Interview mit IronE Singleton
February, 2014 | Im Februar hatten wir das Vergnügen, IronE Singleton bei der "The Walking Dead"-Convention InfeCtiON für ein Interview treffen zu können. IronE spielt die Rolle des T-Dog in der AMC Zombie-Hitserie und er war so nett, sich die Zeit für ein Roundtable-Interview zu nehmen mit Cross Cult, micomics und uns, um einen Einblick in seine Arbeit an der Serie zu geben. Er sprach auch darüber, was er am meisten geliebt hat und was er besonders vermisst. Zudem erzählte er sehr leidenschaftlich über seine außergewöhnliche Lebensgeschichte.
© myFanbase/Nicole Oebel
Hier könnt ihr das Originalinterview nachlesen. | Read the original interview in English.
myFanbase: "The Walking Dead" ist hinsichtlich der Quoten die erfolgreichste Kabelserie aller Zeiten, was glaubst du, was die wichtigsten Zutaten im Erfolgsrezept der Serie sind?
Ich würde sagen, ihre Relevanz. Die Leute können sich damit identifizieren, wenn jemand sich tagtäglich mit Anstrengung auseinandersetzen muss, mit Not, mit Schmerz, mit Aufopferung, alles mit dem wir uns in diesem Leben auseinandersetzen müssen, ist hier in einer extremeren Form dargestellt, und ich glaube, deshalb schalten die Leute ein. Es ist sinnbildlich für das Leben, das wir leben. Die Leute, die die Serie einschalten, bauen eine Verbindung zu der Figur auf, der sie am meisten ähneln. Das ist also ein Punkt. Manchmal ist es aber auch die grausige Gewalt und die Leute lieben nunmal Zombies, dieser Adrenalinstoß, den man bekommt, wenn man zuschaut, wie Zombies Menschen verfolgen, stimmt's? Man bekommt eine Art Adrenalinstoß davon, und das sind einige der Gründe [für den Erfolg der Serie] neben vielen anderen, aber diese fallen mir gerade direkt ein.
micomics: Kanntest du die Comics vor dem Beginn der Serie?
Nein, sorry, Robert Kirkman, schändlicherweise kannte ich sie nicht. Als Kind bin ich von Horrorfilmen und ähnlichem traumatisiert worden, daher war das nicht so mein Fall. Hab mich also nie damit beschäftigt. Es ist schon sehr ironisch, dass "The Walking Dead" jetzt meine Lieblingsserie ist. Es ist die beste Serie im Fernsehen derzeit. Muss man sich mal vorstellen, jemand, der als Kind ein Trauma von Horrorfilmen davongetragen hat, hat jetzt eine Horrorserie als Lieblingsserie [lacht].
Cross Cult: Vermisst du es, bei der Serie zu sein, und was wirst du am besten in Erinnerung behalten vom Dreh?
Die Beziehungen. Die Verbindungen, die ich hatte, das steht an erster Stelle. Jeden Tag zur Arbeit zu gehen, Hände zu schütteln, Umarmungen und Küsschen zu bekommen - das ist unbezahlbar, das sind die Dinge, die man nie vergisst. Ich muss jetzt auch an Staffel 1 denken, als alles noch bloß ein Job war. Wir haben nie gedacht, dass wir etwas so Besonderes erschaffen, etwas so Großartiges, und jetzt vier Staffeln später schätzt man diese Beziehungen und Erinnerungen noch mehr, wenn man Teil etwas so Tollem wie "The Walking Dead" gewesen ist. Das steht an allererster Stelle, das vermisse ich! Und nicht nur die anderen Darsteller, auch die Leute von den Kostümen, vom Makeup, vom Catering, alle... Jeden Tag dort anzukommen und die lächelnden Gesichter zu sehen, machte die Sache für mich komplett. Wie ein wahrgewordener Traum.
myFanbase: Anfangs waren die Fans T-Dog gegenüber ja sehr skeptisch, aber denkst du am Ende war er ein Held?
