Valentine - Review
Nachdem schon in Serien wie "Charmed" und "Buffy" mythische Figuren wie Hexen und Vampirjäger unbemerkt von den normalen Menschen unsere Gegenwart beeinflusst haben, geht "Valentine" noch einen Schritt weiter (bzw. historisch gesehen zurück) und lässt ein paar antike Götter das Liebesleben der Menschen regeln. Ähnlich wie in den beiden genannten Serien geht es darum, Woche für Woche einen Fall zu lösen, nur dass es dabei eben nicht um Kampf und Gewalt geht, sondern um Liebe und Leidenschaft. Doch die eigentlichen Hauptfiguren sind natürlich die Götter, die nicht nur als Liebesboten agieren, sondern daneben auch noch ihre eigenen Probleme (und damit Handlungsstränge) haben. Leider wurde die Serie nach nur vier Folgen abgesetzt und so kann man eigentlich nur die Ansätze der Handlungsstränge beurteilen und spekulieren, welches Potential sie gehabt hätten.
Die Schauspieler
Die Serie hat gute Darsteller zu bieten, bei denen ich kaum etwas zu bemängeln habe, wobei besonders Autumn Reeser und Jaime Murray, die die Rolle der strengen Mutter Grace so überzeugen spielt, dass man ihr gar nicht zutrauen würde, dass sie erst 31 Jahre alt ist, als Göttin Aphrodite und eine mehr oder weniger aufregende Storyline.
Kristoffer Polaha, wahrscheinlich der Frauenmagnet der Serie schlechthin, schließt man ebenfalls sofort ins Herz, da auch sein Schauspiel sehr amüsant anzusehen ist. Bei Christine Lakin brauchte ich anfangs doch etwas, um mich an sie zu gewöhnen, da mir trotz ihrer offensichtlichen Schauspielerfahrung etwas gefehlt hat. Nach den wenigen ausgestrahlten Folgen kann ich aber behaupten, dass sie es sehr gut machte. Zu guter Letzt noch Robert Baker, der wohl wie die Faust auf’s Auge in die Rolle des Herkules passt. Äußert überzeugend ist er in den Momenten mit Autumn Reeser, in denen beide zeigen, dass sie ungemein talentiert sind.
Die Fälle
Im Zentrum jeder Folge steht ein Paar, das mit Hilfe der Valentines am Ende ein Liebespaar sein soll, und die Qualität der Folge steht und fällt natürlich mit den Sympathien, die dieses Paar bei den Zuschauern hat – oder eben auch nicht. Neben diesem subjektiven Kriterium kann man allerdings auch den Fall an sich betrachten bzw. das Problem, wieso die beiden Menschen ohne die Hilfe der Liebesgötter nicht zusammen finden. In den ersten vier Folgen hatten wir da den klassischen Fall der ewigen Freunde, von denen der eine schon lange in die andere verliebt ist, außerdem eine verbotene Liebe auf Grund von kulturellen Grenzen, zwei Menschen, die nichts miteinander gemeinsam zu haben scheinen, und zwei, bei denen die Liebe erloschen zu sein scheint, aber die Glut noch immer vorhanden ist. Ganz klischeefrei sind die Fälle also, wie man sieht, nicht und auch die Auflösung durch die Valentines ist nicht immer unbedingt überzeugend. Ich bin mir nicht sicher, ob der Reiz dieser Fälle sich über eine ganze Staffel oder sogar noch länger erhalten hätte, da es sich letztendlich immer um das Gleiche dreht und zu Wiederholungen neigt. Lustig daran sind allerdings die Bemühungen der Valentines, spektakuläre Verkupplungspläne zu schmieden, und die Interaktion der Götter mit den Menschen und damit wären wir auch beim eigentlichen Herzstück der Serie angelangt: den Valentines.
Die Valentines
Auch wenn die Folgen sich um den jeweiligen Fall drehen, so sind es doch die Götter und Kate, die der Serie dieses besondere Flair verleihen und der eigentliche Suchtfaktor dieser Serie sind. Ihre Probleme sind es, die Spannung in die Folgen bringen und das verbindende Glied der einzelnen Episoden sind, und selbstverständlich bieten diese Figuren viel mehr Identifikationspotential als das Paar der Woche. Trotz ihrer göttlichen Abstammung schlagen sie sich mit typisch menschlichen Problemen wie Eifersucht, Freundschaft und Scheidung herum, verbinden so sehr schön die mythischen Vorgaben mit der Gegenwart und sichern sich schon in der ersten Folge die Sympathien der Zuschauer, indem sie mit ihrer überdrehten Art für allerhand Komik sorgen.
Konfliktpotential gibt es ab dem Moment, als Kate bei den Valentines aufgenommen wird, weil Grace befürchtet, die Götter könnten ihre Sterblichkeit verlieren, und auf der Suche nach frischem Wind in ihrem Business ist. Antipathien gegenüber Kate hegen vor allem Danny, der sich allerdings sehr bald so gut mit ihr versteht, dass eine Liaison der beiden greifbar nahe zu sein scheint, und Phoebe, die nicht einsieht, wie ein Mensch ihnen helfen kann und außerdem enttäuscht ist, dass sie selbst keine Chance bekommt, ihr Können unter Beweis zu stellen.
In Phoebes Misstrauen gegenüber Kate findet sich auch schon der nächste Handlungsstrang, der leider nicht zu Ende gebracht werden konnte, aber äußerst viel versprechend war: irgendjemand manipuliert Phoebe und das Orakel, die kurz zuvor eine unheimliche Vision von Kate darin gesehen hat. Damit nimmt die Serie eine interessante Wendung weg von dem ewigen Liebesgeplänkel, genau wie durch Graces (Ex-)Mann Ari, der seinen Sohn Danny davon überzeugen will, für ihn auf der Seite des Krieges und nicht der Liebe zu kämpfen, und damit für Aufruhr im Hause Valentine sorgt. Dass der Absetzungsfluch die Serie gerade zu dem Zeitpunkt ereilte, als die Geschichten rund um die Valentines abseits der Fälle richtig interessant zu werden schienen, ist extrem schade, weil damit das Potential der Serie über die süßen, aber kitschigen Verkupplungsaktionen hinaus gerade so weit angedeutet wurde, dass man als Zuschauer angebissen hatte und darauf gespannt war, was die nächste Folge für Verwicklungen in den Beziehungen der Götter mit sich bringen würde.
Fazit
Eine innovative Serienidee, die leider etwas zu spät auf der Ebene der Hauptcharaktere richtig interessante Storylines entwickelte und deshalb von The CW viel zu früh abgesetzt wurde. So kann man sich mal wieder nur über verschenktes Potential ärgern und trauert dem tollen Setting, den überzeugenden Schauspielern und den viel versprechenden Handlungsansätzen nach.
Niko Nikolussi & Lena Stadelmann - myFanbase
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