The Last Man on Earth - Review Staffel 1
Als FOX zur Midseason 2015 die Werbetrommel für seine neue Comedy "The Last Man on Earth" rührte, brüstete sich der Sender vor allem mit einem Zitat aus einer Kritik des US-Magazins E!Online, das da lautete: "the most original comedy in years". In der Tat stellte der Pilot ein höchst ungewöhnliches, interessantes und eigenwilliges Konstrukt dar, das man so in der Serienlandschaft tatsächlich noch nie gesehen hatte und das das Potential barg, die konventionellen Sitcomregeln umzuwerfen. Ein Comedypilot, in dem es nur einen einzigen Protagonisten gibt, der quasi nichts spricht, und dem man 20 Minuten lang dabei zusieht, wie er in einer menschenleeren Umgebung nach Möglichkeiten halbwegs sinnvoller Beschäftigung sucht, ohne dabei den Verstand zu verlieren, das war neu, originell eben. Doch vor der Falle, in altbekannte Muster zu fallen, ist leider niemand gefeit, auch "The Last Man on Earth" nicht. Nach 13 Episoden muss man das Prädikat originell daher durchaus etwas revidieren, vor allem, was den erhofften Bruch mit den gängigen Sitcomtropen angeht, denn "The Last Man on Earth" erweist sich ab einem gewissen Punkt als sehr repetitiv.
Paradoxerweise kommen die Probleme erst dann auf, als immer mehr neue Charaktere sich dem scheinbar doch nicht letzten Mann auf der Welt hinzugesellen. Zu Beginn der Staffel ist dies erstmal Carol, gespielt von der stets großartigen Kristen Schaal, die als verrücktes weibliches Pendant zu Will gut funktioniert, auch wenn ihr ein Nervigkeitsfaktor sicherlich nicht abzustreiten ist. Carol und Phil sind ein Paar wider Willen, wider Willen vor allem auf Seiten Phils, der mit Carol eigentlich nur abhängt, um Gesellschaft zu haben. Die Dinge verkomplizieren sich, als Traumfrau Melissa auftaucht, die jedoch, anders als Carol, schnell hinter Phils Fassade aus Lügen und Angebereien blickt und der sofort klar ist, dass Phil einfach nur mit ihr ins Bett gehen will. Aus Mangel an Optionen ist sie trotzdem bereit, dies zu tun, doch just bevor dies geschieht, erscheint plötzlich der herzensgute Todd auf der Bildfläche, der Phil letztlich Melissa wegschnappt. Nur kurz darauf ist mit der Ankunft von Gail und Erica wieder neues Frischfleisch für Phil da, doch auch mit diesen beiden Frauen ist ihm kein romantischer Abend vergönnt, denn – richtig – es erscheint wieder jemand neues in Tucson, nämlich der unglaublich attraktive Phil Miller #2, der Frauen wie ein Magnet anzieht.
Das Schema, das die erste Staffel von "The Last Man on Earth" dominiert, ist also ganz einfach: Phil will flachgelegt werden, was allerdings nur bei Carol funktioniert, bei Melissa, Gail und Erica allerdings vereitelt wird. Obwohl Phil die meiste Zeit wie ein völliger Idiot handelt – als Einzelgänger ist er ganz klar weitaus sympathischer als in Interaktion mit anderen –, ist jede Frau der Serie an mindestens einem Punkt dazu bereit, mit Phil zu schlafen, was einfach nur hirnverbrannt ist, denn: Phil ist weder charmant noch nett noch intelligent, tischt seinen neuen Bekannten teilweise haarsträubende Lügen auf, um selbst besser dazustehen und ist die meiste Zeit aufgesetzt und kindisch. Zum einen ist es unglaublich schade, dass der zu Beginn noch als relativ komplex-sympathisch wirkende Phil, der noch dazu von dem eigentlich wunderbaren Will Forte dargestellt wird, zu solch einem Deppen degradiert wird; zum anderen ist dies ein Armutszeugnis für die weiblichen Hauptcharaktere, die fast durchgehend nichtssagend sind und einzig in ihrer Lust/Unlust auf Phil definiert werden.
Das ist besonders schade, als dass der Cast sich wirklich sehen lassen kann. Neben der bereits erwähnten Kristen Schaal, deren Carol zumindest noch ansatzweise Substanz hat, sind auch January Jones, Mary Steenburgen und Cleopatra Coleman tolle Mitspielerinnen, bekommen jedoch herzlich wenig zu tun. Jones' Melissa ist das kühle, smarte All-American-Girl von nebenan, das sich unerwartet auf den Durchschnittstypen Todd einlässt, doch so richtig zünden mag deren Romanze nicht. Steenburgens Gail und Colemans Erica sind völlig platte, austauschbare Charaktere, die nur dafür da sind, damit Phil in seinem Ziel, die zwei ins Bett zu bekommen, wieder irgendwelche Dummheiten anstellen kann. Innerhalb dieses sich immer wiederholenden Schemas (das da lautet: Phil macht Ärger, muss sich vor den anderen verantworten) bleibt leider auch wenig Zeit, um Todd mehr zu profilieren. Boris Kodjoes Phil #2 ist schließlich einzig und allein dafür da, um seinem Namensvetter vor Augen zu halten, worin er überall versagt, was lustig sein kann, insgesamt aber auch wieder nur eine Wiederholung des besagten Schemas ist.
Man darf aber nicht alles schlechtreden, denn gute Grundzüge sind gewiss da: Die Prämisse der postapokalyptischen Situation völliger Menschenleere und des Nichtvorhandenseins irgendeiner Art von Gesellschaft sorgt immer wieder für lustige Momente, sei es das plötzliche Auftauchen einer Kuh oder die Probleme mit der Abwasserentsorgung. Hier hätte "The Last Man on Earth" eigentlich noch enorm viel Spielraum, um wirklich originell und lustig zu sein, doch diesen nutzt die Serie in der zweiten Staffelhälfte irgendwann fast gar nicht mehr, weil sich alles darauf konzentriert, Phil zum Sündenbock zu machen.
"The Last Man on Earth" ist somit eine schwierige Serie – schwierig deshalb, weil sie manchmal hochgradig lustig und dann wieder zum Augenverdrehen bescheuert sein kann; weil sie mit guten, originellen Ideen kommt, nur um sie dann in Storylines von scheinbar endloser Repitition kaputt zu machen; weil sie großartige Darsteller hat, diese aber leider nur sehr flache Charaktere zu spielen bekommen. Es gibt einige Stellen, an denen Will Forte und Co. noch schleifen müssen. Prinzipiell steht das Grundgerüst, doch in Staffel 2 müssen die Storylines witziger und abwechslungsreicher werden und vor allem müssen die Charaktere mehr Profil, mehr Charme und mehr Ecken und Kanten bekommen, um sie sowohl als eigenständige Protagonisten, als auch in Interaktion untereinander mehr zu schätzen zu lernen. Nur dann kann "The Last Man on Earth" mehr sein, als eine durchwachsene Sitcom, und auch wirklich von sich behaupten, gut und originell zu sein.
Maria Gruber - myFanbase
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