The Shannara Chronicles - Review
#1.05 Alte und neue Feinde (6/9)
Ich persönlich bin ein großer Fan von Flashbacks oder –forwards und fand es sehr gut, dass man dieses Mittel nun auch bei "The Shannara Chronicles" einsetzt, um die Hintergrundgeschichte verschiedener Figuren etwas näher zu beleuchten. Etwas unglücklich war dabei dann allerdings der Sprung zur Gegenwartshandlung, da man nicht etwa in Arborlon ansetzt und zeigt, wie sich die Vergangenheit nun auf die aktuellen Szenen auswirkt, sondern gleich zur Hauptstory rund um Wil, Eretria und Amberle springt, die mit den Geschehnissen in dem Flashback allerdings nur ganz am Rande zu tun haben.
Aine Elessedil
Man hat uns schon einige Fakten zu Amberles Vater verraten und durch die kurzen Erwähnungen bin ich durchaus neugierig geworden, wie sich sein Tod zugetragen hat und welche Rolle er neben seinen Brüdern in der Königsfamilie eingenommen hat. Nun erhalten wir die Antwort: Aine war der Vernünftige und Angesehene von ihnen. Er war ein großer Krieger und weiser Mann, der nichts dagegen einzuwenden hatte, dass seine Tochter eines Tages einmal zu einer Erwählten werden könnte. Sofort macht Aine einen sympathischen Eindruck, wodurch es vollkommen nachvollziehbar ist, dass sich sein Tod negativ auf die Familiendynamik ausgewirkt hat. Denn Arion, von dem man in dem Flashback garnichts gesehen hat, war bis dahin nur der "unwichtige" mittlere Bruder und nicht für den Posten des Königs vorgesehen. Nach Aines Tod sieht die Sache ganz anders aus und Arion muss sich der kommenden Verantwortung stellen. Es ist nicht verwunderlich, dass diese plötzliche Bürde ihn zu einem etwas starrsinnigen Mann gemacht hat, da er nicht in die Rolle hineingeboren wurde, nun aber versuchen will, darin zu glänzen.
Ebenso leicht erklärt sich Anders Rolle als das Nesthäkchen, dessen Unbedarftheit meist von allen Seiten toleriert wird. Er schien ein sorgloses Leben zu führen und war mit Tilton an seiner Seite sehr glücklich. Doch eben diese Sorglosigkeit wurde Ander zum Verhängnis, da er damit indirekt den Tod seines Bruders zu verschulden hat.
Ich weiß zwar nicht, wie innig die Beziehung zwischen Eventine und seinen Söhnen zuvor war, doch irgendwie erscheint es mir so, als hätte Aines Tod zu einem Bruch zwischen den Familienmitgliedern geführt. Seinem Sohn Ander kann Eventine nicht vergeben das Aine gestorben ist und mit Arions Führungsqualitäten kann sich Eventine nicht identifizieren. Es ist eine tragische Geschichte, die zwar durchaus Verständnis hervorbringt, aber dennoch hat mir ihr ein wenig die emotionale Komponente gefehlt, die dafür sorgt, dass man richtig mit den Charakteren mitleidet.
Slanter
In dem Flashback begegnen wir nicht nur Aine, sondern auch seinem Mörder Slanter, der scheinbar einen zentralen Part in der Gegenwartshandlung einnehmen wird. Auch wenn ich es nicht schlecht finde, dass sich Ander einen unkonventionellen Verbündeten sucht, muss ich sagen, dass ich von Slanter nun nicht sonderlich angetan bin. Das liegt leider ganz und gar an seinem Aussehen, was nicht gruselig oder furchteinflößend sondern einfach nur billig und schlecht ist. Ich weiß nicht, ob alle Gnome aussehen wie Schweine, dennoch bin ich der Meinung, dass man diesen Bösewicht überzeugender hätte darstellen können, da von der grotesken Maske überhaupt keine Ausstrahlung ausgeht. Schon zuvor habe ich mich über das Aussehen der Dämonen beschwert und leider schlagen die Maskenbildner erneut den gleichen unbeeindruckenden Pfad ein.
Dass Arion hinter Anders Vorhaben kommt und seinen Bruder dann sogar unterstützt, finde ich gut, da die Brüder nun endlich einmal an einem Strang zu ziehen scheinen. Offenbar hat sich Arion schnell damit abgefunden, den Thron noch nicht zu besteigen und ich bin positiv davon überrascht, wie gut er sich mit dieser Entscheidung arrangiert hat. In Frage stellen würde ich aber gern Tiltons Beweggründe, die in der Vergangenheit Zärtlichkeiten mit Ander ausgetauscht hat und nun Arions Freundin ist. Es ist schwer einzuschätzen, wie viel Tilton früher für Ander empfunden hat, da man in der kurzen Szene zwischen den beiden den Fokus hauptsächlich auf Ander legte, der ganz hin und weg von seiner Freundin zu sein schien. Zwischen Arion und Tilton fliegen hingegen keine Funken, wodurch man sich unwillkürlich fragt, ob sie lediglich hinter dem Ruhm des Mannes an ihrer Seite her ist. Ist Tilton nur mit Arion zusammen, weil er eine gute Partie ist? War Ander ihr Sprungbrett? Ich hoffe sehr, dass wir mehr Antworten erhalten, wenn Ander und Tilton gemeinsam mit Slanter ihre Reise antreten.
