FedCon XX - 2011
Richard Dean Anderson
Einer der Gründe dafür, die FedCon zu lieben, ist die Tatsache, dass man die Möglichkeit bekommt, soviele verschiedene Stargäste aus der Serien- und Filmwelt kennenzulernen, die man vorher vielleicht noch nicht näher kannte. Auch wenn man nicht zu den erklärten Scifi-Fans gehört, so trifft man hier immer wieder auf Persönlichkeiten, denen es doch sehr schnell gelingt, einen in seinen Bann zu ziehen.
Richard Dean Anderson ist ein solcher Star, dessen Name seit Mitte der 80er in aller Munde war, der aber gerade nie in dem Genre beschäftigt war, das über meinen Bildschirm flimmerte. Somit muss ich also zugeben, knapp zehn Jahre "MacGyver" und dann nochmal zehn Jahre "Stargate SG-1" verpasst zu haben, und dennoch gewann dieser nunmehr 61-jährige, ehemalige Actionheld sofort meine Zuneigung mit seinem légèren Auftreten in T-Shirt, Cargo-Hose, Nürburgring-Cap und seinem verschmitzten, lausbübischen Lächeln. Er ist ein Energiebündel und wirkt wie der coole Onkel auf einer Familienfeier. Er macht gerne ein paar deftige Witze wie die eigens für die Convention gelernte deutsche Aussage "Ich bin geil!" und freut sich darüber, dass er noch einen vollen Haarschopf sein eigen nennen kann. Dass er mittlerweile in Ehren ergraut ist, kennen die Fans aus "Stargate" und dass er derzeit ein paar Kilo mehr auf die Waage bringt als früher, erklärt er mit der Auszeit, die er sich nach "Stargate" für ein paar Jahre genommen hat, um sich seiner heranwachsenden Tochter mehr widmen zu können. Es sei ihm mehr als gegönnt!
In der Serie "Fairly Legal" ist er nun in 2011 wieder für einen Handlungsbogen von fünf Episoden zu sehen, abgesehen davon aber, sagt er, habe er seinen Manager gebeten, ihm weiterhin noch etwas Abstand von der Arbeit zu lassen. Seine Tochter ist jetzt 12 Jahre alt und er möchte soviel Zeit wie möglich mit ihr verbringen. Ein Fan sprach ihm per Mikrofon ein Lob dafür aus, dass er sich als Mann von der Arbeit abwende, um bei seinem Kind sein zu können, und er erwiderte, wenn man seine Tochter kenne, würde man verstehen, dass ihm das gar nicht schwerfalle. Er gab aber auch unumwunden zu, dass seine Tochter ihm bereits nahegelegt habe, ruhig bald mal wieder mit dem Arbeiten anzufangen, denn sie käme auch gut ab und zu mal alleine klar. Als echter stolzer Vater versicherte Anderson dem Publikum, dass man früher oder später von ihr hören werde. Derzeit versuche sie sich bereits in einem Schultheaterstück und finde es ausgesprochen seltsam, wenn Daddy dort auftaucht.
Es wurde eine Frage nach dem Haus gestellt, dass er gebaut hat, welches in "Architectural Digest" vorgestellt wurde, und er erzählte, der Nachteil sei tatsächlich, dass es zu groß sei. Er hatte die ersten Zeichnungen angefertigt, aber die mit dem Bau beauftragten Leute seien irgendwann einfach etwas verrückt geworden und hätten es zu sehr in die Länge gezogen. Auf die Frage, was das Liebste sei, das er in das Haus gesteckt hätte, antwortete er: "Meine Hunde und meine Tochter." Da seine Panels sehr lebhaft und heiter verliefen und die Leute viel über seine Kommentare lachten, lag die Frage sehr nahe, ob er mal in einer Comedy mitspielen wollte. Er sieht dies für sich allerdings weniger, denn er meinte, es sei ein großer Unterschied, bei einer Convention auf der Bühne zu stehen, wo er sich wohl fühle und seine gute Laune einfach mit den Fans teilen könne, und in einer Sitcom den vorgeschriebenen Humor eines Drehbuchautoren gut rüberzubringen. Letzteres sei einfach nicht sein Ding.