[lacht] Ja, ich erinnere mich an diese Zeiten. "Wer ist...? Das ist nicht Tyreese! Dieser Typ kann nicht Tyreese' Platz einnehmen!" Ich erinnere mmich an all das, aber ich denke T-Dog ist jedem ans Herz gewachsen und plötzlich änderten sich diese Kommentare von "Oh mein Gott!" zu "T-Dog ist so super, er ist phantastisch!" und es fühlte sich gut an, diese Kommentare zu sehen. Und es hätte nicht besser kommen können, als dass er am Ende ein Held war. Als Kind in den 80ern habe ich viel ferngesehen, ich habe wahrscheinliche jede Fernsehserie verfolgt, das Fernsehen hat mich quasi großgezogen, und ich habe mir immer die Filme angeschaut, in denen es am Ende einen Helden gab. Ich habe mir immer vorgestellt, dass ich selbst der Held bin - ob nun im wahren Leben oder im Fernsehen oder im Film. Und dann bekam ich so früh in meiner Hollywood-Karriere die Gelegenheit, einen Held in der größten TV-Serie in der Geschichte des Kabelfernsehens zu spielen. Wie großartig ist das? Das sagt eigentlich alles darüber, wie das für mich war.
Cross Cult fragte nach IronEs Herangehensweise daran, T-Dog darzustellen, da dieser nicht in den Comics vorkam.
Diese Vorlage gehabt zu haben, hätte mir etwas von meinen Hausaufgaben abgenommen hinsichtlich der Charakterisierung meiner Rolle, aber darauf sind wir als Schauspieler ja eingestellt. Ein weißes Blatt Papier zu haben, ermöglichte mir, das zu tun, was ich am besten kann, und das ist meine Hausaufgaben zu machen und einen Charakter vorzubereiten, mit dem die Leute sich identifizieren können. Einen Charakter, den die Leute hoffentlich mögen. Wisst ihr, mir ist es sehr wichtig, dass jeder Charakter, den ich spiele, absolut menschlich ist. Das ist mein Job, ob ich nun einen Serienkiller oder den netten Menschen auf der Welt spiele. Ich will, dass die Figur von Grund auf echt ist. Insofern ist es nicht wichtig, ob ich eine Vorlage für eine Rolle habe oder eben keine.
myFanbase: Empfandest du eine bestimmte Szene als die wichtigste in T-Dogs Entwicklung?
Wahrscheinlich die oben auf dem Dach. Ich denke, die Leute wurden zum Fan von T-Dog, als er sich entschied, zurück aufs Dach zu gehen, um jemanden zu retten, der so mies und gemein zu ihm war. Erhat darüber hinweg gesehen und gesagt: "Was ist das Richtige zu tun? Was will ich für mein Karma? Nur weil er mir das angetan hat, heißt das nicht, dass ich ihm etwas antun muss." T-Dog geht da nach dem Sprichwort "Behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden willst." Und ich glaube, als die Leute sahen, dass er über all das Chaos hinwegsah und sagte, ich gehe zurück, da dachten sie "Wow, ich liebe T-Dog!" Damit wurde klar, dass T-Dog auf der guten Seite steht. Das war gut für den Charakter ...und mich [lacht].
myFanbase: Wenn die Serie Rick sterben lassen würde, wer hätte deiner Meinung nach das Potenzial, ein Anführer zu sein?
Daryl! Auf jeden Fall Daryl! Er hat einen weiten Weg zurückgelegt, er hat sich gemacht, er hat sich so verändert, und überlegt mal, ihr seht Daryl derzeit in gewisser Weise als einen rationaleren Menschen als Carol. Carol geht derzeit über Leichen. Es ist die Apokalypse. Jeder hat das Potenzial, sich zu verändern, und ich denke, an Daryl hat man das wahrscheinlich mehr gesehen als jedem anderen.
myFanbase: Und etwas später, wie wäre es mit Carl? Er passt sich dieser post-apokalyptischen Welt ja anders an, da er die Welt, wie sie früher war, gar nicht als Erwachsener gekannt hat.
Wow, ja, es ist für jeden von ihnen absolut möglich, sich anzupassen, das tun wir Menschen einfach, Überleben des Stärkeren, Anpassung, Darwin hat das am besten ausgedrückt, insofern liegt es daran, wer sich dazu entscheidet, den Moment zu nutzen und sich der Herausforderung zu stellen. Ich nutze Michael Jordan als Beispiel, der aus seiner Baskettball-Mannschaft ausgeschieden wurde und am Ende der großartigste Baskettballspieler aller Zeiten wurde. Das Potenzial, die Führung zu übernehmen, steckt in jedem, und ich denke, es ist auch Teil unseres Schicksal, ein Anführer zu sein. Man braucht jedoch Mut dazu, seine Ängste zu überwinden. Das ist Mut, nicht das Fehlen von Ängsten, sondern sie zu überwinden, um etwas Außergewöhnliches unter diesen Umständen zu tun. Es könnte jeder sein.
micomics bat IronE, ein wenig von seinem Buch zu erzählen.
