Seattle Firefighters - Die jungen Helden (Station 19) - Review des Piloten
Nachdem ich sowohl "Chicago Fire"- als auch "Grey's Anatomy"-Fan bin, war es für mich klar, dass ich in "Station 19" zumindest mal reinschauen würde. Schließlich finde ich die Feuerwehr-Thematik sehr interessant und die Serien aus dem Shondaland-Universum haben mir bisher eigentlich auch alle sehr gut gefallen. Leider konnte mich "Station 19" lange nicht so sehr überzeugen wie "How to Get Away with Murder" und Co. Dabei ist die Serie an sich nicht wirklich schlecht, nur kommt sie bisher bei Weitem nicht an die Qualität heran, die man hätte erwarten können.
Als erstes muss man der Serie zugestehen, dass sie es nicht leicht hat. Von Anfang an waren die Ähnlichkeiten zu "Chicago Fire" und "Grey's Anatomy" überdeutlich, weswegen man natürlich automatisch solche Vergleiche zieht – und dabei kommt "Station 19" nicht allzu gut weg. Für eine Feuerwehrserie steht die eigentliche Arbeit eher im Hintergrund, was sehr schade ist. Besonders in der Pilot-Folge sind die Einsätze überraschend langweilig, dabei sollte doch gerade hier etwas Spektakuläres zum Einstand geboten werden. Abgesehen davon kamen mir die Einsätze an sich auch nicht allzu realistisch vor, angefangen damit, dass die Feuerwehrleute nicht auf ihre Vorgesetzten zu hören scheinen, sondern einfach mal selbst munter drauflosarbeiten. Stattdessen steht das Privatleben der Charaktere im Vordergrund – hier merkt man dann deutlich den Einfluss von "Grey's Anatomy".
Überhaupt ist viel von der Mutterserie übernommen worden: Das Setting (inklusive Hubschrauber-Panoramaaufnahmen von Seattle), die berühmten Voice-Overs, die die Folgen einrahmen, die auffällige Popmusik, die starke Protagonistin, die sich in ihrem Beruf und der Familie behaupten muss und ein vielseitiges und diverses Team. Eben das typische "Grey's Anatomy"-Erfolgsrezept. Doch so wirklich will es hier nicht zünden. Bis heute ist der "Grey's Anatomy"-Pilot eine meiner Lieblingsfolgen, einfach, weil ich selten eine Serie erlebt habe, die einen von Folge eins an gleich so in ihren Bann gezogen hat. Bei "Station 19" ist #1.01 Stuck jedoch alles andere als fesselnd. Abgesehen von den unspektakulären Einsätzen lag das für mich vor allem auch daran, wie die Hauptcharaktere einführt wurden.
Ein Großteil der Pilotfolge wird dafür verwendet, die Rahmenhandlung für Protagonistin Andy Herrera aufzubauen. Das ist einerseits auf beruflicher Ebene die Krankheit ihres Vaters, durch die sie plötzlich die zwischenzeitliche Leitung der Feuerwehrwache übernehmen muss, und andererseits das aufkeimende Love-Triangle mit ihrem jetzigen Freund Jack Gibson und Schulfreund Ryan Tanner. Ja, richtig gehört, wir beginnen diese Serie gleich mal mit einem Love-Triangle – na toll. Dabei lernen wir merkwürdigerweise nur Ryan etwas besser kennen. Warum Andy aber mit Jack zusammen ist (und die Beziehung wohl ernst genug ist, dass er ihr einen Heiratsantrag machen wollte), das ist mir bis jetzt noch vollkommen unklar. Abgesehen von der kurzen Sexszene am Anfang hat man zwischen den beiden Charakteren nämlich kaum Momente gesehen, die auf irgendwas wie Liebe hindeuten würden. Von dem her liegen meine Sympathiepunkte bisher eindeutig bei Ryan, über dessen Vorgeschichte mit Andy man zumindest schon mal