Abschied von "True Blood"
Die besten Charaktere

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Bezüglich der Charaktere konnte man sich bei "True Blood" definitiv nie über eine mangelhafte Auswahl beklagen. Die Serie war immer bekannt für ihren ausgesprochen großen Cast, dem neben vielen Hauptcharakteren auch zahlreiche Nebenfiguren angehörten, die im Laufe der sieben Staffeln kamen und gingen. Welche Charaktere uns besonders überzeugt haben, erfahrt ihr hier.

Sookie Stackhouse

Es ist nicht eben originell, die zentrale Figur einer Serie als einen der Lieblingscharaktere zu benennen, aber wenn ich die sieben Staffeln Revue passieren lasse, so war Sookie für mich einfach die konstanteste Protagonistin. Es gab zwar vereinzelte Momente, in denen ich mich über sie aufregen konnte, aber an längere Phasen, in denen ich mit ihr unzufrieden war, kann ich mich eigentlich nicht erinnern. Sookie hat als Herzstück der Serie gut funktioniert. Ihre telepathischen Fähigkeiten sind faszinierend, ihre Loyalität und Liebe zu ihren Freunden konnte immer wieder berühren und ihre Mischung aus Naivität, Güte, Sarkasmus und grimmiger Entschlossenheit, wenn es mal wieder hart auf hart kam, führten dazu, dass ich sie wirklich lieb gewonnen habe.

Ihre Beziehung zu den anderen Charakteren der Serie war sehr ambivalent und dadurch sehr reizvoll. Einerseits wird Sookie geliebt und begehrt, manchmal auch in eher ungesundem Maße, andererseits war sie seit jeher eine Außenseiterin, der Misstrauen und Abneigung entgegengebracht wird. Man kann auch sagen: wer sie nicht liebt, dem ist sie ein Dorn im Auge. Wirklich neutral stand ihr in der Serie kaum jemand gegenüber. Ihr ganzes Wesen, ihre Herkunft und ihre Fähigkeiten haben sie zu einer Person zwischen Licht und Dunkelheit gemacht, zu einer Retterin und einem Sündebock in Personalunion. Eine Heilige für die einen, eine Hu ... äh nicht so Heilige für die anderen. Das Ende der Serie erweckt so ein wenig den Anschein, als habe sich dies geändert und als hätte Sookie die Dunkelheit ein für alle Mal hinter sich gelassen, aber man darf als Zuschauer skeptisch sein, ob dies bei ihr überhaupt möglich ist. | Maret Hosemann

Pam Swinford DeBeauford

Pam war eine der Figuren, die ich schon bei ihrem ersten Auftritt mochte und über sieben Staffeln zu lieben gelernt habe. Die ehemalige Bordelle-Besitzerin traf mit ihren bissigen und sarkastischen Kommentaren immer ins Schwarze. Mit ihrer unverblümten Direktheit und ihrer scheinbaren Abneigung für eigentlich alle, außer Eric, sorgte sie oft für einen trockenen Humor, der mich als Zuschauerin grundsätzlich zum Schmunzeln, wenn nicht gar zum Lachen brachte. Emotionalität, außer wenn es um ihren Schöpfer geht, liegt ihr nicht. Sie gestattet sich keine Träne bei Taras Verlust, obwohl aus den Gesprächen mit Eric zu entnehmen ist, wie sehr ihr ihr eigener Abkömmling ans Herz gewachsen ist, und scheinbar bereut sie auch, nicht ausreichend für Tara da gewesen zu sein. Sie nimmt auch Jessica – wenngleich mit einem bissigen Kommentar - in den Arm, als Bill sich für seinen Selbstmord entscheidet. Solche Momente zeigen, dass die abgebrühte, stets sehr distanzierte Vampirin hinter ihrer rauen Schale einen weichen Kern verbrgt. Während sie nahezu allen Geschöpften mit ihrer spöttischen Missbilligung begegnete, wobei ich schon glaube, dass sie einige von ihnen wirklich gern hatte, zeigt sie ihre Gefühle gegenüber Eric sehr offen. Sie liebt ihren Schöpfer über alles und wann immer er verschwindet, zeigt sie ihre Sorge deutlich, ja sie wendet sich in ihrer Verzweiflung sogar oftmals an Sookie und trifft mit ihr Vereinbarungen. Wie viel er ihr bedeutet und wie loyal sie zu ihm steht, zeigt sich, als sie Eric auch nach ihrer Freigabe immer noch nicht verlässt, sondern treu bei ihm bleibt.

Pam hat auch keinerlei Probleme damit, grausam zu sein, wenn es die Situation erfordert, so versucht sie Marnies Laden in Brand zu setzen, trotz der unschuldigen Personen, die sich noch darin befinden. Viele ihrer Grausamkeiten genießt sie von ganzem Herzen, beispielsweise als sie sich an Dr. Overlark für die Therapiesitzungen rächen kann oder als sie Sara Newlin genüsslich die Haare blondiert, damit sie die junge Frau später verkaufen kann. Mit ihrer ganzen Art entsprach Pam meiner Idealvorstellung von einem Vampir. | Ceren K.

