The Bridge (CA) - Review des Piloten
Es passiert so einiges in dem fast zweistündigem Piloten der Serie. Soviel, dass Details und eigentlich wichtige Anhaltspunkte in Vergessenheit geraten und kaum behandelt werden, obwohl die Aufarbeitung der Situationen eigentlich wichtig sein sollte.
Die erste Szene zeigt schon, worum es in "The Bridge" geht: dreckige Cops. Es wird eine Gruppe Männer in Polizeiuniformen gezeigt, die einen Drogendealer zusammengeschlagen haben und ihm nun seinen Stoff und das Geld abknöpfen. Aber nur einer der Männer ist wirklich ein Polizist und ist später mit in der Bar, in der man das erste Mal unseren Protagonisten Leo (Aaron Douglas) kennenlernt. Der hat zu dem Zeitpunkt gerade erst die Position seines Partners Tommy (Paul Popowich) übernommen und ist die Vertrauensperson seiner Kollegen. Diese Szene wird später noch einmal aufgegriffen, sie wird zweimal erzählt, aber beim zweiten Mal hat der Zuschauer eine ganz andere Sichtweise auf das Geschehen. Dieses Vorgehen der Serie verwirrt ein wenig, macht im Nachhinein jedoch Sinn und hilft, die Vorgänge zu verstehen.
Doch zunächst wird man verwirrt, denn ohne Vorwarnung wird man für ein paar Tage zurückversetzt. Tommy hat noch seine alte Stelle inne und Leo und er sind auf Streife im Brücken-Distrikt. Aber nicht nur die internen Angelegenheiten werden beleuchtet, es gibt auch Verbrechen zu untersuchen. Allerdings vermischen sich auch dort die Grenzen zwischen dem alltäglichen Leben und den politischen Hintergründen. Die Fälle der Folge sind so untereinander vermengt, dass viele Dinge unterbewusst miteinander verbunden sind. Dies liegt vor allem daran, dass auch die politischen und rechtlichen Ebenen in der Serie mit aufgefasst werden.
In der ersten Episode werden Obdachlose anscheinend ohne Grund von einem Auto überfahren. Nach einigen Hinweisen können die Polizisten einen Pickup in eine Sackgasse scheuchen, doch der Verdächtige hat einen Komplizen, der den Wagen zurücksetzt und so Tommys Bein so schwer verletzt, dass es amputiert werden muss. Dieser Komplize ist unerwarteter Weise die Großmutter des Verdächtigen, der bei dem Einsatz erschossen wurde. Die Polizei steht dadurch stark unter Druck, denn zunächst gibt es keinerlei Verbindung zwischen den Taten des Enkels und es scheint, als hätten die Polizisten eine unschuldige Person erschossen. Jedoch stellt sich dann im Laufe der Ermittlungen heraus, dass die Oma selbst der Kopf der Verbrechen ist, denn sie hat sich das Vertrauen der Obdachlosen erschlichen und hat Lebensversicherungen auf deren Namen abgeschlossen.
So ist zuerst einmal ein Teil des Polizeidistrikts wieder mit weißen Westen versehen. Jedoch kommt ein anderes Team in Bedrängnis, weil ein Verdächtiger bei einer Festnahme stirbt. Diese wurde von einem Schaulustigen auf Video aufgenommen, während die Polizistin handgreiflich wurde. Das ganze Polizeirevier geht deswegen auf die Barrikaden, da sie sich zu Unrecht angegriffen fühlen. Deren Ansicht nach hat der Verdächtige Gegenwehr geleistet und musste mit Gewalt kontrolliert werden. Leo stachelt seine Kollegen dabei soweit auf, dass die ihre Arbeit niederlegen. Der Streik geschieht auf sein Risiko, denn Tommy hat wegen des Falles und nach seinem Unfall seinen Posten als Gewerkschaftsführer der Polizei an ihn weitergegeben.
Diese Entwicklung gefällt aber dem Chef der Polizei gar nicht, denn Leo ist schon vorher ein Aufrührer gewesen. Bei dem Selbstmord eines Kollegen hat er alle Distrikte zusammengerufen und so eine offizielle Beerdigung erwirkt, obwohl es dem Polizisten nicht zugestanden hätte. Zudem war auch Leos Vater ein Cop gewesen und die Abteilung für Innere Angelegenheiten will diesen an den Pranger stellen, da er anscheinend in seiner Dienstzeit Bestechungsgeld angenommen hatte. Diese Geschichte wird immer wieder angesprochen, doch als später herauskommt, dass Leos Vater wirklich Geld angenommen hat ist es im Grunde zu spät, denn er ist bereits an einem Herzinfarkt verstorben. Wie es Leo danach geht wird gar nicht beleuchtet. Es wird einfach weitergemacht.
Es gibt aber auch Hilfen von den höheren Stellen, denn Leo bekommt den Tipp, dass sein Kollege Mike krumme Geschäfte macht und den Streik ausnutzen will. Nun werden nach und nach die Szenen vom Anfang der Episode eingebaut und das größere Bild hinter dem internen Fall wird klarer. Leider Gottes sitzt Leo zum Ende der Episode dann wie ein Mafiaboss in einem schwarzen Ledersessel mit einer Pistole in der Hand in der Wohnung von Mike und wartet auf den. Das macht die Szene, in der Leo Mike überzeugt sich selbst zu belasten und sich ruhig abführen zu lassen, eher lächerlich.
Aber der Charakter von Leo ist sowieso nicht gleich Jedermanns Sache: Er ist eigentlich ein sympathischer Typ, mit dem man gerne ein Bier trinken geht, aber dann ist er doch sehr großspurig: steht gerne im Mittelpunkt und zu dem Mafiosogehabe in Mikes Wohnung fährt er passenderweise auch noch einen schwarzen Mustang.
Fazit
In dem Piloten war Vieles zu viel. Einige Szenen konnten gar nicht richtig verarbeitet werden und der Zuschauer wird von jetzt auf gleich in das Geschehen geworfen. Aber die Serie hat viel Potential und ich kann gut verstehen, warum sie schon für eine zweite Staffel in Kanada verlängert wurde. Mir gefällt vor allem, dass sich die Serie nicht nur auf die Arbeit der Streifenpolizisten beschränkt, sondern die internen Angelegenheiten beleuchtet und die politischen Zusammenhänge mit aufgreift.
Anna Sörries - myFanbase
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