The Big C - Review des Piloten

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Foto: Laura Linney, The Big C - Copyright: 2010 Sony Pictures Television Inc. All Rights Reserved.
Laura Linney, The Big C
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Der Hauptcharakter hat Krebs und versucht, mit dieser Diagnose umzugehen. Das kennt man bereits durch den Dramakrösus "Breaking Bad", ist aber kein Grund, einer Serie mangelnden Ideenreichtum vorzuwerfen. Allein das Format einer halbstündigen Comedy zeigt schon mal, dass man das Geschehen unterschiedlich darstellen und in eine andere Richtung treiben möchte. Denn "The Big C" ist eine teilweise wirklich rabenschwarze Comedy-Serie mit allem Drum und Dran, also weniger Drama und mehr Humor. Das fängt bereits bei der Protagonistin Cathy an. Auf der einen Seite kämpft sie mit dieser verheerenden Nachricht ihres baldigen Krebstodes, auf der anderen Seite ist aber vor allem die Art und Weise, wie sie als Mischung aus einer verzweifelten Version einer der "Desperate Housewives" und einem kleinen verängstigten Kind damit umgeht, aber schlichtweg zum Brüllen. Allein durch die Gagdichte kommt man nicht umhin, teilweise Tränen zu lachen, obwohl das Thema eigentlich viel zu ernst ist, um darüber Witze zu machen, geschweige denn diese auch noch amüsant zu finden.

Foto: Laura Linney, The Big C - Copyright: 2010 Sony Pictures Television Inc. All Rights Reserved.
Laura Linney, The Big C
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Viele der urkomischen Aussagen stammen von Cathy selbst und haben oft nicht einmal direkt was mit ihrer Krebserkrankung zu tun, sind aber indirekt sicherlich der durch ihre Diagnose gesunkenen Hemmschwelle geschuldet. Wenn also Cathy Andrea mitteilt, dass sie nicht gleichzeitig fett und böse sein könne, kann man das entweder verletzend finden oder über die Gratwanderung gepaart mit den herrlich pointierten Aussagen ("You can't be fat and mean, Andrea. Fat people are jolly for a reason, fat repels people but joy attracts them. Now I know everyone's laughing at your cruel jokes, but nobody's inviting you to the prom. So you can either be fat and jolly or a skinny bitch, it's up to you.") schallend lachen; oder wenn sie ihrem Arzt mitteilt, dass sie ihr Haar durch die Chemotherapie nicht verlieren möchte, dafür aber nur allzu gern ihre unförmige Nase; oder wenn sie, um sich an ihrem Sohn Adam für dessen fiese Streiche zu rächen, sich leblos in eine mit einer roten Flüssigkeit gefüllten Badewanne legt und ihren Selbstmord vorspielt; oder wenn sie ihrer verbitterten Nachbarin Marlene, die ihr gerade erzählte, dass sie nur auf den Tag wartet, an dem sie stirbt, mitteilt, dass sie ja zumindest ihren verdammten Rasen mähen könnte, wenn dieser Tag erst morgen eintritt. Die Liste ließe sich beliebig weiterführen durch beliebig andere Unterhaltungen, die Cathy in der Pilotfolge führt. Der Humor ist definitiv da und besser als vieles, was man in den letzten Jahren in den Himmel lobte.

Foto: Reid Scott, The Big C - Copyright: 2010 Sony Pictures Television Inc. All Rights Reserved.
Reid Scott, The Big C
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"The Big C" muss sich nur überlegen, welchen Anteil an Drama es haben möchte. Zu viel könnte den Humor deplatziert wirken lassen, zu wenig hingegen könnte so manchen Patzer (der bei Witzen in der Nähe der Geschmacklosigkeit zwangsläufig hier und da auftritt) nur noch offensichtlicher wirken lassen. Genug Potential ist bei einer Ausgangssituation wie einer tödlichen Erkrankung des Hauptcharakters und einer herausragenden Schauspielerin wie Laura Linney als eben jene Figur durchaus gegeben. Die nächste Frage ist die nach der Tiefe der einzelnen Charaktere rund um Cathy. Möchte man sie weiter ausstaffieren und ihnen in künftigen Episoden und, Verlängerung vorausgesetzt, auch Staffeln vielleicht sogar eigene Storylines geben? Oder bleibt es bei der altbekannten Formel des vorlauten und pseudo-eloquenten Kinds, dem Arzt, der allein durch sein Aussehen schlaflose Nächte verursacht und der vom Leben enttäuschten Nachbarin? Wenn letzteres der Fall wäre, würde man sich auf ähnlich seichtem Niveau bewegen wie vergleichbare Formate auf demselben Sender und damit schnell langweilen. Man hat einige sehr talentierte Darsteller um sich geschart und konnte darüber hinaus bereits jetzt mit Idris Elba, Cynthia Nixon, Brian Cox und Liam Neeson die Neben- und Gastrollen sehr namhaft besetzen. Aber jetzt muss man sie auch mit Leben füllen und weg von den gehaltlosen und vernachlässigbaren Nebencharakteren, für die Showtime mittlerweile traurige Berühmtheit erreicht hat. Niemand erwartet bei einer halbstündigen Comedy, dass die Figuren so mehrdimensional sind wie bei einstündigen Dramen, aber mehr als die Kopie von Charaktermerkmalen aus anderen Serien darf es schon sein.

Fazit

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Ganz allgemein bleibt abzuwarten, ob "The Big C" der Sprung zu einer echten Qualitätsserie gelingt oder ob man in der "kann man sehen, muss man aber nicht"-Bedeutungslosigkeit versinkt. Denn insbesondere Showtime hat bisher genug Erfahrung gemacht mit mittelmäßigen Mischungen aus Drama und Comedy, die nur selten zünden, seien es "Californication", "Nurse Jackie" oder "United States of Tara". Zugegeben, der Humor ist bereits jetzt deutlich bissiger und hebt "The Big C" damit wohlwollend von den eben genannten Serien ab, dennoch kommt es vor allem in den nächsten Episoden darauf an, zu zeigen, dass man die Balance finden konnte.

Andreas K. - myFanbase

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