Bandon
Der junge Elf ist mir noch ein Rätsel, was vor allem daran liegt, dass er selbst so viel Angst vor seiner eigenen Gabe hat. Dass Allanon ihn in dieser Episode unter seine Fittiche nahm, war daher äußerst passend. Schade ist es jedoch, dass man die beiden nur wenige Minuten zu Gesicht bekommt und in dieser Zeit die Handlung allzu rasch voranschreitet. Die erste Übung führt schnell zur zweiten und ehe wir uns versehen, soll Bandon seine Gabe am Ellcrys ausprobieren, was fatale Folgen zu haben scheint. Noch einmal möchte ich die Autoren auffordern, sich Zeit zu lassen! Mich haben sie mit ihrer Geschichte schon längst am Haken und ich springe bestimmt nicht von der Serie ab, wenn man sich mehr Zeit lässt, die einzelnen Geschichten nach und nach zu entwickeln. Dass die Meister-Schüler-Momente mit Allanon und Bandon so schnell abgehandelt wurden, empfinde ich als echten Minuspunkt, da mir die Story und auch die Beziehung der beiden wichtig für die kommenden Episoden erscheint.
Auf der Reise
Es war schön, zu sehen, wie Amberle ganz zaghaft über sich hinauswächst und die wichtige Rolle annimmt, die ihr vom Ellcrys auferlegt wurde. Leider fand ich das Mittel dazu, nämlich das herrschsüchtige Verhalten von Crispin, dabei als eher platt. Allzu deutlich wollte man uns zeigen, dass Amberle zaghaft, dankbar und zurückhaltend ist, doch noch mehr hätte man uns die Entwicklung wohl nicht unter die Nase reiben können.
Besser gefiel mir da die halbe Kehrtwende von Eretria, die nun schon etwas mehr zur Gruppe dazugehört. Sofort kann sie ihr altes Ich natürlich nicht hinter sich lassen und lässt Amberle zunächst bei Cephalo zurück. Man weiß nicht genau, in wie weit die Schuldgefühle und die Profitgier sie dazu gebracht haben, Amberle nun doch zu retten, ich würde ihr allerdings unterstellen, dass es nicht allein das Geld war, das sie zur Rückkehr bewegt hat. Damit macht man einen entscheidenden Schritt vorwärts und deutet an, dass sie sich zu seinem festen Part des Dreiergespanns entwickelt.
Auch Cephalos Rolle in dem Ganzen, hat sehr überzeugt, obwohl man sich bei seinen Motiven weitaus weniger sicher sein kann. Dennoch finde ich es gut, dass die Jugendlichen nun wieder von einem Erwachsenen unterstützt werden, nachdem man Allanon ja nicht mit auf die Reise schickte.
Der Showdown
Man beendet diese Episode an zwei Schauplätzen mit wichtigen Entwicklungen. Zum einen auf der Reise mit dem Kampf gegen den Reaper. Auch diesen Dämon kann ich nur mit einem Kopfschütteln abtun, da man hier einfach zu dick aufträgt. Allerdings hat man Spaß an dem Zusammenspiel von Wil und Cephalo, die zum Schluss als Sieger aus dem Kampf hervorgehen. Die weitaus packendere Handlung findet allerdings in Arborlon statt. Als Arion sich an Eventine wendet, sieht man das hasserfüllte Glühen in seinen Augen und zum ersten Mal bin ich von der schauspielerischen Leistung von Daniel MacPherson beeindruckt gewesen. Als Arion seinen Vater ersticht, kann man garnicht fassen, wie hinterhältig dieser Elf ist und kauft ihm dieses Verhalten dennoch sofort ab, da es sehr zu seinem bisherigen Meinungskonflikt mit Eventine passt. Umso gelungener erscheint die Wendung, dass es sich bei dem Verräter nicht um Arion sondern den Changeling handelt, der nun Eventines machtvolle Position auf dem Thron einnimmt. Ich bin sehr gespannt, wie sich dies auf die Regierung der Elfen auswirkt und ob Arion und Allanon schnell hinter den Schwindel kommen. Eine ebenfalls wichtige Frage ist, ob Eventine nun tatsächlich tot ist oder nur verwundet aus dem Weg geschafft wird.
Fazit
Obwohl die Episode an einigen Stellen ihre Highlights hat, stellt sie für mich die bisher schwächste dar. Man treibt die Handlung noch immer viel zu schnell voran und lässt sich in so einigen Situationen unnötiger Weise zu wenig Zeit.
Marie Florschütz - myFanbase
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