The Americans - Review Staffel 1

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Die erste Staffel von "The Americans" war bereits ausgelaufen, als der Whistleblower Edward Snowden und die durch ihn ausgelöste Überwachungsaffäre das Bewusstsein der Menschen für das Thema Spionage neu geschärft hat. Obwohl "The Americans" eine historische Serie ist, die Anfang der 1980er Jahre spielt und vom Kalten Krieg zwischen der USA und der Sowjetunion erzählt, besitzt sie also auch eine gewisse Aktualität. Wenn man sich die erste Staffel von "The Americans" ansieht, kann man beinahe verstehen, wieso die amerikanischen Geheimdienste nach wie vor ziemlich paranoid sind und sogar ihre eigenen Verbündeten ausspähen. Der Kalte Krieg hat Spuren hinterlassen.

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Die heiße Seite des Kalten Krieges

Foto: Keri Russell & Matthew Rhys, The Americans - Copyright: Frank Ockenfels/FX
Keri Russell & Matthew Rhys, The Americans
© Frank Ockenfels/FX

Für die meisten Menschen blieb der Kalte Krieg glücklicherweise kalt. Es fielen keine Atombomben und es wurden keine riesigen Armeen aus Soldaten, Flugzeugen, Schiffen und Panzer aufeinandergehetzt. Die großen Waffen schwiegen. Hinter den Kulissen, in der Welt der Geheimdienste, wurde der Kalte Krieg hingegen oftmals ziemlich heiß. Davon zeichnet "The Americans" in der ersten Staffel ein authentisches Bild. Wir Zuschauer tauchen ein in eine Welt aus Spionage und Gegenspionage, aus Täuschung, Erpressung und Mord. Leute laufen über und wieder zurück, mit Informationen wird gehandelt wie mit Gold und wer auffliegt, ist so gut wie tot.

Geprägt ist das Duell der Geheimdienste auch durch Fehler und Missverständnisse. Gegen Ende der Staffel eskaliert der Krieg der Spione aufgrund von unglücklichen Zufällen und persönlichen (Fehl)Entscheidungen.

Gut und Böse

Foto: Keri Russell, The Americans - Copyright: Jeff Neira/FX
Keri Russell, The Americans
© Jeff Neira/FX

Die Frage nach Gut und Böse stellt sich in den meisten US-Produktionen, die vom Kalten Krieg handeln, nicht, da von der ersten Sekunde an kein Zweifel daran gelassen wird, dass die Amerikaner die Guten und die Sowjets die Bösen sind. Das Privileg des Siegers ist es, die Verliererseite zu verdammen. Das verleiht den meisten Hollywoodfilmen über den Kalten Krieg zwar eine fade Note, aber grundsätzlich können auch wir deutschen Zuschauer gut damit leben, da sich nur die wenigsten von uns wünschten, der Kommunismus hätte sich durchgesetzt. In "The Americans" bleibt die Frage nach dem Gut und Böse offener. Beide Seiten begehen Verbrechen, glauben sich aber im Recht, da sie es für ihr Heimatland tun. Die Protagonisten werden selten von purem Hass angetrieben, sondern eher von Angst, Misstrauen und Pflichtgefühl, was nichts daran ändert, dass sie das Leben Unschuldiger zerstören.

Schuld und Unschuld ist in dieser Serie letztlich ein wichtigerer Gegensatz als das simple Gut und Böse. Immer wieder werden harmlose Zivilisten in den Krieg der Geheimdienste hineingezogen. Sie werden gegen ihren Willen zu Mittätern gemacht, sei es durch offene Erpressung oder durch perfide Manipulation. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Charakter Martha Hanson (Alison Wright). Martha ist eine FBI-Sekretärin, die sich einfach nur ein glückliches Familienleben wünscht. Phillip Jennings (Matthew Rhys) nutzt dies aus. Er spielt ihr gegenüber eine andere Rolle, die des Clark, und heiratet sie sogar - während seine eigentliche Tarnfrau und Mutter seiner Kinder, Elizabeth (Keri Russell), sich als seine Schwester und Trauzeugin ausgibt.

Als Zuschauer hegt man eine gewisse Abneigung gegen Martha, weil sie sich so hereinlegen lässt und weil wir wissen, dass es für Phillip harte Arbeit ist, Matha den liebenden Ehemann vorzuspielen. Diese Abneigung macht uns wiederum ein schlechtes Gewissen, denn Martha ist schließlich das Opfer. Sie will nur, was wir alle wollen: Glück.

Falsch-richtiges Familienleben

Foto: Holly Taylor, The Americans - Copyright: Frank Ockenfels/FX
Holly Taylor, The Americans
© Frank Ockenfels/FX

Zwei weitere völlig unschuldige Opfer sind Phillips und Elizabeths Kinder Paige (Holly Taylor) und Henry (Keidrich Sellati), die keine Ahnung haben, wer ihre Eltern wirklich sind und die im Prinzip nur als Teil der Tarnung gezeugt wurden. Phillip und Elizabeth lieben ihre Kinder, trotzdem ist das Leben von Paige und Henry auf mehr Lügen aufgebaut, als eine Flasche Wodka Alkoholgehalt hat. Es ist bewegend und fesselnd, wie Phillip und Elizabeth ihre Kinder aufziehen und beschützen, aber gleichzeitig permanent belügen und hintergehen. Das Thema dürfte in der zweiten Staffel noch interessanter werden, da Paige beginnt, misstrauisch zu werden, zumindest ihrer Mutter gegenüber. Die Szenen zwischen Elizabeth und ihren Kindern sind immer besonders intensiv, da Elizabeth sehr damit zu kämpfen hat, diese beiden Geschöpfe, die sie auf die Welt gebracht hat - und auf die Welt bringen musste, um eine perfekte Tarnung zu haben - ständig zu täuschen. Zudem ist Elizabeth völlig anders aufgewachsen als ihre Kinder, was es ihr nicht leicht macht, Zugang zu ihnen, besonders zu Paige, zu finden.

Phillips und Elizabeths Gefühle füreinander sind ein wichtiges Element, das auch solche Zuschauer, die gerne ein schwieriges Paar shippen, an die Serie bindet. Phillip und Elizabeth, die eigentlich Nadezhda und Mischa heißen, wurden einander zugeteilt. Sie haben sich nicht ausgesucht und sie kannten einander vorher nicht. Im Laufe der Jahre haben sich echte Gefühle zwischen ihnen entwickelt, was es für sie aber nicht unbedingt einfacher macht, ihre Tarnung aufrecht zu erhalten, sondern mitunter schwieriger. Als sie beginnen, sich ihre Gefühle füreinander einzugestehen, sind sie quasi ein frischverliebtes Paar, das schon seit Jahren zusammenlebt und zwei Kinder hat.

Fazit

Alles in allem gehört "The Americans" nicht zu den Serien, in die sich ein Zuschauer verliebt und die lockere Unterhaltung bietet. "The Americans" ist eine interessante Serie, mit manchmal etwas langatmigen Passagen, die uns den Kalten Krieg nacherleben lässt und die starke historische, politische und gesellschaftliche Eindrücke vermittelt.

Maret Hosemann - myFanbase

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