Togetherness - Review Staffel 1
Es gibt im Fachjargon einen Ausdruck namens Coming of Age, das ein Genre beschreibt, in dem es vorrangig darum geht, dass der Protagonist bzw. die Protagonistin erwachsen wird, sich selbst entdeckt, seinen oder ihren Platz im Leben findet. Meist dreht es sich dabei um Teenager oder junge Erwachsene, bisweilen reicht das Alter auch schon mal bis zur 30 – Generation Y und so. Doch was passiert eigentlich jenseits der 30, jenseits der wilden Studienjahre und aufregenden Berufsanfangsjahre, wenn man langsam wirklich erwachsen sein sollte, sich womöglich niedergelassen, eine Familie gegründet, einen Job gefunden hat? In dieses Vakuum blickt die neue Serie der Duplass-Brüder Mark und Jay namens "Togetherness", deren zweideutiger Titel bereits andeutet, worum es gehen soll.
In "Togetherness" stehen vier Figuren im Zentrum: Wir haben Brett Pierson (Mark Duplass) und seine Frau Michelle (Melanie Lynskey), die seit Jahren verheiratet sind, und zwei kleine Kinder haben. Die zwei haben sich jedoch emotional weit voneinander entfernt und beginnen zu erkennen, dass sich ihre Ehe in einer handfesten Krise befindet. Bretts bester Freund Alex (Steve Zissis) hingegen ist Langzeitsingle und arbeitsloser Schauspieler, weswegen er bei Brett auf der Couch unterkommen muss, als man ihm seine Wohnung räumt. Michelles Schwester Tina (Amanda Peet) zieht von Houston nach Los Angeles und kommt ebenfalls erstmal bei den Piersons unter, bis sie sich ein berufliches Standbein erarbeitet hat. Wir haben hier also vier Charaktere, die alle so halb im Leben stehen, es irgendwie auf die Reihe kriegen wollen und müssen, dabei aber nicht unbedingt erfolgreich sind. Sie haben Selbstzweifel, sie überdenken ihre Entscheidungen, sie wanken.
Schlaglichtartig präsentiert uns "Togetherness" in den ersten acht Episoden nun verschiedene Ausschnitte aus dem Leben dieser Figuren. Brett, Michelle, Alex und Tina werden dabei vor allem als Durchschnittstypen dargestellt, die allesamt nichts wirklich Besonderes an sich haben und die man so quasi auch auf der Straße treffen könnte. Das ist einerseits positiv, da man als Zuschauer wirklich das Gefühl bekommt, authentische Personen vor sich zu haben. Andererseits wirken die Figuren teilweise so alltäglich, dass sie manchmal fast schon langweilig sind. Das ist natürlich absolut gewollt, wie etwa im Falle von Brett, dessen Trägheit, Frust und leicht depressiver Hang ja gerade das Problem sind, das wiederum die Ehe zu Michelle gefährdet. Auch Michelles relativ unspektakuläres Hausfrauendasein, Tinas orientierungsloses Suchen nach Sinn, oder Alex' Herumlungern auf der Couch aus Mangel an Joboptionen sind gerade die Problemzonen, die die Charaktere durchbrechen wollen. Aber manchmal steckt die Trägheit der Charaktere auch ein bisschen in den Knochen der Serie und ihrer Storylines, die manchmal etwas spannungsarm daherkommen.
Unterhaltsam ist "Togetherness" aber trotzdem größtenteils. Gerade in ihrer Alltäglichkeit sind die vier Protagonisten sehr schnell ziemlich liebenswert, wobei vor allem die Freundschaft zwischen Brett und Alex tolle Momente bietet. Auch die sich anbahnende Romanze zwischen Alex und Tina funktioniert solide, selbst wenn man mit Tina nicht ganz so schnell warm wird, was ihrer Sprunghaftigkeit und Überkandideltheit geschuldet ist. Diejenige Beziehung, die als einzige wirklich einen Funken entfacht, ist die zwischen Michelle und dem alleinerziehenden Vater David, die sich über ein gemeinsames Projekt kennenlernen. Das Auseinanderleben von Brett und Michelle wird in einigen beklemmend-peinlichen Schlüsselszenen hervorragend dargestellt, sodass man als Zuschauer einerseits zwar hofft, dass die Pierson-Ehe gerettet werden kann, andererseits aber auch versteht, wieso sich Michelle zu David hingezogen fühlt. Hier gelingt "Togetherness" im Staffel-1-Finale eine kleine Überraschung in der Dreieckssituation Brett/Michelle/David, die die Weichen für eine zweite Season stellt.
"Togetherness" ist letztlich eine Geschichte über das Coming of Age von vier ganz unterschiedlichen Erwachsenen, die diese Phase eigentlich schon durchlaufen haben sollten, doch anhand denen man sieht, dass man eben nie wirklich aufhört, erwachsener und reifer zu werden, oder es zumindest versucht. Brett, Michelle, Alex und Tina wollen einerseits ihr Leben auf die Reihe bekommen und sich zusammenreißen (togetherness also im Sinne von "pull yourself together"), und müssen andererseits erkennen, dass dies nur geht, ja dass das Leben überhaupt nur geht, wenn man dies gemeinsam mit anderen tut, sich gegenseitig beisteht und unterstützt (togetherness im Sinne des Miteinanders). Die Erzählungen über ihr Leben ergeben eine solide, sympathische und sehenswerte kleine Dramedy, der etwas mehr Lebendigkeit und Esprit allerdings gut tun würde.
Maria Gruber - myFanbase
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