Stolz und Vorurteil - Review

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Der Inhalt von "Stolz und Vorurteil" basiert auf der literarischen Vorlage von Jane Austen. Daher konnte sich die Serie bezüglich der Handlung nicht sonderlich viele Freiheiten nehmen. Die BBC-Show ist sogar bemüht, äußert nah an der Vorlage zu arbeiten, so dass hier nur wenige Abweichungen in der Handlung vorzufinden sind. Den eingefleischten Jane-Austen-Fan dürfte das freuen, für andere Zuschauer führt das leider gelegentlich auch zur Langatmigkeit, wenn streckenweise nicht viel passiert, so dass man sich - sicherlich auch je nachdem mit wem man guckt – leicht von den Geschehnissen auf dem Bildschirm ablenken lässt. Und das ist fatal… denn durch die Vielzahl der Charaktere, die immer mal wieder auftauchen, kann man schon mal den Überblick verlieren, wer da wie mit wem verwandt, befreundet oder verfeindet ist. Dadurch kann es demjenigen ohne Kenntnisse der literarischen Vorlage leicht passieren, den Faden zu verlieren und dann gibt es nur noch zwei Möglichkeiten: entweder man schaut mit jemandem, der einem die Handlung wieder aufdröseln kann, oder man fängt noch mal ab da an, wo man den Faden verloren hat. Das ist allerdings aber auch schon einer der wenigen Kritikpunkte der Serie.

Zur Handlung an sich lässt sich nur sagen, dass man eine derartige Liebesgeschichte mag oder eben nicht. Denn schon zu Anfang ist offensichtlich, mit wem zumindest die beiden ältesten Bennet-Töchter zusammenkommen und bei der jüngsten, Lydia (Julia Sawalha), ist schon von vorneherein sicher, dass ihr Verhalten nicht gut gehen kann. Dass Jane (Susannah Harker) und Lizzi (Jennifer Ehle) erst einmal ein bisschen leiden müssen, bevor sie mit der Liebe ihres Lebens zusammenkommen, versteht sich von selbst, schließlich wäre alles andere langweilig. Die verschiedenen Irrungen auf dem Weg zum Glück hat Jane Austen in ihrem Buch ausreichend beschrieben und sie wurden in der Serie so umgesetzt, dass sich die Liebesgeschichten gut schauen lassen. Auf großartigen Humor und Witz sollte man in der Serie nicht setzen – viele lustige Momente ergeben sich aus der Situationskomik, was auch völlig ausreichend ist. Zu den komischsten Figuren zählt wohl der Cousin Mr. Collins (David Bamber), der sich für einen sehr guter Frauenversteher hält, sich aber die Komplimente an die betreffende Frau immer vorher überlegt. Dummerweise neigt Mr. Collins – sehr zur Freude der Zuschauer - auch dazu in Fettnäpfchen zu treten und er scheint auch nicht zu wissen, wann es besser ist, lieber zu schweigen als zu reden. Das Verhalten von Lydia und Mrs. Bennet (Alison Steadman) hingegen ringt dem Zuschauer häufig ein Kopfschütteln ab, so dass einem die anderen Töchter schon fast Leid tun. Hin und wieder gelingt es aber Mrs. Bennet mit dem ein oder anderen bissigen Kommentar durchaus ein Lacher beim Zuschauer zu bewirken. Eigentlich hat jeder Charakter - auch die unsympathischen - seinen ganz eigenen Charme, der dazu beiträgt, dass man sich die Irrungen und Wirrungen der Liebe gut anschauen kann.

Die BBC-Serie zeichnet sich vor allem durch ihre fantastischen Schauspieler aus, die ihrem Charakter auf wundervolle Weise Leben einhauchen. Besonders erwähnenswert ist wohl Colin Firth, der für viele Zuschauer nach der Serie zu DEM Mr. Darcy geworden ist. Vor dem Schauen der Serie hatte ich das doch noch stark bezweifelt, aber danach war ich mir auch sicher, dass Jane Austen damals beim Verfassen ihres Werks Firth vor Augen haben musste. Es lässt sich nur schwer in Worte fassen, warum Colin Firth DER Mr. Darcy ist. Vielleicht liegt es daran, dass der Schauspieler es schaffte die Augenbraue die ganze Zeit so hochzuziehen, dass es immer noch natürlich aussieht. Vielleicht hat es auch damit zu tun, dass es ihm gelingt Mr. Darcy auf sehr sympathische Weise trotz seines mürrischen Verhaltens gelegentlich unbeholfen aussehen zu lassen, so dass man als (weiblicher) Zuschauer sicherlich auch das Bedürfnis hat, ihm in die Wange zu kneifen und "Oh, wie süüüüüüß" zu rufen. Woran es auch immer liegen mag, aber die Rolle des Mr. Darcys schien auf Colin Firth zugeschrieben zu sein. Besonders schön ist auch die Chemie zwischen Colin Firth und Jennifer Ehle, die immer wieder in Dialogen, aber auch in einfachen Mimiken und Gestiken ihrer Figuren zu beobachten ist. An dieser Stelle wären sicherlich auch die anderen Darsteller zu erwähnen, aber das würde dann vermutlich den Rahmen dieser Review sprengen.

Wer kein Fan von Liebesirrtümern ist, dafür aber ein Liebhaber von englischen Landschaften, wird bei dieser Serie sicherlich auch auf seine Kosten kommen. Die Kulisse ist atemberaubend schön und versetzt den Zuschauer zurück in das alte England, wodurch die Geschichte sehr authentisch wirkt.

Fazit

Jeder Zuschauer mit einer romantischen Ader und einem Faible für derartige Liebesgeschichten, dürfte diese Serienversion von "Stolz und Vorurteil" sicherlich lieben. Manch einem wird die Langfassung vielleicht etwas langatmig vorkommen, aber für den Fall existiert ja auch die kürzere und zusammengeschnittene Version vom ZDF.

Ceren K. - myFanbase

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