The Act - Review, Staffel 1
Manchmal wird man nur durch Zufall auf eine Serie aufmerksam. Genauso ging es mir bei der Hulu-Serie "The Act". Das Casting von Patricia Arquette hat mich dazu gebracht, mich mit der Serie zu beschäftigen. Vor allem hat mich aber gereizt, dass es zu der Serie sogar einen Artikel gegeben hat, der 2016 auf Buzzfeed veröffentlicht wurde und die Geschehnissen aus den Jahr bis 2015 zusammenfasste und die Serie somit auf einer wahren Begebenheit basiert. Zudem hieß es, dass es viele Geheimnisse gab, die sogar einen Mord offenbarte. Alleine schon dadurch hatte ich Blut geleckt und nahm mir fest vor, einmal in "The Act" zu schauen (In Deutschland ist die Serie bei Starzplay zu sehen). Was mich beim Schauen dieser Miniserie gefesselt, schockiert und emotional gepackt hat, werde ich euch jetzt mal genauer schildern.
Gefoltert, bis ein Mord der letzte Ausweg war
Ich muss zugeben, dass ich bis zu dieser Serie noch nie etwas von Gipsy Rose und ihrer Mutter DeeDee gehört habe. Dadurch, dass Serien, die auf wahren Begebenheiten beruhen, immer größerer Beliebtheit erfahren, war es eigentlich auch nur eine Frage der Zeit, bis auch dieser Fall zur Serie adaptiert wird. Im September vergangenen Jahres wurden die Castings von Patricia Arquette und Chloë Sevigny bekannt und wie ich bereits in meiner Einleitung erwähnt habe, wurde ich durch das Casting und der Tatsache, dass es zu der Serie einen Artikel gibt, darauf aufmerksam.
"The Act" spielt in einer Kleinstadt, in der jeder jeden kennt. Dort leben DeeDee (Arquette) und ihre schwerkranke Tochter Gypsy Rose (Joey King). Es dauert nur wenige Sekunden, bis man mit Mutter und Tochter Mitleid bekommt, denn allem Anschein nach, ist der Teenager nicht nur an den Rollstuhl gefesselt, sondern ist auch von einer Leukämieerkrankung gezeichnet. Zudem muss sie unzählige Medikamente über eine Magensonde zu sich nehmen, damit ihr Zustand einigermaßen stabil bleibt. Umsorgt wird sie von ihrer Mutter DeeDee und man kann sich dem Gedanken einfach nicht entziehen, dass die beiden es unheimlich schwer haben müssen, zumal sie auf sich alleine gestellt sind.
Umso mehr freut man sich, dass zumindest Gypsy in der Nachbarstochter Lacey (AnnaSophia Robb) eine gute Freundin gefunden hat, die sie trotz ihrer ganzen Einschränkung normal behandelt. Anders sieht es da bei DeeDee und Laceys Mutter Mel (Chloe Sivgny) aus, die ihrer Nachbarin nicht so recht über den Weg traut. So ganz unrecht wird ihr damit nicht getan. Wie der Zuschauer kurz darauf erfahren muss, hat DeeDee die ganzen Einschränkungen nur vorgetäuscht. Beim Zuschauer stellt sich dabei eine große Frage. Die Frage nach dem Warum? Warum täuscht eine Mutter vor, dass ihr Kind unheilbar krank ist? Warum sackt sie Spenden von Bürgern ein und erfindet, dass sie seit Hurrikan Katrina obdachlos ist? Und warum lässt Gypsy das alles mit sich machen, wenn sie doch weder eine Leukämieerkrankung hat, noch auf Rollstuhl oder Magensonde angewiesen ist? Die Beantwortung dieser Frage musste ich unbedingt wissen, weswegen ich diese acht Episoden der ersten Staffel mit großer Faszination verschlungen habe. Aufgrund dieser ganzen Tragiken und Grausamkeiten musste ich des Öfteren eine Pause einlegen, um das Gesehene einigermaßen verdauen und verarbeiten zu können.
Wenn man sich ansieht, zu welchen Grausamkeiten DeeDee greift, wie beispielsweise durch die unnötige und hochdosierte Medikamentengabe bei der Gypsy sämtliche Zähne verliert und dadurch auf Kronen angewiesen ist, kann man nachvollziehen, warum die Tochter diesen ganzen Betrug mitmacht. Man kann das sicher als Schutz vor noch Schlimmerem ansehen. Und schlimmerer wird es vor allem, als Gypsy in die Pubertät kommt und immer eigenständiger wird. Diese Szenen haben mich zum Teil bis ins Mark erschüttert, weil sie nochmals eine völlig andere Seite von DeeDees sogenannter 'Fürsorge' zeigten. Hier wird beispielsweise auch näher beleuchtet, dass sie am Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom leidet. DeeDee geht teilweise mit solch einer Brutalität vor, dass man manchmal gar nicht hingucken möchte und sich sehnlichst wünscht, jemand möge Gypsy helfen. Doch auch hier stellt sich die Frage: Wer würde dem Mädchen glauben? Einem Mädchen, das von ihrer Mutter dazu getrieben wird, vor anderen die Kranke zu spielen, damit sie selbst als die Fürsorgliche dastehen kann. Ich denke, Gypsy war durchaus bewusst, dass man ihr nicht glauben und eher sie als undankbare Tochter darstellen würde.
