Review: #4.16 Terminus
Die Welt hat sich verändert und ist zu einem dunklen Ort geworden, an dem nur noch der Stärkste gewinnt. Dabei ist es egal, was die Zukunft bringen könnte, wichtig ist es, im Hier und Jetzt zu leben. Das ist die Quintessenz, die uns das Finale der vierten Staffel bringt. Nicht viel ist passiert und doch war in der Episode, die sich voll und ganz auf Rick, Carl und Michonne konzentriert, so einiges los.
"We're going to be here a while.“
Die Flashbacks in die Zeit, in der die Welt noch ein kleines Stück heil war und man wirklich dachte, im Gefängnis einen sicheren Zufluchtsort gefunden zu haben, sind zwar nicht uninteressant, aber sie trüben dennoch ein wenig die Episode. Man blickt zurück auf den Moment, an dem Hershel versucht hatte, Rick sein Wissen über das Farmen weiter zu geben, damit dieser später seinen Sohn Carl beibringen könnte. Es war der Versuch, ein "normales" Leben zu führen, der zunächst auch recht vielversprechend aussah, ehe eine mysteriöse Erkrankung und der Gouverneur die Bewohner dezimiert hatte.
Die Flashbacks sind eigentlich nicht notwendig, um zu zeigen, dass eine richtige Zufluchtsstätte nicht existiert und man die Welt so akzeptieren muss, wie sie geworden ist, mit all ihrer Brutalität. Und doch sind sie angesichts der vorherrschenden Situation, die den Zuschauer mit roher Gewalt konfrontiert, eine willkommene Abwechslung, die die Zeit damals bittersüß erscheinen lassen. Immerhin gab es damals einen kleinen Hoffnungsschimmer, dass man zu etwas zurückkehren könnte, das längst verloren geglaubt schient.
Auch Terminus erweist sich nicht als der Zufluchtsort, den sich alle erhofft hatten. Anders als die Gruppe um Maggie und Glenn gehen Rick und seine Begleiter jedoch erst gar nicht davon aus, dass der Ort wirklich der ist, der er vorgibt zu sein. Und beim genauen Hinsehen wurde eigentlich auch schon in der letzten Episode klar, dass an Terminus etwas nicht stimmt. Der Ort schien merkwürdig sauber und trotz seiner Offenheit gab es nirgendwo Beißer zu sehen. Niemand schien sich ernsthaft um die Sicherheit zu kümmern, denn die Tore waren unverschlossen und unbewacht. Allein dies sollte einem zu denken geben. Rick tat also gut daran, dem Frieden, der sich ihnen bot, nicht zu trauen, auch wenn am Ende ihnen diese Vorsicht rein gar nichts genutzt hatte.
"First, we're gonna beat Daryl to death. Then we'll have the girl. Then the boy. Then I'm gonna shoot you and then we'll be square."
Wer oder was die Bewohner von Terminus wirklich sind, wird in der Episode nicht klar. Allerdings wirken sie merkwürdig ruhig und gelassen, selbst als die Gruppe um Rick ganz plötzlich in ihrer Kommandozentrale aufschlug. Doch bevor wir uns mit der Terminus beschäftigen, kommen wir nicht umher, kurz auf die Situation einzugehen, wie Rick und Daryl endlich wieder zusammen kommen, denn sie ist eine der grausamsten und dunkelsten Momente, die "The Walking Dead" bisher zu bieten hatte.
Auf dem Weg nach Terminus kreuzen sich die Wege von Ricks Gruppe und die der Plünderer. Letztere nutzen den Schutz der Nacht, um die drei Ahnungslosen an ihrem kleinen Lagerfeuer zu überraschen und Vergeltung für den Tod eines ihrer Begleiter zu fordern. Daryl, der Rick erkennt, ist bereit sich zu opfern und erhält dafür prompt die Quittung von Joe. Der sieht nämlich in Daryls Aussage, dass Rick ein guter Mensch sei, für eine Lüge und diese Lüge verstößt gegen die wenigen Regeln, die er aufgestellt hat. Also lässt er Daryl zu Tode prügeln, während er selbst sich an Rick rächen will.
Und während Rick sprachlos ob der Brutalität der Gruppe dasitzt, beginnt einer von Joes Männern, sich an Carl zu vergehen. Just in diesem Augenblick zerbricht etwas in Rick und von einem Moment zum anderen wird er zu einer furchtlosen, kompromisslosen Bestie. Er stößt Joe beiseite und geht das Risiko ein, getötet zu werden, nur um ihm Sekunden später die Halsschlagader durchzubeißen. Die Szene, als Rick wie ein Wolf im Lichte des Mondes steht, voller Hass und voller Blut, schockiert ungemein. Der Rick, der versucht hatte, ein klein wenig Hoffnung zu bewahren und seinem Sohn beizubringen, dass es mehr als nur Gewalt als Lösung für Probleme gibt, wirft ein Stück seiner Menschlichkeit über Bord. Natürlich ist es reiner Selbstschutz in diesem Moment und Joe und seine Männer haben sicherlich auch nichts anderes verdient, aber dennoch macht einem die Brutalität, mit der Rick zur Sache geht, sprachlos.