Ich denke, die Idee dazu war seit meiner Geburt hat. Als Menschen sind aus seinem bestimmten Grund hier und haben wir vom ersten Tag eine Bestimmung, für mich ist das wie ein Baum mit verschiedenen Ästen. Oftmals kommt man vom Kurs ab, aber wir kommen irgendwie immer wieder zu dieser Bestimmung zurück, und ich denke, Gott hat für mich geplant, eines Tages dieses Buch zu schreiben. Es heißt "Blindsided by the walking dead" und erzählt mein Leben von Anfang an, als ich im Sozialbau aufgewachsen bin, wo Gewalt und sexuelle Promiskuität an der Tagesordnung war. Das war einfach Teil meiner Welt, ich trieb mein Unwesen auf der Straße, hatte eine Pistole, mein Vater war nicht zugegen und ich hatte keine Beziehung zu ihm, meine Mutter starb, als sie 36 war, da war ich gerade 18. Sie starb an Krankheiten, die mit HIV in Verbindung stehen, und sie war Alkoholikerin und crack-süchtig. Ich hab das alles überstanden und kam an die University of Georgia zum Footballspielen und ich bewunderte Georgia so sehr für ihr Programm. Es war, als gingen alle meine Träume in Erfüllung. Ich wurde Schauspieler, landete im erfolgreichsten Sportfilm, "The Blindside", und im selben Jahr auch noch in der erfolgreichsten Kabel-TV-Serie aller Zeiten. Wäre ich da gestorben, wäre meine Welt vollständig gewesen. Da ich aber doch noch etwas mehr Zeit auf der Welt habe, schrieb ich ein Buch. Ich widme mein Leben der Aufgabe, meine Geschichte zu erzählen, weil sie in der Vergangenheit bereits Leute inspiriert hat und es die Möglichkeit gibt, dass sie noch mehr Leute inspiriert. Die Plattform des Bühnenstücks und des Buches hab ich schon genutzt, aber ich denke, die größte Wirkung könnte es durch einen Film haben, weil viele Leute nicht lesen. Vor allem die Leute, die von dort stammen, wo ich herkomme. Ich habe als Teenager kaum etwas gelesen und daher will ich mit meiner Geschichte soviele Kanäle nutzen wie möglich. Ich denke, es wäre der Gesellschaft und Gott gegenüber ungerecht, die Geschichte nicht zu erzählen, insofern war es unumgänglich. Ich musste es einfach tun. Ich muss meine Geschichte so oft erzählen, wie es geht, auch wenn die Leute müde werden und einschlafen [lacht]. Wer weiß, wen meine Geschichte berührt, so dass sich sein Leben zum Besseren wendet.
myFanbase: Kannst du uns auch ein wenig über deine Bühnenshow "Blindsided by the walking dead" erzählen?
Ja, sie ist wie mein Buch. Es geht um meine Lebensgeschichte und ich spiele 18 verschiedene Figuren. Ich spiele alle vom Straßendieb über einen Engländer, einen Asiaten, ich spiele Gott, ich spiele meine verstorbene Mutter, ich huldige Ghandi und Dr. King... Es geht um soviele verschiedene Dinge. Ich bringe all diese Elemente zusammen, um ein Thema zu vermitteln, und das ist das Thema von Wahrheit und Liebe. Um in diesem Leben irgendwas hinzubekommen, muss man die Elemente von Wahrheit und Liebe annehmen. Das ist die Botschaft der Bühnenshow und ich verbreite sie durch meine Lebensgeschichte und die Reise, auf der ich mich befinde, und wie ich gelernt habe, die großatigen Dinge, die mir widerfahren sind und immernoch widerfahren, zu ergreifen.
Vielen Dank, IronE, dass du dir Zeit für dieses Interview genommen hast!
Vielen Dank, sehr gerne, ich lieb euch, Leute! Gott schütze euch!
Nicole Oebel - myFanbase
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