Gerade weil auch Gypsy Privatsphäre haben möchte, lässt sie sich von Lacey in die Welt des Internets einführen. Eine Welt, in der sie nicht auf ihr Äußeres reduziert wird. Eine Welt, in der sie auch über ihre Gedanken und Gefühle sprechen kann. Dabei trifft sie auf Nick. Schnell merkt man ihm an, dass auch er ein Typ ist, der durch die reale Welt verschüchtert ist, dann aber auch offen mit seinen persönlichen Problemen umgeht, wodurch auch Gypsy den Mut zur Wahrheit findet. Eine Wahrheit, die Ausmaße einer Grausamkeit annimmt, die man nicht mehr rückgängig machen kann. In Nick (Calum Worthy) hat Gypsy jemanden gefunden, dem sie vertraut und der alles für sie tun würde. Auch hier stellt sich die Frage, ob man wirklich bereit ist, für jemanden alles zu tun, was ein anderer oder eine andere von jemanden erwartet/verlangt. Zwar sagt man immer leicht fertig, dass man alles für jemanden tun würde. Doch schließt das eine Ermordung einer Person mit ein? Auch für Nick stellt sich die Frage und man merkt über den weiteren Verlauf, dass ihm auch nicht wohl dabei ist. Allerdings ist Nick eine komplexe Person bzw. hat er mehrere Persönlichkeiten in sich, welche ihn verunsichert. Bei einer dieser Persönlichkeiten handelt es sich um Viktor, sozusagen Nicks (sehr) Böses Ich. Da auch Gypsy von dieser weiteren Persönlichkeit weiß, nutzt sie dies, um Viktor darum zu bitten, ihre Mutter zu ermorden.
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Bevor ich mit "The Act" angefangen habe, habe ich mich etwas genauer über den Fall informiert. Es ist zwar nicht abzustreiten, dass Gypsy den Mord an ihrer Mutter in Auftrag gegeben hat und auch über Nicks seelischen Zustand Bescheid wusste, dennoch gibt es hier verschiedene Ansichten, ob eine Gefängnisstrafe tatsächlich gerechtfertigt ist. Sicherlich war sich Gypsy im Klaren darüber, was ein Mord für Konsequenzen nach sich zieht. Andererseits sollte man auch ihre Lage berücksichtigen. Denn ich kann mir sehr gut vorstellen, in welchem Zwiespalt sie gewesen ist, was die Serienmacher und vor allem auch Joey King wunderbar umgesetzt haben. Betrachtet man das Ganze nämlich mal von der Seite, bei der Gypsy mehr und mehr von ihrer Angst gesteuert wird, zu was DeeDee noch im Stande gewesen wäre, bin ich mir nicht sicher, ob eine Gefängnisstrafe wirklich angemessen ist.
Durch die Serienumsetzung wurde deutlich, wie sehr Gypsy mit sich gerungen hat, ob der Mord an DeeDee tatsächlich der letzte Ausweg ist. Denn eines stand für mich von Anfang an fest: Sie hat ihre Mutter geliebt und diese Liebe war es wohl auch, die sie hat solange durchhalten lassen, alles über sich ergehen zu lassen. Doch ich glaube, wenn man so etwas über Jahre mitmacht, ist auch die Liebe nicht mehr stark genug, um so etwas Grausames durchzustehen. Besonders nach der Tat bemerkt man bei Gypsy, dass sie sich letztlich nach Geborgenheit und Verständnis sehnt, die ihr aber nach der Tat von den Menschen verwehrt bleibt, die ihr sonst immer Beachtung geschenkt haben.
Fazit
Mit "The Act" hat sich der Streamingdienst Hulu an Material heran getraut, das beim Ansehen schockiert, traurig und nachdenklich macht. Es thematisiert besonders die Psyche der Menschen, die über Jahre hinweg körperliche und seelische Grausamkeiten über sich ergehen lassen mussten. Es zeigt, zu welchen Mitteln man greift und welcche grausamen und brutalen Pläne geschmiedet werden, um sich von seinem eigenen Schicksal befreien zu können. Ich hoffe, dass die Menschheit dadurch erkennt, welches Ausmaß körperliche und seelische Grausamkeit haben kann und sich etwas im Umgang miteinander ändern wird.
Daniela S. - myFanbase
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