Als der Morgen anbricht, gibt es ein schönes Gespräch zwischen Rick und Daryl. Letzter gibt sich die Schuld daran, dass Joes Gruppe Rick angegriffen hat, doch Rick macht ihm schnell klar, dass er sich keine Vorwürfe machen braucht. Und dann bezeichnet er Daryl als seinen Bruder. Eine wichtige Szene zwischen den beiden, gerade im Hinblick auf die spätere Entwicklung in Terminus.
Michonne ist im ersten Moment zwar geschockt über das, was Rick getan hat, doch sie versteht auch, dass er keine andere Wahl hatte. Sehr eindringlich war hier auch ihr Geständnis Carl gegenüber, dass sie nach dem Tod ihres Sohnes selbst an einem dunklen Ort gewesen ist, aus dem sie erst dank Andrea, Rick und nicht zuletzt Carl zurück geholt werden konnte. Sie alle sind angesichts der Apokalypse zu Monstern geworden, denen es nur noch darum geht, irgendwie zu überleben.
"Those who arrive survive"
Doch nun zurück zu Terminus. Dort werden Rick und die anderen eigentlich recht freundlich empfangen, doch schnell wird klar, dass die Freundlichkeit nur Fassade ist. Ich muss zugeben, dass mir erst auf den zweiten Blick aufgefallen ist, was Rick sofort erkannt hat – die Bewohner von Terminus trugen Maggies Poncho, Glenns Polizeiuniform und nicht zuletzt Hershels Taschenuhr. Wäre mir beim besten Willen nicht aufgefallen. Just in dem Moment, als Rick dies jedoch erkennt und weiß, dass die Bewohner nicht die warmherzigen Gastgeber sind, die sie zu sein scheinen, überschlagen sich die Ereignisse.
Man eröffnet das Feuer auf Rick und die anderen und treibt sie regelrecht vor sich her. Es fällt sofort auf, dass niemand ihnen ernsthaft nach dem Leben trachtet, sondern sie gezielt in eine bestimmte Richtung treibt. Ziel ist ein alter Zugwagon, in den sich Rick, Michonne, Daryl und Carl schließlich treiben lassen, weil sie den Bewohnern von Terminus zahlenmäßig weit unterlegen sind. In dem Wagon warten sämtliche anderen Ankömmlinge, also Maggie, Glenn und all die anderen, die in der letzten Episode Terminus erreicht hatten. Noch sind sie nicht tot, aber irgendwie beschleicht mich das Gefühl, dass sie nicht mehr allzu lange gelebt hätten, wären Rick und die anderen nicht aufgetaucht.
Es wirkt schon komisch, diese Zufluchtsstätte. Während ihrer Flucht kommen sie in einen Raum voller Kerzen und Gedenkstätten und merkwürdige Sprüche sind an der Wand verewigt. Ich meine, zu wissen, um was es sich bei Terminus handeln könnte, doch allen anderen, die nicht die Comics gelesen haben, will ich an dieser Stelle nicht den Spaß verderben, zumal auch die Serienmacher noch offen lassen, wer oder was genau die neue Gruppe darstellt.
Die letzte Einstellung, als Rick selbstsicher entgegnet, dass ihre Feinde nicht wissen, wen sie sich da eingehandelt haben, ist unglaublich toll inszeniert. Rick steht der anderen Gruppe im Dunkel entgegen. Sie haben längst die Hoffnung verloren, heil aus dem Wagon heraus zu kommen und haben resigniert. Rick jedoch wird kämpfen und wenn es ihn sein Leben kostet. Ein toller Cliffhanger.
Natürlich fehlt auch noch jede Spur von Beth und auch Carol und Tyreese waren in dem Tohuwabohu nicht zu sehen. Ihr Schicksal bleibt momentan also ungewiss, was durchaus spannend werden könnte, denn gerade Carol und Tyreese könnten für Rick zu einem wichtigen Element werden, wenn es geht, sich aus Terminus zu befreien.
Fazit
Das Finale schließt eine starke zweite Staffelhälfte würdig ab, auch wenn die Flashbacks nicht unbedingt hätten sein müssen. Es zeigt eine brutale Welt, in der es zwischen Gut und Böse keine Grauzone mehr gibt und in der nur der Stärkste überlebt. Das ist nicht unbedingt neu und wird mit dem Vorschlaghammer präsentiert, aber es ist effektvoll und spannend inszeniert. Ich freue mich auf jeden Fall auf Oktober, wenn "The Walking Dead" in die fünfte Runde gehen wird.
Melanie Wolff - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: AErstausstrahlung (US): 30.03.2014
Erstausstrahlung (DE): 02.11.2014
Regie: Michelle MacLaren
Drehbuch: Scott M. Gimple & Angela Kang
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