"I can almost think as fast as he can talk."
Es wurden natürlich auch viele Fragen zu "Stargate" gestellt, wie z.B. warum in der sechsten oder siebten Staffel die Farbe seiner Uniform von grün auf schwarz gewechselt habe. Anderson meinte, sie sei einfach nur schmutzig geworden. Als ernsthafte Erklärung schob er aber noch nach, dass man etwas Abwechslung bieten wollte, außerdem kaschiere schwarz gewisse Dinge etwas besser. Mit der Frage nach seinem Lieblingsmoment in der Freundschaftsentwicklung zwischen seinem Charakter Jonathan 'Jack' O'Neill und Daniel Jackson war Anderson dann wiederum ein wenig überfordert, weil er spontan keinen einzelnen Moment aus zehn Jahren parat hatte. Er wollte also den Lieblingsmoment der Fragestellerin wissen, und diese nannte die Folge #6.06 Abyss, in der Jack O’Neill gefoltert und sogar mehrfach getötet wird, während Daniel Jackson ihm Mut zuspricht. Zugegeben, diese Kurzbeschreibung klingt wirklich etwas skurril, aber jeder Serienfan weiß auch, wie gut und dramatisch Folter- und anschließende Rettungsszenen wirken können. An dieser Stelle aber war jegliche Ernsthaftigkeit von dannen, denn Richard kommentierte den Moment nur mit "He was all talk while I’m getting beat up!" und das anschießende "Yeah, that was one of the great moments!" konnte er vor lauter Lachen nicht mal richtig zu Ende sprechen. Sobald Richard sich aber wieder gefangen hatte, stellte er klar, dass er unheimlich gerne mit Michael Shanks zusammengearbeitet hat. Jeder, der die Serie kennt, weiß, wie schnell Michael Shanks sprechen kann, und Richard meinte, zum Glück konnte er selbst zumindest genauso schnell denken, so dass er immerhin antworten konnte, wenn Shanks zu Ende gesprochen hatte.
"I work from small to big!"
Eine weitere Antwort war sehr interessant. Er wurde gefragt, ob man als Darsteller eigentlich die Storyline immer so genau kenne, wenn man die Szenen doch oft in ganz anderer Reihenfolge drehe. Anderson gab offen zu, dass er zu den Schauspielern gehöre, die die verschiedenen Storylines selten in ihrer Gesamtheit erfassen konnten. Häufig setzten sich Leute aus dem Produktionsteam mit ihm zusammen und erklärten, wie die Zusammenhänge der Geschichte sind, aber meistens fand er das eher verwirrend. Auch möchten die Fans ja immer gerne wissen, wieviel vom Charakter der Rolle vom Darsteller selber eingebracht wurde. Anderson erzählte, dass zu Anfang er für den gesamten Humor Jack O’Neills verantwortlich war. Die Autoren gingen wohl mehrfach kopfschüttelnd vom gemeinsamen Probelesen der Skripte weg, woraufhin Anderson das Gespräch zu ihnen suchte und vorschlug, gemeinsam die goldene Mitte darin zu finden, wie sie sich O’Neill vorgestellt hatten und wie es sich für Anderson richtig anfühlte, ihm Leben einzuhauchen. Er gab zu, dass es schnell außer Kontrolle geraten konnte, wenn er sich bei seiner Darstellung zu sehr ins Improvisieren reinsteigerte.
Auf die Frage, was er selber gerne im TV anschaut, nannte er "Family Guy" und "Die Simpsons" und sagte, dass er generell gerne Animationsserien/ -filme anschaue. Als das Panel endete, wurde Richard mit Standing Ovations verabschiedet und auch er bedankte sich ausgiebig bei den Fans für ihr Kommen.
Nicole Oebel - myFanbase
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