Die Schöne und das Biest - Ein Abend mit dem Animator Glen Keane
Wir alle sind mit den Filmen von Walt Disney aufgewachsen und es fällt sicher jedem von uns schwer, seinen Lieblingsfilm zu nennen. Bei mir gehört definitiv "Die Schöne und das Biest" dazu. Am 5. Oktober 2010 hatte ich die Möglichkeit einer Präsentation von Glen Keane beizuwohnen. Keane ist einer der Chef-Animatoren bei Disney und hat maßgeblich zur Entwicklung von "Die Schöne und das Biest" beigetragen. Er war vor allem für das Biest zuständig und erzählte, auf was er bei dem Entwurf dieses Charakters besonders geachtet hat.
Die Idee hinter "Die Schöne und das Biest"
In jeder Kultur und in jedem Zeitalter gab es Erzählungen und Märchen von schönen Frauen, die sich in hässlich oder nicht liebenswerte Männer verliebten. Solche Geschichten berühren die Menschen und das war schließlich der Grund, warum Walt Disney persönlich sich dieser Idee annahm. Doch bereits bei den anfänglichen Recherchen schien er zu scheitern: Wie soll man aus dieser einfachen Handlung einen Film machen, der in etwa eineinhalb Stunden andauert? Im Prinzip würde es auf jeden Fall immer wieder auf die eine Szene hinaus laufen: Jeden Abend fragt das Biest die Schöne, ob sie ihn heiratet. Disney kam mit der Idee nicht weiter und legte sie deshalb auf Eis, weil es andere Märchen gab, die einfacher zu animieren waren.
Joe Grant, der auch hinter "Schneewittchen und die sieben Zwerge" steckte, arbeitete an beiden Versionen dieses Märchens mit, dieser heute verfilmten und jener von Walt Disney. Er erzählte Keane einmal von seiner Frustration, dass sie mit der Handlung nicht vorangekommen sind, doch man entschied sich gemeinsam, die Dinge ruhen zu lassen und auf den richtigen Moment zu warten. Dieser kam schließlich im Jahr 1987. Das Team von fähigen Animatoren bestand neben Glen Keane aus Andreas Deja, welcher Gaston zeichnete, Dave Pruiksma, der sich um Madame Pottine kümmerte, Will Finn, der Von Unruh animierte, und Nick Raniere, der Lumière entwickelte. Finn und Raniere sollen ihren Charakteren wohl sehr ähnlich gewesen sein, denn Keane zufolge gingen sie sich während der gesamten Filmproduktion immer wieder an die Gurgel.
Die erste Version von "Die Schöne und das Biest" fand bei Disney nicht sonderlich viel Anklang und man wollte den Film wieder einstampfen, bevor er richtig entstanden war. Das Projekt schien 1989 also erneut zu scheitern. Es war bereits sehr viel Arbeit in den Film geflossen und die Zeichner und Animatoren hatten viele Recherchen angestellt. Keane hatte Angst, dass alle Mühen umsonst gewesen waren. Doch dann fand man einen neuen Regisseur, würfelte das Team von Animatoren nochmal ein bisschen durcheinander und schließlich kamen auch die Komponisten und Songwriter schon mit an Bord. Gemeinsam entwickelten sie ein neues Konzept, welches sich 1991 den Weg in die amerikanischen Kinos bahnte.
Erste Charakterstudien
Als Keane damit begann, das Biest zu entwerfen, hatte er bereits ein Bild davon im Kopf. Die ganze Zeit über war ihm bewusst, dass der Entwurf eines Disney-Charakters eine große Verantwortung ist, da diese Figuren ewig leben und für immer so aussehen, wie man sie gezeichnet hat. Er wollte Elemente eines Wildschweines, aber auch von Büffeln und anderen Wildtieren einbringen. Als er damit begann, erste Zeichnungen anzufertigen, ließ er den Stift erstmal laufen, um zu sehen, was aus ihm heraussprudelte. Es fühlte sich für ihn an, als sei er Michelangelo, der seine Figuren aus dem Marmor befreite. Es sollte eine natürliche Figur werden und nicht wie ein Außerirdischer wirken. Der Zuschauer muss in der Lage sein, sich mit dem Biest zu identifizieren und dazu zählt auch das äußere Erscheinen.
Für Disney ging Glen Keane nach England und an die Loire nach Frankreich, wo er mit seinen Kollegen ein paar Studien von Schlössern machen sollte. Immer wieder machte er Spaziergänge durch den London Zoo, wo er allerlei Wildtiere, wie etwa Wölfe, fand, die als Inspiration für das Biest dienten. Im Endeffekt landeten eine ganze Reihe von unterschiedlichen Tieren in dem Biest, welches im Film zu sehen ist. Während der Bär und der Büffel vor allem für die Körperhaltung und Kraft des Charakters stehen, finden sich in den Gesichtszügen verschiedene Elemente wieder. Das Biest hat die Mähne eines Löwen, die Hörner und den Kopf eines Büffels, die Augenbrauen eines Gorillas, die Augen eines Menschen und Stoßzähne eines Wildschweins. Die Klauen und Beine erinnern an einen Wolf, ebenso wie der Schwanz des Biests. Für Glen Keane war es wichtig, dass der Charakter wie ein Tier wirkt und nicht wie irgendetwas künstlich Geschaffenes, obwohl es aus so vielen Elementen zusammengesetzt wurde. Die Augen hat er menschlich belassen, da innerhalb dieses tierischen Körpers ein Mensch steckt, der irgendwie noch sichtbar bleiben sollte. Wenn das Biest nicht wenigstens noch ein paar menschliche Züge behalten hätte, würde das Publikum Belle nicht abnehmen, dass sie sich in dieses Wesen verlieben könnte – so Keanes Annahme.
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