Terra Nova - Review des Piloten

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In knapp anderthalb Jahrhunderten hat es die Menschheit geschafft, den Planeten beinahe unbewohnbar zu machen. Die Luft ist so verschmutzt, dass die Sonne nur als schummriger Umriss am Himmel zu sehen ist, wenn überhaupt. Die Kinder haben keine Ahnung, wie ein Wald aussieht, geschweige denn ein Baum. Tiere sind selten geworden. Korruption und staatliche Kontrolle sind ausgeweitet und reichen bis in die intimste Familienplanung. Doch die Wissenschaft weiß sich zu helfen. Sie schafft es nicht die Welt vor ihrem kommenden Untergang zu schützen, doch sie entwickelt eine Möglichkeit, dass die Menschheit überlebt. Ein Tunnel in die Vergangenheit, in eine Welt 85 Millionen Jahre früher. Terra Nova, die Zukunft der Menschheit, eine Siedlung für auserwählte zwischen fleischfressenden Sauriern und weiß Gott, welch anderen Gefahren. Das ist die Zukunft, die sich Kelly Marcel und Craig Silverstein, die Drehbuchautoren des Piloten von "Terra Nova", ausgedacht haben. Ein Konzept, für dass sich Steven Spielberg schnell interessierte und für das er als Produzent seinen Namen gab.

Wo Steven Spielberg drauf steht, ist bei Serien auch immer Steven Spielberg drin. Wobei Spielberg seinen Namen nicht an ein Genre bindet. Da ist zunächst sein Science Fiction Zehnteiler "Taken - Entführt" aus dem Jahr 2002. Mit "Band of Brothers" (2001) und "The Pacific" (2010) zeigt Spielberg sein Talent geschichtliche Ereignisse zum zweiten Weltkrieg zu verfilmen und auch als Serie spannend zu gestalten. Das Genre ist hier irgendwo zwischen illustrierter Dokumentation und Kriegsszenario anzusiedeln. Bis zur Absetzung der Serie "Taras Welten" 2011, bürgte Spielberg auch seit 2009 für diesen Serienhit. Seit 2011 ist er Executive Producer von "Falling Skies", womit er wieder im Science Fiction Bereich ankert. Denn auch "Terra Nova" ist Science Fiction, jedoch nicht so, wie man es von Spielbergs Filmen gewohnt ist. Es ist die klassische Art der Fiktion: Die Zukunft, nicht all zu fern, nicht all zu fremd. Jedoch weit und breit ohne Aliens, sondern nur die ureigene Angst der heutigen Gesellschaft, dass die Welt einmal in naher Zukunft am Ende sein wird und die Menschheit einen Ausweg sucht.

Auch im Pilotfilm hat man den Eindruck, dass Spielberg neben Alex Graves, der Regie führte, das Konzept von dieser Welt illustriert. Der Anfang wirkt wie aus seinem Drama "Die Farbe Lila" von 1985, im Verlauf gepaart mit "Jurrasic Park" (1993,1997) und ein ganz klein Wenig "Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels" (2008).

"Terra Nova" sollte schon in der Midseason 2011 laufen, doch ein Jahr nachdem Fox eine volle Staffel von 22 Episoden bestellte, zeichnete sich im Frühjahr 2011 ab, dass die Produktion aufwändiger ist, als angenommen. "Terra Nova" wurde auf eine verkürzte Staffel von 13 Episoden gesetzt, sowie in den Herbstplan verlegt. Nach einer einjährigen Vorlaufzeit, lagen die Erwartungen schon im Sommer sehr hoch. Doch Fox machte sich wenig Freunde, als das Panel zum kommenden Wunschhit auf der ComicCon im Sommer 2011 abgesagt werden musste. Es gab zu wenig fertige Szenen. Das liegt daran, dass die gesamte Welt, ob im Jahr 2149 oder 85 Millionen Jahre vor der Zeit, aus dem Computer stammt.

Nach der doppelten Pilotfolge kann ich sagen, dass sich das Warten gelohnt hat. Selbst wenn man Dinosaurier nicht mag, Science Fiction nichts abgewinnen kann und auch für eine herzzerreißende Vorgeschichte nichts übrig hat, kann man den Piloten trotzdem gucken, denn die Animationen und das filmische Talent sind atemberaubend. Doch nun endlich genauer zur Geschichte in der Pilotfolge.

