Torchwood - Review

Foto:

Mit Spin-Offs von bekannten Serien ist es immer so eine Sache. Nur selten erreichen sie die Beliebtheit der Mutterserie und müssen sich gegen ständige Vergleiche erwehren. "Torchwood" ging es da zu Beginn nicht anders, immerhin entstand sie aus der am längsten laufenden Science-Fiction-Serie der Welt. "Doctor Who" hat seit den frühen 60ern Millionen von Zuschauer vor die Bildschirme gezogen und feiert seit ihrer Erneuerung im Jahr 2005 ein grandioses Revival.

Als 2005, gegen Ende der ersten Staffel der Fortsetzungsserie, die Figur des Jack Harkness eingeführt wurde, rechnete kaum einer mit solch einem positiven Zuschauer Feedback gegenüber dieses Charakters. Doch als klar wurde, dass der mysteriöse Zeitreisende, der ständig mit allem und jedem flirtet, ungeheuer gut beim Publikum ankam, lag die Entscheidung nahe, diesem Charakter eine eigene Plattform zu geben. Die Idee zu "Torchwood" war geboren und da das Torchwood-Institute bereits mehrmals in "Doctor Who" Erwähnung fand, gab es bereits einen guten Anhaltspunkt, eine neue Serie zu entwickeln.

Interessanterweise sind die bekanntesten britischen Serien stets im Sci-Fi-Genre angesiedelt. "Dr. Who" und "Primeval" setzten die Latte für "Torchwood" demenstprechend hoch. Die erste Staffel von "Torchwood" erhielt noch recht reservierte Kritiken und litt vor allem daran, dass ein zu dunkler Ton schwer auf der Serie lastete. Sie richtete sich, anders als "Doctor Who" eben nicht an die Familie, sondern an ein reiferes Publikum. Viele Probleme wurden in der zweiten Staffel ausgemerzt. Die Charaktere konnten sich entfalten, es gab Raum für ernste Beziehungen und amüsante Dialoge, die die Folgen enorm auflockerten.

Dass "Torchwood" so gut funktioniert liegt sicherlich nicht immer an den Geschichten, die zweifelsohne hin und wieder an einigen Logiklöchern kranken. In erster Linie sind es die Charaktere, die begeistern können. Allen voran natürlich Captain Jack Harkness. John Barrowman erschafft hier einen liebenswürdigen Charakter, der alles andere als perfekt ist, jedoch durch die Geheimnisse, die ihn um geben interessant wird und dazu noch ein enormes Charisma besitzt. Und obwohl Jack hin und wieder recht arrogant daher kommt, ist es doch bemerkenswert, dass sein ständiges Flirten mit Mann, Frau oder Alien niemals "too much" ist. Zur richtigen Zeit verleiht Barrowan Jack die notwendige Tiefe und Seriosität, um nicht mit Sprüchen und offene sexuelle Anzüglichkeiten ins Lächerliche abzudriften.

Die anderen Charaktere müssen stark hinter Jack zurück stecken, können jedoch genug Persönlichkeit entwickeln, um beim Zuschauer Emotionen zu wecken. Allen voran Ianto Jones, dessen Tod am Ende der dritten Staffel den Autoren noch heute, ein Jahr später, übel genommen wird. Immerhin hatten die Autoren drei Jahre lang eine Beziehung zwischen ihm und Jack aufgebaut, die von den Fans abgöttisch geliebt und dann jäh beendet wurde, gerade als die beiden Männer beschlossen hatten, eine ernsthafte, erwachsene Beziehung zu führen.

Zwar stand die Beziehung nie wirklich stark im Mittelpunkt der Serie, doch sie nahm einen großen Raum in der Charakterentwicklung von Ianto ein, was wiederum Einfluss auf das gesamte Team entwickelte. Aus dem ruhigen Teaboy wurde ein selbstbewusster junger Mann, der sich seiner Gefühle für Jack am Ende auch nicht schämte. Die Beziehung der beiden wurde oft mit der Beziehung zwischen Tara McLay und Willow Rosenberg aus "Buffy - Im Bann der Dämonen" verglichen, die bei Fans gleichermaßen beliebt war und ebenso tragisch endete wie die Beziehung zwischen Jack und Ianto.

Nachem am Ende von Staffel zwei mit Owen und Tosh zwei Hauptcharaktere aus der Serie geschrieben wurde, verlässt mit Ianto Jones am Ende von Season drei ein weiterer Charakter das Team. Jack verlässt daraufhin die Erde, nachdem er nicht nur Ianto verloren hat, sondern auch seinen eigenen Enkeln opfern musste, um die Erde zu retten. Zurück bleibt nur noch Gwen.

Gwen war immer etwas kontrovers diskutiert worden. Jack scheint sich zu ihr hingezogen zu fühlen, Gwen signalisiert bei jeder sich bietenden Gelegenheit ebenfalls, dass sie Jack mehr als nur gern hat und doch kommt es bei beiden niemals zu einem Kuss (bei Bewusstsein). Jack hat auf jeden Menschen in seiner Umgebung eine ungemein starke Anziehungskraft, bei Gwen jedoch ist mir die sexuelle Spannung oftmals ein wenig zu übertrieben, vor allem da ich Verbindung zwischen Ianto und Jack bevorzuge und Gwen da nichts zu suchen hat. Auch die Verlobung und später die Heirat von Gwen und ihrem Freund Rhys wirkt etwas fehl am Platz, lässt man sich darauf ein, dass Gwen ich Wirklichkeit Jack liebt. Da am Ende der dritten Staffel nur noch Jack und Gwen übrig sind, hoffe ich doch darauf, dass man hier unter die sexuelle Spannung zwischen den beiden einen Schlussstrich zieht.

Während die ersten beiden Staffel aus insgesamt jeweils 13 Episoden bestanden, die allesamt als eigenständige Geschichten funktionierten und für jeden Charakter die Möglichkeit boten, zu glänzen und sich weiter zu entwickeln, war die dritte Staffel schließlich als Miniserie konzipiert. Die Effekte wurden besser, die Geschichte straff, aber spannend erzählt und es gab genug Momente, die ganz den Charakteren gewidmet wurden. So konnten Ianto und Jack sich um die Definition ihrer Beziehung kümmern und Gwen konnte endlich Rhys zu einem Teil ihres Lebens machen.

Fazit

Torchwood ist nach dem Ende von Staffel drei Geschichte. Es soll zwar eine vierte Staffel produziert werden, nachdem der Cast jedoch so enorm verändert wurde, vermag ich noch nicht wirklich zu sagen, wie eine neue Staffel, diese Mal sogar mit amerikanischer Unterstützung, weiter geführt werden soll.

Melanie Wolff - myFanbase

Zurück zur "Torchwood"-Übersicht