Third Watch - Review
"Third Watch - Einsatz am Limit" ist mit großer Sicherheit eine der realistischsten Serien in dem Bereich Crime und Drama, doch trotzdem konnte sie mich nicht restlos überzeugen. Mir hat die ganze Zeit über der gewisse Funke gefehlt, das kleine Etwas, um nicht abschalten zu können und unbedingt jetzt sofort die nächste Folge sehen zu wollen. Fairerweise muss ich wohl dazu sagen, dass ich auch einfach kein Typ für diese "Fälle der Woche"- Serien bin. Denn damit mich eine Serie restlos begeistert, muss ich anständige Cliffhanger und auch eine Interaktion beziehungsweise Weiterentwicklung der Charaktere haben. Und beides ist bei "Third Watch" eben nur mäßig vorhanden, da Cliffhanger eigentlich kaum existieren, weil ja jeder Fall innerhalb der Episode aufgeklärt beziehungsweise die jeweiligen Personen gerettet oder eben nicht gerettet werden. Falls es doch mal so was wie einen Hauch von Cliffhanger gibt, dann dreht es sich dabei um das für meinen Geschmack mager dargestellte Privatleben der einzelnen Charaktere. Denn leider kam auch da, bei mir, nur wenig Spannung auf, da die jeweiligen Geschichten nur angerissen, aber nie wirklich ausgearbeitet wurden.
Nehmen wir zum Beispiel die Geschichte rund um Faith und ihrem Ehemann Fred, der sich innerhalb der ersten Staffel vom liebenden Ehemann zum Säufer und wieder zurück entwickelt. Mir persönlich wurde hier viel zu wenig auf die einzelnen Probleme eingegangen; warum Fred so reagiert und auch der Weg zurück wurde mal eben in gefühlten zwei Minuten abgehandelt. Da kommt bei mir weder ein Hauch von Gefühl, noch ein gewisses Verständnis für eine der beiden Parteien auf. Fred zog aus, kam wieder zurück und alles war wieder gut, zack bumm. Spätestens als dann der ehemalige Schulkollege von Faith auftauchte, wurde ja mehr als deutlich, dass auch Faith in der momentanen Situation unglücklich ist und darüber nachdachte, ihren Mann zu betrügen. Trotzdem wurde das Paar wieder zusammengepackt, ohne jegliche Art der Problemlösung. Wobei ich in diesem Fall einfach mal davon ausgehe, dass in den folgenden Staffeln noch weiter auf die kaputte Ehe und die jeweiligen Probleme der beiden eingegangen wird.
So realistisch "Third Watch" auch in der Darstellung der spannenden Kriminalfällen und der Arbeit der Rettungskräfte ist, so unrealistisch sind doch oftmals die Irrungen des Privatlebens der Protagonisten. Nehmen wir zum Beispiel die Dreierkonstellation zwischen Kim, Bobby und Jimmy. Bobby, der seit ewigen Zeiten unsterblich in seine Kollegin Kim verliebt ist, verbringt eine Nacht mit ihr und sieht sich am Ziel seiner Träume. Leider sieht Kim das anders und kann sich noch nicht mit ihren Gefühlen von Ex-Mann Jimmy lösen, um einen Neuanfang zu wagen. So weit so gut, völlig nachzuvollziehen und auch schlüssig, doch wie dann der Umgang zwischen Bobby und Kim in den weiteren Folgen ausgebaut wurde, war einfach lächerlich. Nur einige Folgen später ist es so als wäre nie etwas zwischen den beiden gewesen, davon abgesehen, dass auch nie wirklich darüber gesprochen wurde und der Umgang zwischen ihnen wie eh und je war. Bobby, dessen große Liebe ja angeblich Kim ist, erzählt ihr wieder munter von seinen neusten Eroberungen (wobei auch nie erwähnt wurde, was aus ihm und der Krankenschwester wurde) und auch nachdem Kim wieder eine Nacht mit Jimmy verbracht hat, können die beiden da locker flockig drüber reden. Wäre die Sache zwischen Bobby und Kim nur ein One-Night-Stand gewesen, also ohne jegliches Gefühl von einer der Seiten, wäre das alles nachzuvollziehen. Aber Kim ist ja angeblich Bobbys große Liebe und auch Kim hat zu ihm gesagt, sie würde sich extrem zu ihm hingezogen fühlen, hätte aber große Angst, ihn zu verletzten. Diese ganzen Interaktionen zwischen den einzelnen Charakteren sind mir einfach zu wenig ausgearbeitet und werden als Randgeschichten erzählt, was sie aber für mich unglaubwürdig macht und keinerlei Gefühl aufkommen lässt.
Bei allen anderen Charakteren und Storylines muss ich sagen, gibt es nicht viel zu meckern. Die Liebesgeschichte zwischen dem Sanitäter Doc und der Ärztin Sara Morales (Lisa Vidal) wurde mitreißend und auch schlüssig erzählt, da hier endlich mal ein langsamer Aufbau der Story stattfand, was das Ganze glaubhaft machte. Auch seine tote Frau Deborah wurde nicht unter den Tisch fallen gelassen, sondern war auch in ihrer Beziehung nach wie vor anwesend. Auch Officer Bosco lernt die "Liebe seines Lebens" in der verrückten Nicole kennen, die sich beide hervorragend ergänzen. Der Polizist Sully lebt nur für seinen Job und vereinsamt dafür in seinem Privatleben komplett. Die beiden Neulinge Officer Davis und Sanitäter Carlos runden den Hauptcast sauber ab und bringen Schwung in die einzelnen Geschichten. Generell muss man sagen, dass alle Hauptcharaktere unheimlich sympathisch und auch glaubhaft sind, was es leicht macht, sie zu mögen und an ihrem Leben teilhaben zu wollen.
Kommen wir nun zu dem, was "Third Watch" ausmacht und auszeichnet, nämlich die Darstellung der Arbeit der Sanitäter, Feuerwehrmänner und Polizisten. Und da kann und will ich mich,nur in den höchsten Tönen ausdrücken, denn hier ist den Machern der Serie ein wirkliches Highlight und wahres Meisterstück geglückt. Fernab von Schönmalerei, aber auch Schwarzmalerei zeigt die Serie beeindruckend, dramatisch und originell das Leben in den Straßen von New York. Es wird weder die eine Partei als ausnahmslos böse, noch die andere als immer rechtschaffend und ehrlich dargestellt. So gibt es korrupte Polizisten, die von ihren Kollegen auch als solche akzeptiert werden und Verbrecher, die nur ihre Familie ernähren wollen. Besonders gut gefällt mir in dem Zusammenhang, dass es die Macher von "Third Watch" schaffen, durch ihre glaubhafte Darstellung für beide Seiten Sympathien aufzubauen. So ist zum Beispiel der korrupte Polizist Candyman, trotz seiner Fehler, ein durchweg liebenswerter Charakter und auch das Weiterführen der einzelnen Storys um die eigentlichen "Verbrecher", die Kinder Sunny und Malcolm, über mehrere Folgen, lässt den Zuschauer mitleiden und Verständnis aufbringen. Trotz allem zeigt die Serie auf, dass man einfach nicht alle retten kann, so gibt es bei den Einsätzen immer wieder Tote und nicht jede Hilfestellung führt zum gewünschten Erfolg.
Nina V. - myFanbase
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