The Forgotten - Review des Piloten
Beim Durchlesen der Beschreibung für die neue ABC-Serie kam mir zunächst nur eine Reaktion in den Sinn: nicht noch ein CSI-Klon, der auch noch verdächtig nach einem Abklatsch von "Cold Case" klingt. Doch der Erfolg von "The Mentalist" im letzten Jahr, mit dem niemand so recht gerechnet hatte, und dem tollen Einstand von "Navy CIS: L.A." in diesem Jahr lässt die Hoffnung aufkeimen, dass dem allmählich abgegriffenen Genre der Procedurals neues Leben eingehaucht werden könnte.
Mit "The Forgotten" scheint ABC jedoch kein Glück zu haben. Die Zuschauerzahlen sind nach dem eher mäßigen Einstand bereits jetzt rückläufig und schon nach vier Episoden droht der Serie die frühzeitige Absetzung, sollte sich keine Besserung in den nächsten Folgen einstellen. Das fehlende Zuschauerinteresse ist beim näheren Betrachten des Piloten auch kein Wunder, denn keiner der Darsteller kann überzeugen und auch "Hollywoodstar" Christian Slater bleibt während der ersten Folge nur ein Darsteller unter vielen, der es nicht versteht, den Zuschauer in seinen Bann zu ziehen.
Vor allem aber die hanebüchenen Storylines, die sich bereits in der ersten Folge abzeichnen und sich wohl über die kommenden Episoden ziehen sollen, machen es der Serie wohl schwer, sich im diesjährigen Line-Up zu etablieren. Kritisiert wurden seitens der amerikanischen Medien vor allem die übertriebene Melodramatik, die jedoch meiner Ansicht nach nicht mal die Hauptursache ist, dass die Folge nicht funktioniert.
Der Pilot wird durch ein Voice-over des Opfers eingeleutet, das dem Zuschauer klar macht, dass sie einst Familie hatte, geliebt wurde und nun tot in irgendeiner Gegend liegt, in der sie niemand kennt und niemand vermisst. Mal abgesehen davon, dass es allmählich nervt, dass immer mehr Serien auf Voice-overs zurückgreifen, so will es mir vor allem am Ende der Episode nicht recht einleuchten, warum ein Fall bereits nach ein paar Wochen als "Cold Case" abgestempelt wird, wenn das Opfer doch so gut in die Gesellschaft integriert war, eine Familie hatte und sogar einem geregelten Job nachging.
Doch nun zum eigentlichen Problem der Serie: dem "Forgotten Network", einer Gruppe von Freiwilligen, die sich den Fällen annehmen, die die Polizei nicht lösen kann. Angeblich gibt es über die gesamten Vereinigten Staaten viele solche Gruppen, die alle pro bono arbeiten und ihre Ermittlungen in ihrer Freizeit unternehmen, da sie tagsüber normalen Jobs nachgehen (müssen). Nach Aussage von Alex Donovan hat alleine die kleine Gruppe in Chicago im vergangenen Jahr 16(!) Fälle gelöst, was entweder heißt, dass es in Chicago kaum ungelöste Fälle gibt oder eben, dass die Gruppe ziemlich lange für ihre Ermittlungen braucht. Aber gut, immerhin können die Freiwilligen einen Fall pro Monat vorweisen, was angesichts ihrer eigentlichen Jobs in einem Büro oder bei einer Wartungsfirma für Stromleitungen doch ziemlich viel erscheint.
Keiner der Mitglieder des "Forgotten Networks" ist ein Experte auf irgendeinem Gebiet, was die Charaktere eigentlich sympathischer wirken lassen sollte, denn immerhin gibt es keine Fachidioten, die mit lateinischen Vokabeln um sich werfen und den Zuschauer mit technischen Details von Kugelflugbahnen langweilen. Was auch fehlt, sind forensische Gimmicks wie etwa Datenbaten, die es in den modernen Procedurals ja für fast alles gibt, seien es Reifenhersteller oder Kokosnusshändler.
Durch viel Fragerei, Zuhören und Ermittlungsarbeit, die sicherlich auch eine nicht-überarbeitete und gründliche Polizeieinheit hätte leisten können, kommt das Team am Ende nicht nur auf die Identität der Toten, sondern deckt auch noch die genauen Umstände ihres Tod auf und überführt dann auch noch den jeweiligen Täter. Dass es auf dem Weg dorthin immer wieder zu logischen Löchern in der Storyline kommt und man sich als Zuschauer zu Recht fragt, mit welch einer Legitimation eine Gruppe Unbeteiligter sich eines Falles der Polizei annimmt, anschließend Leute befragt und ungefragt fotografiert, macht "The Forgotten" eher zu einer Farce als zu einer ernstzunehmenden Serie.
Fazit
Am Ende bleibt lediglich das Gefühl, alles schon einmal gesehen zu haben - die Fälle, die Charaktere, die Methoden. Ich werde definitiv nicht wieder einschalten, denn allmählich habe ich es satt, dass die Serienmacher glauben, mich als Zuschauer immer wieder mit dem gleichen Mist herumkriegen zu können. "The Forgotten" ist definitiv eine Serie zum Vergessen!
Melanie Wolff - myFanbase
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