The Client List - Review des Piloten
Jennifer Love Hewitts neue Serie "The Client List" hat im Vorfeld sowohl Furore gemacht, als auch einiges an Kontroverse ausgelöst. Für Furore sorgten wohl in erster Linie heiße Dessous-Fotos, die eine für Hewitts bisherige Karriere sehr viel freizügigere Rolle versprachen, während die Prämisse der Serie in den USA Massage-Therapeuten auf die Barrikaden trieb, die in der Serie einen großen Rückschritt im Kampf gegen Vorurteile gegenüber ihrem Berufstand sehen. Hewitt spielt in "The Client List" eine ausgebildete Massage-Therapeutin namens Riley, die in einem Massagesalon einen Job findet und schnell merkt, dass ihre Kunden eine andere Art der Zuwendung von ihr erwarten, als das übliche Durchwalgen schmerzender Muskelpartien. Obwohl Riley alles andere als glücklich darüber ist, gibt sie sich geschlagen, als sie merkt, dass sie ohne erotische Extras nicht genug verdienen kann, um ihre Familie zu ernähren, nachdem ihr Mann sie verlassen hat. Sie lernt also, dass man es im Job der Massage-Therapie nur zu etwas bringen kann, wenn man bereit ist, seine weiblichen Reize einzusetzen und den Kunden jeden Wunsch zu erfüllen – so zumindest in dem teuren, aber liebevoll geführten Salon, in dem sie arbeitet. Kein Wunder, dass diese Darstellung nicht überall Anklang findet.
Riley Parks ist eigentlich die nette Frau von nebenan, hat zwei süße Kinder und ist glücklich verheiratet mit Kyle (Brian Hallisay). Alles wirkt wie aus dem Bilderbuch bei den Parks, wäre da nicht Kyles empörte Reaktion auf Rileys Geburtstagsgeschenk in Form einer - wie er glaubt - viel zu teuren Lederjacke. Kyle ist arbeitslos und leidet unter Minderwertigkeitskomplexen. Jegliche optimistische Äußerung seiner Frau scheint ihn in den Wahnsinn zu treiben. Im Grunde aber lieben sie einander, was der stürmischen Versöhnung nach dem Streit zu entnehmen ist. Daher fällt Riley aus allen Wolken, als Kyle sie und die Kinder plötzlich sang- und klanglos verlässt. Ihre etwas spröde Mutter Linette (Cybill Shepherd) und ihre beste Freundin Lacey (Rebecca Field) aber glauben an sie, und so bewirbt sie sich mit großer Naivität im Massagesalon, nachdem sie eine ehemalige Bekannte im Sportwagen hat davonbrausen sehen, den diese sich von ihrem Verdienst in eben diesem Salon leisten konnte. Sie ahnt noch nichtmal etwas, als die Salonbesitzerin sie ausschließlich aufgrund ihres Aussehens und ihrer Ausstrahlung engagiert.
Nachdem Riley eine Weile probiert hat, mit Massagen ohne Extras über die Runden zu kommen und dafür ausschließlich unappetitliche oder unfreundliche Kunden übrig bleiben, lässt sie sich Kunden von der speziellen "Kundenliste" geben und hat dann nur noch wohlgeformte, braungebrannte, junge Männer auf ihrem Massagetisch, die alle sofort hin und weg von ihr sind. Am meisten Erfolg hat Riley allerdings mit eben jenem Kunden, der eigentlich nur reden möchte. Ihre Massage-Therapiestunden werden zu Gesprächstherapiestunden und Riley kittet, zwar nicht im Handumdrehen, aber dennoch im Laufe der Pilotepisode die Ehe dieses Mannes, indem sie auch noch die erboste Ehefrau auf der Straße gratis therapiert, die dachte, ihr Mann laufe ihr mit einer Masseuse davon.
Einige der Massageszenen sind durchaus witzig, zumindest spielt Hewitt die Überwindung, die Riley ihre Arbeit plötzlich kostet, lustig und liebenswert. Auch werden die Szenen, wie Hewitt sie im Vorabinterview selber beschrieben hat, immer ausgeblendet, sobald die Situation ungemütlich wird. Dennoch aber sind diese Szenen allesamt vor allem eines: überaus klischeebeladen. Es gibt also nur ganzkörperbehaarte, uralte oder unverschämte Menschen, die eine Massage zum Selbstzweck wünschen, während junge Männer aus dem Unterwäschekatalog eine erotische Masseurin aufsuchen, um mal wieder "auf diese Weise berührt" zu werden. Ebenso ist es natürlich gerade Riley, die den Salon revolutioniert, indem sie zwar erotische Dienste bietet, aber eine Ehe rettet, anstatt die Männer zu verführen, wie es der Inhaberin des Salons mit ihrem eigenen Ehemann ergangen ist. Jene Inhaberin (Loretta Devine) ist aber dennoch keine verbitterte Puffmutter, die ihre angestellten Mädchen eigentlich für das hasst, was sie tun, sie ist eine liebevolle, mütterliche Freundin, die nach kürzester Zeit sogar bei einer Schulaufführung von Rileys Kind auftaucht, ganz zu deren Schrecken, denn Riley verheimlicht die Details ihres Berufslebens selbstredend.
Zuhause bleibt Riley ganz die brave, auf die Rückkehr ihres Mannes hoffende Ehefrau, die ihrem sexy Schwager Evan (Colin Egglesfield) verbietet, ohne Shirt ihren Rasen zu mähen. Gleichzeitig aber spürt man zwischen diesen beiden ganz schnell eine viel bessere Chemie als zwischen Riley und ihrem Mann, die auf Anhieb sehr ausbaufähig wirkt. Zum Ende hin aber gibt es einen Anruf von Kyle und man darf gespannt sein, was dieser zu bedeuten hat.
Hewitt erklärte im Vorabinterview, sie wolle mit dieser Rolle einen neuen Weg einschlagen, mal etwas anderes spielen als das Mädchen, das sie immer gespielt habe. Vom Pilot ausgehend kann ich noch nicht bestätigen, dass dies hier gelungen ist, denn Riley ist im Grunde ein genauso nettes, gutherziges Mädchen wie Sarah aus "Party of Five" und Melinda Gordon ("Ghost Whisperer - Stimmen aus dem Jenseits"), und es wirkt auf mich so, als bekämen wir es hier nun jede Woche mit einem neuen von Rileys Kunden zu tun, dem Riley irgendwie aus einer desolaten Lebenslage hilft, was für Hewitt ja ein altbekanntes Rollenprofil wäre.
Von Cybill Shepherd hat man noch zu wenig gesehen, um wirklich beurteilen zu können, was von ihr hier zu erwarten ist, es lässt sich allerdings auf den ersten Blick feststellen, dass Shepherd und Hewitt nicht wie Mutter und Tochter aussehen. Rebecca Field wiederum nimmt hier dieselbe Rolle ein wie in "October Road" und die passt ja sehr gut zu ihr.
Fazit
"The Client List" ist sicherlich etwas gewagter als Hewitts Paraderollen, aber wenn man von ein bis zwei ungemütlichen Szenen im Massagesalon absieht, so werden Hewitts Fans hier sicherlich auf ihre Kosten kommen und sich nicht an eine völlig veränderte Darstellung gewöhnen müssen. Ohne den gleichnamigen Film zu kennen, auf dem die Serie basiert, ist allerdings anhand des Piloten noch nicht unbedingt zu erkennen, wie es zu Hewitts Golden-Globe-Nominierung mit diesem Stoff gekommen ist.
Nicole Oebel - myFanbase
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