The Secret Life of the American Teenager - Review des Piloten

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Schon allein die Tatsache, dass "The Secret Life of the American Teenager" auf dem familienfreundlichen (in diesem Fall steckt das Prädikat im Namen) Sender ABC Family läuft und die Serie von Brenda Hampton ist, die der Welt schon solche großartigen, vielschichten Dramen wie "Eine himmlische Familie" gebracht hat, sagt genug aus, um die Pilotfolge bereits vor dem ersten Anschauen grob einschätzen zu können. Diese Erwartungen werden auch sicher nicht enttäuscht, ganz im Gegenteil sogar. Ich will jedoch erst mit dem Positiven anfangen. So stachen bei den Charakteren v.a. die eigentliche Hauptperson Amy hervor, die man noch als die süße Kaitlin Cooper der ersten Staffel von O.C. kennt, als ihr Pony Haarausfall bekam und sie schließlich aufs Internat verbannt wurde. Einen gewissen Seth Cohen-Charme kann man auch Ben alias Kenny Baumann nicht abstreiten. Am besten hat mir aber fast das asiatische Mädel gefallen, das eine von Bens Freunden ist und anscheinend nur eine untergeordnete Rolle spielen wird. Sie war jedoch am amüsantesten und v.a. am sympathischsten in ihrer Rolle.

Die restlichen Charaktere sind allesamt wahnsinnig überspitzt und unglaubwürdig gezeichnet. Die Dialoge sind teilweise schon fast so übertrieben und lächerlich, dass man sich als Zuschauer nicht sicher ist, ob dies nun eine ernst gemeinte Darstellung des Teenagerlebens in Amerika sein soll oder eine Parodie auf die "himmlische Familie". Es hatte fast schon etwas von Fremdschämen, als der High School-Footballstar Jack nach einem One-Night-Stand mit der äußerst freizügigen Adrian diese bittet, gemeinsam mit ihm Gott um Vergebung zu bitten. Das nenn ich mal subtile Einbindung von Religion in eine Serie. Eigentlich hat nur noch der Engel im weißen Gewand gefehlt, der einem der Charaktere nachts erscheint und erklärt, warum Sex vor der Ehe ganz, ganz böse ist.

Ich will nicht, dass man mich falsch versteht. Ich bin keiner dieser Voll-Atheisten, die jegliche Erwähnung von Religion in einer Serie verabscheuen. Vielmehr würde ich es sogar begrüßen, wenn eine Serie das Thema einmal einigermaßen authentisch und glaubwürdig in eine Serie einbinden würde. Wenn dem Zuschauer jedoch minütlich religiöse Moralgeschichten mit dem Vorschlaghammer präsentiert werden, ist das nicht mal mehr amüsant mitanzusehen, sondern eher traurig. Traurig, dass eine Serienmacherin bzw. ein Sender glaubt, dass man so die heutige Jugend erreichen kann. Ich bezweifle es...

Der Ausgangspunkt bildet eigentlich eine relativ interessante Geschichte, denn Teenagerschwangerschaft ist sicherlich ein Thema, das man heutzutage thematisieren sollte. Allerdings nicht auf solch eine Art und Weise, bei der sich wahrscheinlich reihenweise Teenies über die Naivität der Erwachsenen kaputt lachen. Realistisch ist es sicher, dass die Eltern völlig ahnungslos darüber sind, dass ihre Tochter überhaupt Sex hatte, und alles andere als die Art von Eltern sind, denen ein junges Mädchen so etwas anvertrauen kann. Doch dass schließlich sogar die Freundinnen auf die brillante Idee kommen, den netten Ben hinters Licht zu führen, damit er Amy aus Schuldgefühlen heiratet, klingt wirklich eher nach einfallsloser Sketch-Comedy. Und da habe ich noch nicht einmal mit unserem christlichen Bald-Ehepaar Jack und Grace angefangen, die beide naiver und weltfremder nicht sein könnten. Wie Grace es mit dem Maß an Intelligenz und Weitsicht einmal bis zur Arztausbildung schaffen will, ist mir ein Rätsel. Es war jedoch ganz nett in den Rollen der Mütter einmal Molly Ringwald und Josie Bissett aus "Melrose Place" zu sehen.

Fazit

Es ist eigentlich schon fast traurig mitanzusehen, wie solch großes Potential zu einer Serie, die Teenager durchaus bewegen und ansprechen könnte, zugunsten eines heile Welt-Szenarios vergeudet wird, das wahrscheinlich lediglich die Eltern der eigentlichen Zielgruppe in Sicherheit wiegen wird, bis dann ihre eigene Tochter mit dem Braten in der Röhre nach Hause kommt. Für die Sommerüberbrückung vielleicht ganz nett, aber mehr als seichte Unterhaltung auf EhF-Niveau darf man hier nicht erwarten.

Nadine Watz - myFanbase

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