Teen Wolf - Review

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"Teen Wolf" hat Tempo, ist mitreißend, cool und spannend, sieht unwahrscheinlich gut aus, nimmt sich selbst nicht so ernst und bietet Hauptcharaktere, die einem allesamt so sehr ans Herz wachsen, dass man keinen von ihnen missen möchte. Es gibt keine Füllepisoden und keine langweilige Szene, bei der man aufstehen, in die Küche gehen und den Vorrat an Knabberzeug aufstocken möchte. "Teen Wolf" macht immensen Spaß und ist die perfekte Sommerserie, die man den ganzen Winter über vermissen wird. Aber wer weiß, vielleicht ist damit ja bereits in Staffel 3 Schluss. Da der Serie aufgrund ihres Erfolges die doppelte Anzahl an Episoden für die nächste Staffel zugesprochen wurde, bekommt man vielleicht eine Portion im Sommer und eine im Winter. Das wäre meines Erachtens von größerem Vorteil, als "Teen Wolf" einfach in die normale Season ab Herbst hineinzustecken.

Foto: Tyler Posey, Teen Wolf - Copyright: MTV/Bob Mahoney
Tyler Posey, Teen Wolf
© MTV/Bob Mahoney

Staffel 2 brachte entscheidende Verbesserungen mit sich. Am auffälligsten dabei war wohl die Tatsache, dass man mehr Geld für Special Effects zur Verfügung hatte. Stellvertretend für all die verschiedenen herrlichen Effekte können hier das Werwolflaufen und die Schlange, die in Jackson hinein- und herausglitt, genannt werden. Das war großes Kino! Das Werwolflaufen wurde uns gleich im Staffelauftakt gezeigt und es war so gut gemacht, dass es gleichzeitig schick und unglaublich komisch aussah. Welche überaus attraktive, sportliche, romantische Hauptfigur möchte nicht mal auf allen Vieren durch die Stadt rennen, mit richtig Tempo, so dass sie in den typischen Rhythmus eines gallopierenden Hundes hineinkommt. Mit einem menschlichen Körper sieht das einfach zum Schießen aus, und im Finale lässt man den sexy Alpha Derek diesem Gallopp auch noch einen kleinen Salto hinzufügen, so dass der Zuschauer mit denselben spöttischen Gedanken, die eine andere Figur in dieser Szene äußert, in schallendes Lachen ausbricht. Ein wohlwollendes, liebevolles Lachen wohlgemerkt, denn man liebt "Teen Wolf" einfach für diese Selbstironie!

Die oben angesprochenen CGI-Effekte konnten sich in dieser Staffel wirklich ganz hervorragend sehen lassen. Sie reichten von echten Gruselszenarien bis zu echten Blutschockern. Da waren die Duschszenen von Lydia, in denen ihr die Haare in großen Büscheln ausgingen, sich das Wasser schwarz färbte und eine Hand aus dem Ausguss nach ihr griff, und die Szenen, in denen sie barfuß inmitten von kreuchenden und fleuchenden Würmern steht und die Szenen, als sie einen Jungen küsste, der sich unter ihren Händen in ein Reptil verwandelt. Gänsehaut! Jacksons Schlangenszenen schlugen den Gruselfaktor hier tatsächlich nur knapp. Aber der Moment, als er sich dem Terrarium nähert, den Deckel öffnet und die Schlange in gesamter Länge in seinen Mund gleitet, ist echter, nackter Alptraumstoff! Und wie sich die Schlange ihren Weg hinaus durch seine Augenhöhle bahnte, blutig den Augapfel beiseite schiebend, war einfach spektakulär ekelhaft. Und eine richtig gute Idee!

