Wayward Pilot - Review des Piloten
#1.01 Where Paradise is Home
Bei den Upfronts 2014 war "Wayward Pines" mit Abstand der interessanteste und vielversprechendste Neustart im Hause FOX. Der Trailer wirkte mysteriös und versprach ein interessantes Setting mit einer interessanten Kombination aus Mystery und seltsamer Comedy. Manch einer fühlte sich vage an das Kultphänomen "Twin Peaks" erinnert, andere wiederum an "Die Truman Show" oder M. Night Shyamalans Film "Das Dorf". Letzterer zeigt sich übrigens auch für die Produktion der Serie verantwortlich, was spannende Mystery mit einem unglaublichen Twist am Ende versprechen kann ("The Sixth Sense"), aber auch absoluten Mist bedeuten könnte ("The Happening").
Ob es so klug ist, mit einem Namen zu werben, der mittlerweile mehr Skepsis als Vorfreude erregt, sei dahin gestellt. Wie man jedoch liest, ist "Wayward Pines" die Adaption einer Buchtrilogie von Mystery-Autor Blake Crouch, also wird Shyamalan in die Geschichte an sich nicht allzu viel involviert sein. Also sollte man sich nicht davon abhalten lassen, der Miniserie eine Chance zu geben und erst einmal vorurteilsfrei und ohne mit den Augen zu rollen sich auf die Welt von "Wayward Pines" einlassen, zumal sich auch der Cast, bestehend u.a. aus Matt Dillon, Juliette Lewis, Terrence Howard und Melissa Leo durchaus sehen lassen kann.
"Welcome to Wayward Pines – Where Paradise is home"
Nach dem Piloten ist "Wayward Pine" nur schwer einzuordnen. Secret Service Agent Ethan Burke (Matt Dillon), landet aus dem Nichts in einer eigenartigen Kleinstadt in Idaho und wo er sich zu Recht zu finden versucht und sich mehrmals fragen muss, wo er eigentlich gelandet ist und was sich dort eigentlich abspielt. Auf der Suche nach Antworten auf seine Fragen begegnet Burke mit der Zeit einigen merkwürdige Charaktere, wie der immer lächelnden, aber zur Not auch richtig brutal werdenden Krankenschwester (Melissa Leo) in der örtlichen Klinik, in der es kaum Ärzte und noch weniger Patienten gibt. Oder dem Sheriff (Terence Howard), der sich gelassen anhört, was Burke ihm vorträgt und dabei genüsslich an seinem Eis schleckt, während die genervte Sekretärin draußen Solitaire spielt.
Der Pilot lebt von der Atmosphäre der Kleinstadt und seinen merkwürdigen Bewohnern. Schon die Eröffnungsszene ist unglaublich spannend und mag den einen oder anderen Zuschauer vielleicht an das legendäre Opening von "Lost" erinnert haben. Der Zuschauer ist erst einmal genauso ahnungslos wie Hauptcharakter Ethan Burke, der durch die Stadt stolpert und kaum Informationen darüber bekommt, was passiert ist, wo er ist und wie er hier wieder weg kommt. Nur langsam offenbart sich ihm (und uns vor den Bildschirmen), dass dies ein verwunschener Ort ist, an dem seltsame Dinge vor sich zu gehen scheinen, obwohl auf den ersten Blick alles so scheint, als befindet man sich in einer typischen Kleinstadt im amerikanischen Nirgendwo.
Es ist nun an Burke, herauszufinden, was es mit Wayward Pines auf sich hat. Zunächst ist man gewillt, tatsächlich anzunehmen, dass Burke nach dem Unfall an Halluzinationen leiden könnte und sich nur einbildet, dass man mit allen Mitteln ihn daran zu hindern versucht, die Stadt zu verlassen. Doch spätestens am Ende, als er vor einem riesigen Zaun steht, der vor horrenden Gefahren dahinter warnt, weißt man, dass Burke sich mental durchaus noch bester Gesundheit erfreut. Was also bezweckt man damit, ihn planlos durch die Stadt streifen zu lassen, ihn seinen alten Partner ermordet in einem Haus im Wald finden zu lassen und ihn sogar Anrufe nach draußen machen lässt, wohl ahnend, dass keines dieser Telefonate seinen designierten Empfänger finden wird?
Dieses Ende, das man sicherlich auch an einem gewissen Punkt hätte erahnen können, weckt dann tatsächlich Erinnerungen an "Die Truman Show" und lässt vermuten, dass es sich um ein gigantisches Experiment handeln könnte. In welcher Art und Weise und mit welchem Ziel, das bleibt natürlich im Moment noch vollkommen ungewiss.