Da ist zunächst der Polizist Jim Shannon (Jason O'Mara). Doch er ist viel mehr als nur sein Beruf. Er ist ein liebender Familienvater und Ehemann, doch er hat ein Geheimnis: Eine dritte, verbotene Tochter. Die Vorgeschichte spielt im Jahr 2147, also zwei Jahre vor den Hauptereignissen. Jims Geheimnis wird gelüftet und er kommt ins Gefängnis. Seine Kinder dürfen ihn nicht besuchen, und selbst seine Frau muss eine Wache bestechen, dass sie ihn nach zwei Jahren 2149 für wenige Augenblicke sehen darf. In dieser kurzen Zeit erläutert sie ihrem Mann ihr Dilemma. Sie darf mit ihren Kindern nach Terra Nova reisen, doch muss die kleine Zoe (Alana Mansour) zurück bleiben, weil sie ein verbotenes Kind ist. Wer sich hier an den Roman "Schattenkinder" von Margaret Peterson Haddix aus dem Jahr 1998 erinnert fühlt, fühlt nicht ganz fern ab von der Wirklichkeit. Zoe ist sich sehr bewusst darüber, dass sie nicht gesehen werden darf, also versteckt sie sich in einem Lüftungsschacht, in dem sie jedoch entdeckt wird. Es ist schon erschreckend, wie wirklichkeitsnah einem diese kleine Geschichte erscheint, denkt man an die Ein-Kind-Politik Chinas. Gleich zu Anfang der Serie werden die Charaktere Zoe und Jim stark in den Vordergrund gestellt, in dem sie auch im ersten Teil des Zweiteilers stehen bleiben. Es ist in großen und vor allem auch häufigen Ansichten der Stadt auch visuell deutlich, wie verschmutzt die Welt ist. Gruselig ist es, dass auch Kinder auf der Straße Masken tragen, um der schmutzigen Luft nicht all zu sehr ausgesetzt zu sein. Doch zurück zur Geschichte, Jims Frau, Elisabeth (Shelley Conn), hilft Jim bei der Flucht aus dem Gefängnis und letztendlich schaffen sie es, wie zu erwarten, gemeinsam nach Terra Nova.

In der Siedlung angelangt wird gleich eine der brennendsten Fragen meinerseits beantwortet. Als alter Trekkie beschäftigte mich eine Problematik besonders, noch bevor ich überhaupt auch nur eine Sekunde der Serie guckte: Verändert man nicht die Geschichte, wenn man in die Vergangenheit eingreift? Aus einschlägigen Filmen und Büchern ist diese Frage nicht zu beantworten. Die einen sagen ja, die anderen nein, wobei das Ja in dem meisten Fällen zutrifft. Doch in "Terra Nova" ist man Anhänger der Theorie, die besagt, dass mit jedem Eingriff in die Vergangenheit eine neue mögliche Variante der Zukunft entsteht. Ein Paralleluniversum sozusagen. Denkt man diese Theorie weiter, reist man meiner Meinung nach nicht in die Vergangenheit, sondern hat eine parallele Welt kreiert. Doch genug vom "Sheldon Cooper-Gerede" und zurück zur Serie.

Natürlich sind die Shannons nicht alleine auf der anderen Seite. Dorthin kommen seit sieben Jahren immer wieder Gruppen, sie selbst sind in der zehnten Gruppe und finden so eine intakte kleine Gesellschaft vor, mit eigener Währung, eigenem Rechtssystem und intakter Umwelt. Doch auch dieses Paradies hat seine Tücken. Da sind zum einen die Dinosaurier, liebe ruhige Kreaturen wie die Brachiopoden oder auch die schlimmere Variante: eine Art kleiner Tyrannosaurus Rex. Doch auch menschliche Gefahren drohen. So hat sich ein großer Teil der Menschen aus Gruppe sechs abgekoppelt und lebt außerhalb Terra Novas. Sie werden Sixers genannt und überfallen die Siedlung ab und an auf der Suche nach Waffen, Munition und anderem. Aber der Commander der Siedlung, Taylor (Stephen Lang), vermutet auch, dass weitere Anhänger der Sixers noch in Terra Nova leben und Mira (Christine Adams), die Anführerin, mit Informationen versorgen.

Fazit

Insgesamt ist "Terra Nova" nach der ersten Episode ein sehr gelungenes Science-Fiction-Drama, das sich lohnt weiter verfolgt zu werden. Nachdem man augenscheinlich 2149 verlassen hat, wird sich die Handlung, wie der Name schon impliziert, vor allem in der prähistorischen Welt abspielen. Wobei ich nicht ausschließen will, dass gewisse Dinge aus der Zukunft in die neue Welt hinein spielen zum Beispiel Jims Verhaftung und sein Aufenthalt im Gefängnis. Auf der anderen Seite bin ich überaus gespannt zu erfahren, wie es den Shannons ergehen wird. Ein Pilot, der sich gelohnt hat. So ist es auch nicht verwunderlich, dass sich die Rechte in Deutschland schnell verkauften. Ab dem späten Herbst soll "Terra Nova" auf ProSieben ausgestrahlt werden.

Jamie Lisa Hebisch - myFanbase

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