Foto: Michael Hogan, FedCon 2009 - Copyright: sichtlichmensch-fotografie
Michael Hogan, FedCon 2009
© sichtlichmensch-fotografie

Kommen wir zu den Storylines. In Großvater Argent hatte man einen neuen Big Bad gefunden, der durch und durch hassenswert war. Er bekam keinerlei Szenen, die ihm Sympathiepunkte einbringen sollten. Michael Hogan ("Battlestar Galactica") spielte das hervorragend. Er war so widerlich, dass man ihm ohne Zweifel abnahm, dass er seine Enkelin zur Rächerin erziehen, Teenagern Messer die Bäuche rammen und sie mit eigenen Händen ertränken würde. Kein Wunder bei einem Mann, der im Staffelauftakt voller Stolz einen Werwolf mit einem Schwert in der Körpermitte durchtrennt. Als Motivation schienen der Argent-Familienauftrag und die Rache für den Mord an seiner Tochter Kate anfangs noch halbwegs gerechtfertigt, aber als er anfing, Teenager zu traktieren und erst die gesamte Schule und dann das Kanima als privatpersönliche Killermaschine in seine Kontrolle zu bringen, nahmen Spekulationen hinsichtlich seiner tatsächlichen Absichten doch stark zu. Die Auflösung konnte die hohen Erwartungen letztlich nicht so ganz erfüllen, ging es Großvater Argent doch einzig und allein darum, von einem Alpha gebissen zu werden, um als Werwolf von seinem Krebs im Endstadium befreit zu werden.

Aber wir haben es hier auch mit einer Serie zu tun, in der menschliche Psychosen durchaus Raum finden und nicht nur Übernatürliches als Motivator herhalten muss. So gab es in dieser Staffel einen weiteren Big Bad in der Form eines zunächst so unscheinbaren Schulkameraden, von dem man sich nichtmal den Namen merken konnte, so irrelevant schien er zu sein. Er machte lediglich Stalkerfotos von Allison und lieh Jackson eine Videokamera. Dass Matt - so hieß er - durch seine Fotos und Videoaufzeichnungen Stück für Stück hinter das Geheimnis der übernatürlichen Wesen in Beacon Hill kommen und diese für seine Zwecke nutzen würde, war am Anfang so unwahrscheinlich, dass es eigentlich schon wieder naheliegend war. Er bekam schließlich eine komplette Episode im späteren Verlauf der Staffel, in der er seinen gesamten Nervenzusammenbruch ausleben und viele, viele Leute töten durfte, während er die Ursache seiner Psychose darlegte. Er war vor Jahren vor den Augen des Schwimmteams der Schule beinahe ertrunken und niemand hat ihm geholfen. Dieser Grund klingt gleichzeitig so absurd wie menschlich inmitten dieses übernatürlichen Dramas. Matt schaffte es in dieser seiner letzten Episode, mit seiner herzzerreißend vorgetragenen Geschichte, unheimlich viel Mitgefühl beim Zuschauer zu erwirken, so dass sein letztlicher Tod - er wurde von Gerard ertränkt, damit dieser das Kanima in seine Hand bekommen konnte - eine der grausamsten Szenen der Staffel war.

So hatte man also zwei äußerst menschliche Figuren mit menschlichen Schicksalen, die aufgrund absoluter Hirnverbranntheit zu den Big Bads der Staffel avancierten. Mit Jackson als Kanima hat man sich insofern auf der sicheren Seite bewegt, als dass zum einen das Kanima nicht aus eigenem Antrieb gemordet hat, sondern nur im Auftrag seines Masters, und zum anderen vollzog sich mit dem Wandel zum Kanima in Jackson eine Persönlichkeitsspaltung, so dass man ihm nicht wirklich etwas vorwerfen kann. Im Gegenteil, die Kanima-Mythologie sah vor, dass Jackson sich durch Dereks Biss nicht zum Werwolf verwandeln konnte, weil in seiner Vergangenheit etwas liegt, was erst bewältigt werden muss. In der Episode mit den Halluzinationen sah man, dass Jackson sich aufgrund dessen, dass er adoptiert ist, identitätslos fühlt. Erst durch die erwiderte Liebe Lydias kann Jackson sein Kanima-Wesen ablegen und zum richtigen Werwolf werden. Das ist doch wunderbar romantisch, und auch wenn diese Art der aufrichtigen Liebe in Staffel 1 zwischen Jackson und Lydia alles andere als angelegt war, so brachte es hier im Finale eine wirklich tief berührende Szene zwischen den beiden hervor. Trotzdem ist zu hoffen, dass die Geschichte rund um Jacksons Eltern in Staffel 3 aufgegriffen wird.