Was momentan am meisten zu fesseln weiß, sind die Hinweise darauf, dass für die Bewohner in der Stadt anscheinend die Zeit unterschiedlich zu vergehen scheint. Im Streifzug durch die Stadt trifft Burke auf die von Juliette Lewis verkörperte Beverly, die glaubt, dass seit ihrem unfreiwilligen Einzug in Wayward Pines ein Jahr vergangen ist und sie sich mittlerweile im Jahr 2000 befindet, während Burkes ehemalige Partnerin und Affäre Kate Hewson (Carla Gugino) ihm erklärt, dass sie bereits seit über zwölf Jahren mit ihrem neuen Mann hier lebt, während Burke felsenfest behauptet, sie zuletzt vor fünf Wochen gesehen zu haben. Was dahinter steckt und inwiefern tatsächlich die Menschen glauben, Zeit sei unterschiedlich schnell vergangen, bleibt im Moment noch vollkommen offen und hält die Spannung sehr, sehr hoch.
"How do I get out of here?" - "You don't"
Dass Burke am Ende zu fliehen versucht, obwohl man ihm mehrmals klar macht, dass es aus der Stadt kein Entkommen gibt, ist verständlich, aber vorhersehbar und deswegen wirkt der Cliffhanger am Ende, als er vor dem riesigen Zaun um die Stadt steht, auch nur wenig überraschend. Viel interessanter ist da schon, dass kurz zuvor der Arzt Dr. Jenkins (Toby Jones) bei Burkes Chef aufgetaucht ist und mehr darüber zu wissen scheint, weswegen man Burke in die Stadt gebracht hat. Wie es den Anschein hat, ist es auch Jenkins, der draußen immer wieder nach neuen Subjekten Ausschau hält, die er nach Wayward Pines bringen kann, was auch immer er dort mit ihnen vor hat.
Die Menschen, die sich in der Kleinstadt tummeln, wirken auf den ersten Blick nicht unzufrieden, obwohl Beverly deutlich macht, dass unter der Oberfläche nichts ist, wie es scheint. Wenn sie nicht freiwillig hier ist, dann wahrscheinlich auch viele andere Bewohner nicht. Und doch scheinen sich sehr viele an die Situation angepasst zu haben, sei es freiwillig oder wie Kate in ihrer Unterhaltung mit Ethan andeutet, weil sie überwacht werden und sich sonst mit den Konsequenzen auseinandersetzen müssen, wie auch immer diese aussehen mögen.
Kurz umrissen, Wayward Pines ist ein merkwürdiges Fleckchen Erde und es ist ungeheuer interessant zusammen mit Ethan Burke das Geheimnis der Stadt zu entschlüsseln. Ich bin gespannt, was es mit der Stadt und den Menschen darin auf sich hat. Bleibt nur zu hoffen, dass man, sobald man beginnt, Antworten auf die zentralen Fragen zu liefern, sich nicht in allzu abstruse Erklärungen verstricken wird. Oft scheitern Mysteryserien wie beispielsweise das kurzlebige "Persons Unknown" oder nicht zuletzt auch "Lost" an den hohen Erwartungen, die sie durch ihre interessante Prämisse aufgeworfen haben, die man durch die Auflösung der ganzen Fragen nicht ansatzweise befriedigen konnte.
Ein wenig unter geht da die Geschichte um Burkes Familie, die sich am Ende auf den Weg macht, um ihn zu finden. Zum Teil, weil sie sich vergewissern wollen, dass es ihm gut geht und zu anderen, weil man glaubt, dass er sich heimlich abgesetzt haben könnte, um mit seiner Ex-Partnerin und Geliebten Kate Hewson zusammen zu sein. Ob Teresa (Shannyn Sossamon) und Ben (Charlie Tahan) irgendwann auch in der Stadt landen werden, ist im Moment noch nicht ersichtlich und die emotionalen Szenen, in denen die beiden zwischen Sorge und Wut darüber schwanken, dass Ethan verschwunden ist, stören auch ein wenig den Erzählfluss. Im Prinzip sollen die Szenen mit den beiden lediglich zeigen, dass es für Burke keinerlei Kommunikation nach draußen gibt, was jedoch auch ohne diese Szenen gut funktioniert hätte.
Fazit
Der Pilot von "Wayward Pines" ist ein gelungener Einstieg in die Miniserie, die nach zehn Episoden ihr Ende finden soll. Dass von vornherein ein klares Ende definiert wurde, macht es wahrscheinlich, dass man sich nicht allzu sehr in Nebensächlichkeiten verlieren wird, sondern ein straff erzähltes, spannendes Sommerprogramm geboten bekommt, bei dem man sich manchmal ein wenig gruseln kann und das zum Miträtseln anspornt. Bleibt zu Hoffen, dass die Auflösung, was hinter Wayward Pines steckt, auch nur ansatzweise so interessant ist, wie die Fragen, die der Pilot aufwirft.
Melanie Wolff - myFanbase
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