Terra Nova - Review Staffel 1
Die erste Season des neuen Formats von Steven Spielberg ist vorüber und der Zuschauer, zuvor von Sensationsmeldungen über die Großartigkeit dieses Serienstücks beeindruckt, ist unwiderlegbar schwer enttäuscht. Wer meine Review zur Pilotdoppelfolge gelesen hat, der weiß, wie sehr ich mich nach eben dieser auf die weitere Staffel gefreut habe. Nicht nur hat man mit Jason O'Mara eine Augenweide herangekarrt, auch mit namhaften Regisseuren und Drehbuchautoren wurde aufgewartet. Leider hat all dies nichts gebracht, außer dass der hübsche Jason O'Mara am Ende noch immer gut dastand, zumindest optisch.
Ein kleiner Schritt, bla bla...
Erhofft hatte ich mir ja irgendwie, dass es nicht so einfach ist in einer Welt voller Saurier zu leben. Nun ja, einfach ist wohl auch die Umsetzung gewesen, mit der man pauschale Problemchen schuf, die im Grunde gar nicht nennenswert sind. Vögel, die nach Jahren genau dort nisten wollen, wo Terra Nova steht, hat keiner kommen sehen, obwohl die Grundfesten der Stadt auf Eierschalen stehen, was den Erbauern wohl bekannt ist. Kleine Abstriche muss man eben immer mal machen. Auf der anderen Seite ist absolut zu betonen, dass man aus den vermehrungswütigen Flugsauriern, die ja eigentlich keine Vögel sind, gleich aggressive Schwiegermütter macht, die nichts besseres zu tun haben, als die Bewohner anzugreifen. Blutrünstig und lächerlich. Es ist schon schade zu sehen, dass hier teure Animationen einer atemberaubenden Welt so herzlos in eine Storyline gequetscht werden, dass einem die Haare zu Berge stehen. Ebenso abgefahren war auch die Lösung des Problems - was Hightech nicht alles schafft! Da bezweifelt man als durchaus offener Zuschauer, ist man sich ja bewusst, dass es sich um Science Fiction handelt, etwas, wie die Menschheit es dann überhaupt schaffte, die Welt in 2149 zu vernichten. Die Ironie dieser Geschichte bleibt hier wohl keinem verborgen.
Vertrauen ist gut, Kontrolle besser
Dieses Sprichwort trifft genau auf den Kommandanten Nathaniel Taylor (Stephen Lang) der pseudomilitärisch geführten Stadt zu. Er setzt, völlig gegen jede menschliche Intelligenz ankämpfend, all sein Vertrauen in den illegal nach Terra Nova gereisten Ex-Sträfling Jim (Jason O'Mara). Wobei "Ex-" an der Stelle auch nicht ganz richtig ist, hat er sich ja selbst entlassen. Misstrauen hegt Taylor gegen alle anderen in der Stadt. Irgendwo ist dies ja auch verständlich, erfährt man am Ende der Staffel zum Finale hin, dass sein Sohn ihm ein Messer in den Rücken gestochen hat, also nicht wörtlich, aber trotzdem ein Vertrauensbrauch extremsten Ausmaßes. Generell scheint er, meiner Meinung nach, aber der interessanteste Charakter zu sein, da die Komplexität seiner Vergangenheit seinem Charakter Dreidimensionalität verleiht, die man bei fast allen anderen Figuren der Serie vermisst. Die Anti-Heldin, das Böse in Person und natürlich die Verräterin – Mira (Christine Adams) -, entpuppt sich spätestens im Staffelfinale als halbe Wurst. Sie ist gar nicht die Böse, die Anti-Heldin oder eine Verräterin, nein, sondern selbst Opfer eines Komplotts, das sie zur Mitarbeit zwingt. Sollte sie das nicht tun, würden "sie" ihre Tochter umbringen, die noch immer in 2149 ist. Wer "sie" sind, bleibt undurchsichtig. An sich ist das ein guter Ansatz für ein schönes Staffelgeheimnis, da "sie" jedoch bis zum Ende hin kaum Erwähnung finden, geht das im allgemeinen Wirrwarr der letzten Episoden unter. Hier ist zu erkennen, dass zu viele Köche wohl doch den Brei verderben. Hätte man die Storyline um "sie" schon viel früher durchsichtig werden lassen, hätten sich all zu große Sprünge in den letzten Episoden vermeiden lassen können.
Lasst uns nichts überstürzen...