Von Dereks Alpha-Dasein musste man in dieser Staffel nicht wirklich begeistert sein. Man wunderte sich immer wieder darüber, wie wenig Screentime Tyler Hoechlin bekam und wie wenig beeindruckend er im Vergleich zur ersten Staffel wirkte. Derek fiel eigentlich vor allem dadurch auf, dass er absolut keine Ahnung von irgendwas hatte. Nicht sehr imposant für einen Alpha. Durch die an Bedeutung gewinnende Figur des Tierarztes, bei dem Scott arbeitet, aber erfuhren wir, dass Derek tatsächlich noch kein vollständiger Alpha ist und noch viel vor sich hat. Da man als Bedrohung für Staffel 3 ein ganzes Pack von Alphas gewählt hat, wird der Fokus hoffentlich auch stärker auf Derek gelegt. Ebenso wie auf die Bedeutung Peter Hales. Denn die groß und grausam aufgezogene Rückkehr des in Staffel 1 ermordeten Alphas verlief hier am Ende ziemlich im Sande. Peter Hale schien sich nur zurückgebracht haben zu lassen, um den Teenagern zu helfen, die ursprünglich an seiner Beseitigung beteiligt waren? Sehr unwahrscheinlich, zumal der Tierarzt Derek so ominös vor den Manipulationen Peter Hales gewarnt hatte.

Foto: Copyright: MTV/Bob Mahoney
© MTV/Bob Mahoney

Last but not least, Scott & Allison und Stiles. Letzterer ist für mich die absolute Trumpfkarte der Serie. Seine Szenen sind die mit noch mehr Herz, noch mehr Spaß und noch mehr Menschlichkeit. Hadert er auch damit, dass er neben all seinen übernatürlich starken und mächtigen Freunden als normaler Mensch so unzulänglich sei, so ist er doch, wie sein Vater im Finale so schön klarstellt, der echte Held. Er ist immer für seine Freunde da und riskiert ohne Zögern ständig sein Leben – welches zwischen all den unzerstörbaren Wesen wirklich überaus zerbrechlich wirkt, und muss am Ende derjenige sein, der zusieht, wie seine große Liebe in die Arme eines anderen sinkt. Ein Hoch auf Dylan O'Brien, dessen Eröffnungsszene der vorletzten Episode hier genannt werden soll, in der Stiles von seinen Ängsten spricht. Großartige Leistung, was hier allein über die Augen ausgedrückt wurde.

Die Freundschaft von Stiles und Scott und die herrliche Bromance zwischen Stiles und Derek sind zwei Aspekte, die die Serie in Staffel 1 etabliert und Staffel 2 gekonnt vertieft hat. Hier wurde kein Potenzial verschenkt, es wurde voll ausgekostet, und es sind definitiv zwei der Standbeine des Erfolges von "Teen Wolf". Ebenso die mitreißende Beziehung Scott und Allisons. Auch wenn es am Ende dringend noch eine Szene hätte geben müssen, in der Allison und Scott einander erklären, was Mrs. Argent Scott antun wollte und warum Allison eine solche Bitch geworden war, so ist die Chemie zwischen den beiden so gut, dass man sich schon drauf freut, dass sie irgendwann wieder zueinander finden. Es sei die Szene hervorgehoben, als Scott Allison aufgrund dessen, dass sie ihre Beziehung geheim halten müssen, erlaubt, mit Matt auszugehen, und Allison ihm demonstriert, wie es wäre, wenn sie einen anderen küssen würde. Diese Szene war so intim und elektrisch aufgeladen, wie es selten in Teenieserien zu sehen ist.

Fazit

Staffel 2 konnte sich gegenüber Staffel 1 enorm steigern. Das Einschalten lohnt sich für jeden Teen-Mystery-Fan und man darf gespannt sein, wie sich die Serie mit 24 Episoden in der nächsten Staffel machen wird.

Nicole Oebel - myFanbase

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