Terriers - Review des Piloten

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Shawn Ryan ist ein TV-Schwergewicht und steht sein Name hinter einem Projekt, lässt dies viele Fans aufhorchen und bewegt nicht wenige zum Einschalten. Ich selber habe bis auf einige Episoden "Lie to Me", das er in Staffel 2 als leitender Serienmacher betreute, und seine Anfangszeit bei "Angel - Jäger der Finsternis" noch nicht viel Erfahrung mit ihm gemacht, aber was ich bisher von "Terriers" gesehen habe, lässt Ryans Opus Magnum "The Shield" gleich um einige Schritte auf meiner langen "TV-Klassiker, die ich noch unbedingt aufholen muss"-Liste nach oben rutschen und meine Vorfreude auf sein Midseason-Projekt "Ride-Along" ansteigen. Denn die neue FX-Serie "Terriers" hat es bereits nach dem Piloten geschafft, mich zum Fan zu machen und es erreicht, dass ich mich auf neue Episoden mit dem tollen Gespann aus Hank Dolworth (Donal Logue) und Britt Pollack (Michael Raymond-James) freue.

Zwei Männer und ein Hund?

Dabei liegt dies natürlich in erster Linie daran, dass die beiden liebenswerten Privatdetektive, die auf den ersten Blick mehr als nur ein wenig tölpelhaft wirken, so herrlich miteinander harmonieren, dass sich der Spaß der Darsteller an ihrer Zusammenarbeit sofort auf den Zuschauer überträgt. Ihre gemeinsamen Szenen sind gespickt mit witzigen Dialogen und Wortgefechten und unterhalten von der ersten Minute an. Dabei spielt es auch erstmal keine Rolle, dass man zunächst noch nicht so recht weiß, was die Serie eigentlich sein will. Ist es ein reines Procedural mit Hank und Britt als ermittelnde Privatdetektive? Schwer vorstellbar, wenn man sich so ihre Fälle anschaut, die sich wohl eher auf das Erledigen von Gefallen für Bekannte beschränken. Und wenn man so sieht wie die beiden ihre Arbeit handhaben, scheinen sie darin auch nicht gerade die Begabtesten zu sein. Aber irgendwie verströmen dieses amateurhafte Handeln und ihre lässige Einstellung dazu einen liebenswerten Charme, der den Zuschauer sofort auf deren Seite zieht. Und im Laufe der ersten Folge nimmt die Welt des Ex-Polizisten mit Alkoholproblemen Hank und des Kleinkriminellen Britt auch langsam Gestalt an, als sie durch einen alten Freund Hanks auf die Spur diverser krummer Machenschaften des örtlichen Moguls Robert Lindus stoßen und dabei durch die Verkettung unglücklicher Umstände zu dessen Feind werden. Diese Handlung wird in der ersten Episode zwar nur grob angerissen, verspricht aber auf lange Sicht eine Art roter Faden für die Serie zu werden, was ich sehr begrüßen würde. Im Zuge dessen merken wir aber schon hier, wie Hank und Britt ticken. Denn hinter deren Loserfassade verbergen sich ihre persönlichen Schicksale und besonders Donal Logue ist unheimlich gut darin, die Tiefen seines Charakters und dabei dessen Verletzlichkeit und Würde hinter all der lässigen Fassade durchblicken zu lassen.

Besonders positiv sticht in dieser ersten Episode Britts Langzeitfreundin Katie (Laura Allen) heraus, die beim gemeinsamen Abendessen mit den beiden Jungs wirklich einen sehr sympathischen Eindruck macht und das genaue Gegenteil des sonst meist in solchen "Männerserien" üblichen nervenden Anhängsels ist. Ich finde es wirklich vielversprechend, einen weiblichen Gegenpart zu den beiden Protagonisten zu haben, der zwar einerseits deren Schwächen erkennt, dennoch aber voll und ganz hinter ihnen zu stehen scheint. Hanks Ex-Frau Gretchen (Kimberly Quinn) bleibt dagegen noch etwas konturenlos, was aber in ihrer Funktion als die Frau, der Hank nachtrauert, begründet liegt. Es bleibt zukünftigen Episoden überlassen, herauszuarbeiten, wie sehr die Schuld am Scheitern der Ehe bei Hank liegt und Gretchen damit automatisch in der Gunst der Zuschauer steigt. Denn im Moment ist sie nun mal die Frau, die dem sympathischen Protagonisten das Herz gebrochen hat.

Und warum nun zwei Männer und ein Hund, fragt man sich nach meiner Überschrift? Ja, das frage ich mich auch, denn irgendwie finde ich es schon witzig, dass obwohl der Pilot einen Hund in recht prominenter Rolle beinhaltet (einer der Aufträge der beiden Detektive war es, einen Hund zu stehlen), es sich dabei weder um einen Terrier handelt noch der Serientitel irgendwie anders deutlich wird. Ob die Show nun diesen Namen trägt, weil Hank und Britt hartnäckig oder vielleicht sogar "bissig" wie Terrier sind, ist mir noch nicht wirklich klar, aber irgendwie finde ich dieses Wortspiel ganz passend. Aber vielleicht wird es ja mit der Zeit noch deutlich, was man uns damit eigentlich sagen will. Die Pilotepisode ist jedenfalls schon einmal sehr gelungen und macht Appetit auf mehr. Wenn man nun nicht in einem Einerlei aus belanglosen Fällen versinkt und sich der Charme der beiden Hauptdarsteller weiterhin so gut auf die Atmosphäre der Show überträgt, bin ich jedenfalls voll an Bord.

Ausblick

Eigentlich ist es in unseren Previews ja nicht üblich, über die Pilotepisode hinaus zu blicken. Da ich aber in der Zwischenzeit schon einige Episoden der Serie gesehen habe, die meine wenigen Kritikpunkte bzw. Wünsche nach dem Piloten absolut ausräumen konnten und meine Hoffnungen mehr als bestätigt haben, will ich hier nun entgegen allen Gepflogenheiten anmerken, dass die Serie sich nach dem wirklich gelungenen Start noch einmal enorm steigert. Es wird schnell klar, dass dies kein weiteres Procedural aus der Krimischublade ist, dass die Charaktere unheimliche Tiefe, in manchen Fällen sogar Abgründe haben, die den Zuschauer absolut überraschen. Normale Konventionen des Genres werden hier ins Gegenteil verkehrt und dann noch einmal ordentlich durchgeschüttelt, so dass man am Ende einer Episode, von der man anfangs dachte man habe diese Art von Kriminalfall schon 1000 Mal gesehen gar nicht weiß, was mit einem geschah. Die Wendungen sowohl in den Einzelfällen als auch der Gesamthandlung sind unheimlich einfallsreich und spielen mit den Erwartungen der Zuschauer und sowohl die Art und Weise, wie die (Haupt)-Charaktere geschrieben als auch dargestellt sind, ist intellektuell und emotional herausfordernd und unheimlich spannend.

Fazit

"Terriers" ist einer der besten Neustarts der Herbstseason und gehört zu den wenigen Shows, die sich für mich sofort zum Pflichtprogramm entwickelt haben. Es ist alles andere als "noch eine Ermittlerserie", indem es einzigartige Charaktere in den Mittelpunkt stellt, die dem Zuschauer schnell ans Herz wachsen. Die Geschichten, die es erzählt können sich sehen lassen und wenn man diesen Weg weiter beschreitet, kann daraus etwas ganz Großes werden. Hoffen wir, dass dies noch einige Zuschauer mehr so sehen und der Show ein langes Leben verschaffen.

Cindy Scholz - myFanbase

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