etwas erfahren hat. Aber auch Andy an sich hat bis jetzt noch keinen bleibenden Eindruck auf mich hinterlassen, was ich von Shonda Rhimes-Serien nun überhaupt nicht gewöhnt bin. Auf der einen Seite ist sie verständlicherweise überfordert von den ganzen Ereignissen, gleichzeitig will sie aber auch die leitende Position. Ob sie dafür genauso gut geeignet ist, wie Jack, der immerhin schon längere Zeit Lieutenant ist, ist fraglich. Ich meine, Andy wird von ihrem Vater einfach mal so zum Lieutenant ernannt? Da gibt es doch sicher offizielle Tests, die abgeleistet werden müssen, mal ganz abgesehen davon, dass das sehr merkwürdig rüberkommt, wenn der Vater mal eben so die Tochter ernennt. Es mag zwar so sein, dass Andy von ihrem Vater immer etwas kleingehalten wurde, aber trotzdem ist dieser Schritt dann doch etwas vorschnell. Wenn sie die letzten Jahre damit verbracht hat, ihrem Vater hinterher zu räumen, sollte sie sich doch erst mal darauf konzentrieren, sich ihren Rang selbst zu verdienen. Zwischenzeitlich kam mir das schon ein bisschen sehr erzwungen feministisch vor. Immerhin konnte Andy dann aber doch zeigen, dass sie es sehr wohl verdient hat, zumindest eine Chance auf den Chefposten zu haben. Wobei es da natürlich auch noch Jack gibt. Umso besser hat mir dafür der Rest des Teams gefallen und genau hier sehe ich auch das größte Potential für die Serie. Allzu viel hat man von ihnen ja leider noch nicht erfahren, aber sie scheinen eine lustige, familiäre Gruppe zu sein.
Glücklicherweise hat man der Pilotfolge gleich auch noch die Zweite hinterhergeschickt, denn die fühlt sich schon um einiges mehr nach einer unterhaltsamen Serie an, auch wenn der leichte Soap-Opera-Beigeschmack bleibt. Hier gab es spannende und ungewöhnliche Einsätze und der Rest des Teams wurde auch mehr einbezogen. Gerade Danny Yoon, Dean Miller und Victoria Hughes sind mir besonders sympathisch. Sie haben es geschafft, die charakterliche Wärme auszustrahlen, die Andy irgendwie total zu fehlen scheint.
Einen Charakter kennt man als "Grey's Anatomy"-Zuschauer schon länger: Ben Warren. Der ist ja nun endlich bei seiner Feuerwehrstelle angekommen – nur um festzustellen, dass es dort eben doch anders zugeht als im Krankenhaus. Zeitweise habe ich schon befürchtet, dass er von seinem neuen Job so entzaubert ist, dass er gleich wieder aufgibt. Aber nein, nachdem Ego und Krankenhauswissen beiseitegeschoben wurden, klappt es auch in der Station 19. Und natürlich wäre Ben nicht Ben, wenn er nicht gleich am Anfang eine abenteuerliche medizinische Situation retten würde. Ein toller Bonus ist, dass wir durch Ben auch Tuck wieder zu sehen bekommen. Da seine Schule ziemlich nahe an der Wache ist, hoffe ich, dass er vielleicht häufiger mal vorbeischaut, denn seine Szenen mit Ben gefallen mir sehr gut.
Fazit
Alles in allem war es ein durchwachsener und enttäuschender Start für "Station 19". Obwohl die Serie an sich ganz okay ist, hat sie sich mit ihrer Ähnlichkeit zu den Erfolgsserien "Chicago Fire" und "Grey's Anatomy" keinen Gefallen getan. Wieso sollte man "Station 19" schauen, wenn es die anderen beiden schon gibt? Das ist wohl die große Frage, für die die Serie nun schleunigst eine überzeugende Antwort liefern muss.
Denise D. - myFanbase
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