Wirklich in Fahrt kommt die Story erst zum Ende hin. Da man aber in den vorherigen Episoden etwas versäumt hat, Grundsteine zu legen, wirkt das alles recht zusammengeschustert und kann nicht den spannenden Effekt erzielen, der wohl vorgesehen war. Denn an sich ist die Story zwar nichts neues, aber durchaus spannend konstruiert. So wie wir schon in den ersten Episoden der Staffel lernten, hat sich Commander Taylors Sohn Lucas (Ashley Zukerman) von den anderen Bewohnern Terra Novas abgeseilt und verbringt nun ein einsames Nomadenleben in den Wäldern um die Stadt. Ab und an kommt er zu einem abgelegenen Wasserfall, um Berechnungen aufzuschreiben. Diese Berechnungen sollen es ermöglichen die Zeit-Dimensions-Brücke von 2149 nach Terra Nova nicht länger nur einseitig von der Zukunft in die Vergangenheit zu nutzen. Schlussendlich schafft Lucas es und geht durch das Portal zurück in die Zukunft. Das ist nun auch der Cliffhanger, mit dem man den Zuschauer in die Pause schickt. Es ist nun kein all zu riesiger Cliffhanger, da gab es in der Geschichte eben dieser wohl den ein oder anderen, der spannender war. Oder auch schon überraschender, denn, dass er es schafft, die Berechnungen zu machen, stand außer Frage. Meiner Meinung nach gibt es einen Grund, der die erste Staffel von einer guten Season zu einem höchstens noch optischen Leckerbissen degradiert. Man hat zu viel Zeit damit verbracht am Anfang das Leben in Terra Nova durch banale Geschichten anschaulicher zu gestalten und so die Familie Shannon dort ankommen lassen. Viele lose Enden wurden dann zum Ende hin so verdreht, dass sie eine in sich zwar schlüssige, aber durchaus konstruierte und so unglaubwürdige Geschichte ergaben. Schöner wäre es wohl gewesen, hätte man entweder von Anfang an klar gemacht, wohin man mit all den kleinen Geschichten will oder es einfach unterbunden sie kurz vor knapp noch zusammen zu flicken, dass ein gerades Bild entsteht. Hier wurde viel Storyine-Potential verschenkt. Es wäre schön gewesen, wenn man das Erzähltempo beibehalten hätte.
Positives
Letztendlich ist die erste Staffel von "Terra Nova" zwar keine Überfliegerserie, dennoch hat sie dem Zuschauer auch etwas zu bieten. Wie schon erwähnt ist da natürlich der Hauptdarsteller Jason O'Mara. Aber auch die Figur der kleinen Zoey Shannon (Alana Mansour) ist eine Bereicherung. Keine ihrer kleinen Geschichten hat etwas mit der großen Handlung zu tun, und doch freut man sich immer wieder das kleine Mädchen zu sehen. Sei es als Dinosaurier-Mama oder einfach nur in Interaktion mit ihrem Vater. Hier ist Jim Shannon auch am sympathischsten: In der Interaktion mit seiner Familie. Es zeichnen sich im Kleingedruckten die allbekannten familiären Problemchen ab: der aufmüpfige, aber herzensgute Sohn, die große Tochter, die zum ersten Mal verliebt ist und die Ehefrau, die ihren Mann immer wieder beeindruckt. Es ist eine nette Familie, diese Familie Shannon, das muss man einfach sagen.
Ein anderer positiver Zweig von "Terra Nova" ist zweifelsohne der Einfallsreichtum hinter den Animationen. Man hat selten den Eindruck in einer phantastischen Welt zu sein, die so nie existiert hat. Im Gegenteil, zwar sind die Landschaften optisch nicht mit großen Hollywood-Produktionen zu vergleichen, wer sich aber darauf einlässt, kann es einfach genießen einer Herde Sauropoden beim Grasen zuzusehen oder Taylor und Jim beim Angeln zu beobachten.
Fazit
Alles in allem reicht "Terra Nova" mit Abschluss der ersten Staffel nicht an andere Produktionen von und mit Steven Spielberg oder Brannon Braga heran. Trotzdem können zumindest die kleinen Geschichten unterhalten. Das große Ganze ist eine ganze Weile nicht präsent, und wird daher zum Schluss der Staffel übereilt in den Mittelpunkt gestellt. Auch der Cliffhanger kann wenig überzeugen, dahingegen werden wohl "sie" noch eine große Rolle in der Zukunft spielen. Abzuwarten ist, ob hier die Geschichte wieder übereilt wird oder ob man aus den raschen Entwicklungen am Ende gelernt hat, sie langsamer zu entwickeln und durchaus schon zuvor deutlichere Hinweise darauf zu geben.
Technische Details
Veröffentlichung: 12. Oktober 2012
Laufzeit: ca. 510 Minuten
FSK: ab 16 Jahren
Bildformat: 16:9 Widescreen (1.78:1)
Tonformat: Deutsch (Dolby Digital 5.1), Englisch (Dolby Digital 5.1), Spanisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch, Englisch
Bonusmaterial: Entfallene Szenen; Regietagebuch - Die Entstehung der Pilotfolge; Den Geheimnissen auf der Spur; Kreidezeit: die Dinosaurier in Terra Nova; Audiokommentar; Spaß am Set
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Jamie Lisa Hebisch - myFanbase
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