Weinberg - Review
#1.05 Schmerzen

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Zwar ist Adrian seit der letzten Folge im Visier der Polizei, verdächtig werden in der aktuellen "Weinberg"-Folge aber ganz andere Personen: zwei Charaktere, die man bis hierhin nicht unbedingt auf dem Schirm hatte. Außerdem wird die Verbindung, die zwischen dem Helden und Adrian immer offensichtlicher und führt gerade in dieser Folge zu jeder Menge Stirnrunzeln.

Foto: Friedrich Mücke, Weinberg - Copyright: TNT Serie/Martin Rottenkolber
Friedrich Mücke, Weinberg
© TNT Serie/Martin Rottenkolber

Die vorletzte Folge, die den Namen "Schmerzen" trägt, hat es wirklich noch mal in sich: Wir erfahren, dass Iris ein Geheimnis mit sich herumträgt, das sie zu zerstören droht. Sie ritzt sich (anhand ihrer Narben ist anzunehmen, dass sie das nicht zum ersten Mal tut), bricht zusammen, als sie von der Festnahme Adrians erfährt und bringt sich schließlich in den letzten Sekunden der Folge vor den Augen des Helden um. Was auch immer es sein mag, was die Lehrerin so sehr bedrückt, es hat wohl nichts mit dem Techtelmechtel mit ihrem Schüler Kurt zu tun. Vielmehr habe ich ja die Vermutung, dass sie und ihr Bruder sich wesentlich näher stehen, als man es als Geschwisterpaar sollte. Man darf an dieser Stelle einmal an den Blick erinnern, den die beiden sich auf dem Weinfest in der ersten Folge zugeworfen haben. Mein erster Gedanke, bevor ich wusste, dass die beiden verwandt miteinander sind, war: "Zwischen den beiden läuft doch sicher was". Den Geistesblitz habe ich aber beiseite geschoben, als man erfuhr, dass Kurt und Iris sich miteinander vergnügen.

Allerdings hat man genau diesen Blick nun wieder vor Augen, als der Held in der aktuellen Folge zunächst eine Andeutung der "Kollegin" von Sophia bezüglich Inzest in Kaltenzell bekommt und dann auch noch das geheime Versteck von Frau Reichel entdeckt. Spätestens, als sie Christine fragt: "Kennst du das Gefühl, wenn du einen schrecklichen Fehler gemacht hast? Wenn die Schuld nicht mehr zu ertragen ist und alles, was du tust, die Sache nur noch schlimmer macht", fragt man sich, ob sie hier vielleicht von Sophias Tod spricht. In dieser Szene hatte ich wieder einen Flashback: Ich musste an Adrians Traum aus der letzten Folge denken. Hier rennt Marie durch den Wald, bleibt an einem Fenster (zum Versteck von Iris?) stehen, sieht etwas, was sie schockiert und rennt weg. In dem Moment verfolgt sie plötzlich der "Krappenmann". Könnte es sein, dass Marie damals wirklich dort war und etwas gesehen hat? Das Einzige, das sie so sehr schockieren könnte, dass sie flieht, könnte ihr Vater und ihre Tante sein, die etwas tun, was sie als Geschwister nie tun sollten.

Hat Adrians Schwester die beiden in flagranti erwischt? War ihr Bruder dabei und weiß es deshalb? Herr Donatius macht sich in dieser Folge jedenfalls genauso verdächtig wie seine Schwester. Es wird auch sicher kein Zufall sein, dass bei Adrians Verhör eine sehr interessante Kameraeinstellung in den Bildern der Überwachungskamera gewählt wurde. Auf einem der kleinen Bildschirme sieht man, wie Adrians Vater direkt hinter seinem Sohn sitzt und den Polizisten ganz genau zuhört. Die Position, die er dabei unmittelbar hinter seinem Kind einnimmt, wirkt gerade auf dem kleinen Bildschirm sehr bedrohlich: Er beugt sich leicht nach vorne und scheint seinem Sohn zuflüstern zu wollen: "Wehe du sagst auch nur ein Wort". Herr Donatius weiß wahrscheinlich ganz genau, was mit Sophia passiert ist, und auch, dass sein Sohn sie gefunden hat. Ein Vater kennt sein Kind zu gut, um nicht einschätzen zu können, dass Adrian ihm in dieser Situation sehr gefährlich werden könnte. Es reicht nur ein Wort des Tatverdächtigen, um den Fokus auf den Vater zu lenken. Um zu verhindern, dass es überhaupt erst dazu kommen kann, dass Adrian sich plötzlich doch entscheidet zu sprechen, meldet er sich lieber ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, als die Polizisten fragen, wer Adrian mit ins Verhör begleitet.

