The Cape - Review des Piloten
Nun kriegen wir also schon wieder eine Superheldenserie vorgesetzt – diesmal abermals von NBC. An der Stelle unterdrücke ich meine Spitze gegen Superheldenserien und NBC und gehe lieber gleich dazu über, die Pilotepisode zu beurteilen.
In dieser werden wie gewohnt erst einmal die Charaktere eingeführt, allen voran Vince Faraday. Dieser ist selbstverständlich einer der guten Kerle, ihm wird aber ein Mord angehängt, weil er seine Nase nicht aus den ihm fremden (korrupten) Angelegenheiten einer einflussreichen Sicherheitsfirma heraushalten konnte. Um seine Familie und seinen guten Namen zurückzugewinnen beschließt er, von nun an als Superheld aufzutreten. Der Darsteller des Vince, David Lyons, ist bisher schon aus ein paar Produktionen bekannt und ein paar weitere bekannte Gesichter sind natürlich auch wieder mit dabei. Da hätten wir zum Beispiel Ryan Wynott und James Frain, aber auch Summer Glau dürfen wir wieder einmal in einer Science-Fiction/Mystery-Serie begrüßen. Was für eine Überraschung. Von ihrer Rolle bekommt man aber leider noch nicht genug zu sehen, um sie anständig beurteilen zu können, aber ich bin mir trotzdem sicher, dass Summer aus Orwell herausholen wird, was sie kann.
Von David Lyons und seinem Charakter Vince wiederrum konnte man schon einiges an Leistung sehen und er macht seine Sache schon ziemlich gut. Gleich von Beginn an erkennt man, wie wichtig ihm seine Familie ist und dass er, natürlich, alle Charaktereigenschaften besitzt, die ein rechtschaffener Held in spe haben sollte. Das lässt einen natürlich gleich wundern, wieso Vince gemeinsame Sache mit den Zirkusleuten macht, die ihn zwar gerettet haben, aber in ihrer Freizeit gerne die eine oder andere Bank überfallen. Vor allem nachdem klar ist, dass er von diesen wohl nicht ermordet werden wird. Dieses Logikloch wird zum Glück etwa in der Episodenmitte gefüllt, sodass einer zukünftigen Partnerschaft zwischen Gauklern und Superheld nichts mehr im Wege stehen dürfte. Und was daraufhin folgt, ist ziemlich klasse. Vince findet ein schwarzes Cape, denkt an den Lieblingshelden seines Sohnes, "The Cape", und möchte daraufhin Kämpfer für die Gerechtigkeit werden. Und die Artisten? Sie alle tun sich zusammen, um Vince ihre Gauklertricks beizubringen und ihn so mit einigen Kunststücken auszustatten. Das ist wirklich toll und wurde mit viel Liebe inszeniert, zumal es in der Zirkuswelt doch einige Tricks gibt, von denen man nichts weiß und ein kleiner Einblick in diese ist sowohl spannend als auch höchst amüsant.
Das eigentlich Interessanteste an der Geschichte ist aber, dass wir es hier nicht mit Helden zu tun haben werden, die von einer Ameise auf Antibiotika gebissen wurden und deshalb Fähigkeiten entwickelten. Die Helden in "The Cape" sind in der Regel realitätsbezogener und haben sich einfach nur etwas anderes angezogen. Das macht die ganze Geschichte viel unterhaltsamer, da man weiß, dass es bei den Personen Grenzen gibt, an die diese stoßen können.
Der Pilot schaut sich wie ein Kopfkino, das beim Comiclesen entsteht, da die Episode in einzelne Kapitel unterteilt ist, die mit einem neuen Titel angezeigt werden. Desweiteren werden in dem Intro Zeichnungen und reale Aufnahmen vom Dreh vermischt, was ich richtig klasse finde. Sowas kenne ich bisher nur aus Filmen und ist mir noch bei keiner sonstigen Serie untergekommen.
Doch da liegt auch schon ein wenig der Knackpunkt der Folge – sie schaut sich fast ein wenig wie ein Film, der auf 45 Minuten zusammengeschnitten wurde und das ist leider auch das Manko der Episode. Es geht einfach alles zu schnell. Die Entwicklung der Charaktere und der Gesamtgeschichte ist durchaus spannend mit anzusehen, deswegen ist es umso bedauerlicher, dass diese so schnell abgefrühstückt sein soll. Hätte man die Szenen ein wenig ausführlicher gemacht, hätte man das Doppelte der Zeit füllen können und den Zuschauer somit auch ein wenig Zeit gelassen zu begreifen, was er da eigentlich gerade schaut. Hier wollte man wohl größtenteils die ungeduldigen Fernsehkritiker ruhig stellen, ein bisschen gelitten hat die Qualität der Pilotfolge darunter allerdings doch. Was für mich aber noch viel wichtiger ist: Wie soll es jetzt weitergehen? Vince ist "The Cape", aber was tut er jetzt? Hoffen wir, dass es von jetzt an nicht immer einen Antagonisten der Woche gibt, denn das wäre wahrlich die Verschwendung der überzeugenden Grundidee hinter der Serie.
Fazit
Bisher gefällt mir, was "The Cape" mir geboten hat und ich drücke die Daumen, dass wenigstens diesmal bei einer solchen Superheldenserie alles richtig gemacht wird. Sollte die Serie sich in eine komplett blödsinnige Richtung entwickeln, wäre das sehr schade, denn ich sehe hier durchaus noch Potential, das darauf wartet ausgeschöpft zu werden.
Luisa Schmidt - myFanbase
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