Handlungen zeigt und dabei auch visuell mit den Animationen punktet. Diese sind für eine Serie überaus detailgetreu und gut gelungen, womit man die hohen Produktionskosten und die damit unter anderem verbundene Einstellung des Formats erklären kann. Denn sicherlich wären rein Storymäßig noch viele weitere Episoden möglich gewesen. Man dachte eine Zeit lang über einen Abschlussfilm nach, der mittlerweile aber gecancelt wurde, da die Produktionskosten zu hoch sind. Jedoch sind die Pläne nach wie vor nicht vollkommen vom Tisch der Produktionsstudios.

Jamie Lisa Hebisch - myFanbase

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