Foto: Emilia von Heiseler, Weinberg - Copyright: TNT Serie/Martin Rottenkolber
Emilia von Heiseler, Weinberg
© TNT Serie/Martin Rottenkolber

Die Reaktion unseres Dorfsonderlings auf die Fragen des Kommissars ist mehr als überraschend: Adrian schlägt seinen Kopf mehrfach auf den Tisch. Das führt dazu, dass er eine Platzwunde genau an der gleichen Stelle wie der Held bekommt. Ein Zufall? Nicht bei "Weinberg"! Spätestens als von einer alten Therapeutin Adrians die Rede ist und dann tatsächlich die totgeglaubte oder gar nicht erst zu existieren scheinende Frau Dr. Wieland auftaucht, sind die ach so bekannten Fragezeichen wieder zurück.

An dieser Stelle gehe ich zu meiner Theorie über: Den ersten Hinweis, den unser namenloser Held von Adrian erhält, ist der Bilderrahmen mit den beiden einander zugewandten Nachtfaltern. Auf der Homepage von "Weinberg" findet man folgende Erklärung für das Symbol des Tieres: "Seele, verborgen, das Selbst". Ich denke, dass Adrian und der Held ein und dieselbe Person sind. Der schweigsame Junge stellt die Seele des Helden dar und versucht ihn zu den Personen zu führen, die etwas mit Sophias Tod zu tun haben. Kann es also sein, dass Adrian weiß, dass sein Vater und seine Tante etwas mit dem Tod von Marie zu tun hatten, er diesen Gedanken aber durch sein schweres Trauma, das er damals erlitten hat, vergessen hat? In der Zwischenzeit ist er erwachsen geworden (nun ist er der Held) und Sophias Tod wirbelt alle alten Erinnerungen wieder auf. Indem der Held nun also sich selber, in jüngerer Gestalt, zu den verdächtigen Personen führt, versucht er den Fall Sophia und auch gleichzeitig den seiner Schwester aufzuklären. Musste die Weinkönigin sterben, weil sie, wie Marie damals, Iris und Sven erwischt und den Fehler gemacht hat, die beiden (oder nur einen von beiden) zu erpressen?

Foto: Friedrich Mücke, Weinberg - Copyright: TNT Serie/Martin Rottenkolber
Friedrich Mücke, Weinberg
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Der "Krappenmann" könnte also Sven Donatius, Adrians eigener Vater sein. Der Name bekommt nun, da man weiß, dass das Versteck der beiden inzestuösen Geschwister am Krappennest lag auch noch eine ganz andere Bedeutung. In diesem Fall wohl eher "der Mann vom Krappennest", eine Erinnerung von Adrian (der Seele des Helden) an den Mann, den Marie dort damals gesehen hat? Wir müssen wohl bis zum Finale abwarten um eine Antwort auf die Theorie und die Fragen zu bekommen, die einem nun im Kopf herumschwirren.

Randnotizen

  • Leider konnte die Folge mich nicht immer komplett überzeugen. Mussten die Szenen mit Bärbel und dem Kreuz aus Haaren und dem Russisch Roulette zwischen Zepter und dem Helden wirklich sein? Sowas hat die Folge nun wirklich nicht gebraucht. Vollkommen unnötig und lächerlich!
  • Interessiert eigentlich irgendwen noch unsere Kirchenmaus Christine und der Pfarrer? Eine Storyline, die man nicht unbedingt gebraucht hat, aber weil man den Pfarrer mit ins Mysterium mit einbeziehen wollte, wohl weiter führen musste. Schade, es wirkt doch nur noch platt. Christine verkommt zu einem heulenden Teenie, die einem Lover hinterher heult.
  • Könnte es sein, dass unser Held (laut meiner Theorie also Adrian) aus Kaltenzell weggezogen ist und die Leute ihn deswegen nicht mehr erkennen? Und woher kennt Hannah eigentlich unseren Helden; hat sie ihn vielleicht zurück nach Kaltenzell geführt?
  • Die Befragung von Adrian war von den Kameraeinstellungen echt gut gemacht. Man hatte wirklich das Gefühl Kommissar Brehme gegenüber zu sitzen. Übrigens zeigte sich auch in dieser Folge wieder, dass die beiden Polizisten nur im Präsidium eine wirkliche Ausstrahlung haben. In Kaltenzell wirken sie immer sehr angestrengt und eher wie ein Fremdkörper und das soll in diesem Dorf echt was heißen!


Fazit

Alles in allem eine gute Episode kurz vor dem großen Finale, in dem hoffentlich alle Fragen beantwortet werden. Das Geschwisterpaar Donatius macht sich in "Schmerzen" besonders verdächtig und löst damit den bis hierhin führenden Verdächtigen Zepter ab. Die Verbindung zwischen Adrian und unserem Helden wird in dieser Folge mehr als deutlich und es stellt sich immer mehr die Frage, ob sie beiden nicht doch ein und dieselbe Person sind. Hoffen wir, dass wir im Finale in der nächsten Woche eine zufriedenstellende, sinnvolle Erklärung geliefert bekommen.

Nicola Porschen - myFanbase

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