Jason Stackhouse

Foto: Copyright: 13TH STREET/HBO
© 13TH STREET/HBO

Sookies älterer Bruder Jason wurde auch von den Zuschauern gewissermaßen als Bruder adoptiert. Mit seinen dummen, spätpubertären Entscheidungen hat er uns oft zum Wahnsinn getrieben und mehr als nur ein paar Momente des Kopfschüttelns verursacht, er konnte uns aber ebenso oft zum Lachen bringen. Vor allem jedoch hat er uns nie wirklich daran zweifeln lassen, dass er ein gutes Herz besitzt. Unter all seinen Fehlern war der feine Kerl und liebende große Bruder immer erkennbar und hat sich in die Herzen der Zuschauer schlawinert. Auch wenn er nun wirklich nicht die hellste Birne im Kronleuchter ist, konnte er durch andere Eigenschaften und Talente punkten, wie etwa Mut, Loyalität, Charme und Bauernschläue. Diese Attribute haben ihm dabei geholfen, einen Reifeprozess zu vollziehen, der innerhalb der Serie positiv heraussticht. Vom ungelernten und eher semi-fleißigen Straßenarbeiter hat er es zum Polizisten gebracht, der Verantwortung übernimmt. Seine vielleicht wichtigste Entwicklung, die vom Frauenhelden zum Ehemann und Vater, wurde am Ende zwar etwas sehr stark beschleunigt und über Abkürzungen erreicht, macht aber dennoch Sinn. | Maret Hosemann

Jessica Hamby

Mit Jessica konnte der Zuschauer die Entwicklung eines Jungvampirs bis zur Freigabe miterleben. Warum ich das hier so betone? Weil mir aufgefallen ist, dass wir bei all den anderen frisch verwandelten Vampire das nicht tun konnten, denn sie hatten sich von ihrer "Geburt" an ziemlich unter Kontrolle, was ihre Sucht nach Blut angeht ... Jess nicht. Und eigentlich will das die Tochter aus einem streng katholischen Elternhaus mit einem prügelnden Vater auch nicht. Mit ihrer Verwandlung hat sie endlich die Möglichkeit, frei zu sein und die sprichwörtliche Sau rauszulassen. Allerdings muss sie feststellen, dass ihr Schöpfer Bill eigentlich recht spießig in seinen Ansichten ist, so dass sie verständlicherweise froh ist bei Eric und Pam zu leben. Aber ihr Verhalten nervt auch die beiden bald und so kehrt sie zu Bill zurück und gewöhnt sich anfänglich sehr widerwillig daran, True Blood zu trinken. Kurz vor ihrer Abreise nach Dallas lernt sie, was sie zu dem Zeitpunkt noch nicht weiß, in Hoyt Fortenberry die Liebe ihres Lebens kennen. Die Beziehung der beiden entwickelt sich rasant und schon bald leben sie als Paar gemeinsam in einer Wohnung. Aber Jessica, die nie so richtig ihre Vampirinstinkte ausleben konnte, erkennt, dass ihr ein solches Leben nicht reicht. Sie fängt an, Blut von Menschen zu trinken, und lässt sich schließlich dazu hinreißen, mit Jason zu schlafen.

Ihr schlechtes Gewissen bringt sie dazu, Hoyt den Seitensprung zu gestehen, der damit nicht zurecht kommt und sowohl sie als auch seinen besten Freund Jason vergessen will. Erstmalig erfährt Jessica den gewaltigen Schmerz von Liebeskummer, aber sie gewinnt in Jason auch einen treuen Freund. In den darauffolgenden Wochen und Monaten steht sie loyal zu all denen, die ihr am Herzen liegen. Selbst als Bill nach der Aufnahme von Lilith' Blut zu einem Gott wird, hält sie zu ihm. Ihre schlimmste Tat, drei von Andys Elfentöchtern zu töten, kann sie sich lange Zeit nicht verzeihen und versucht es wieder gutzumachen, indem sie auf die vierte Tochter Adilyn aufpasst. Erst als auch Andy ihr vergibt, ist sie bereit, mit ihrem Leben fortzufahren, in das schon bald Hoyt zurückkehrt. Mit ihm kommt auch, wie sie selbst sagt, das Licht in ihr Leben zurück. Vor allem hilft es ihr, mit Bills Freitod besser zurecht zu kommen.

Jessica war wegen ihrer stets charmanten, loyalen, hilfsbereiten und freundlichen Art, aber auch wegen ihrer kleinen Makel und Fehlentscheidungen eine meiner Lieblingsfiguren. | Ceren K.

Godric

Für mich zählt Godric zu den faszinierendsten Charakteren von "True Blood". Ich hätte ihn gerne noch öfter gesehen und mehr über ihn erfahren, aber vielleicht hätte das seinen Mythos auch ein wenig zerstört. So bleibt er als ein geheimnisvoller, fast überirdischer Charakter in Erinnerung, der die Fantasie beflügeln und zum Nachdenken anregen konnte.

Als wir Godric in der zweiten Staffel kennen lernen, ist er seiner äußerst langen Existenz bereits überdrüssig. Er sieht noch immer aus wie ein Teenager, aber er ist deutlich über 2000 Jahre alt und hat viel gesehen, viel erlebt, mit Eric und Nora zwei Abkömmlinge erschaffen, die er liebt, und viele Sünden begangen, die er bedauert. Er will endlich Buße tun und zur Ruhe kommen. Seine Freude darüber, dass bei seinem Freitod im Sonnenlicht mit Sookie ein menschliches Wesen bei ihm ist, das um ihn weint, ist auch für die Zuschauer zutiefst berührend. Dieses Wunder stärkt Godrics Hoffnung darauf, dass es einen Gott gibt. Godric ist ein Charakter, der in seinen wenigen Auftritten wirklich bewegt hat. | Maret Hosemann

Andy Bellefleur

Gerade zu Anfang war Andy nicht unbedingt mein Lieblingscharakter. Seine schroffe Art mit seiner Abneigung gegen alles, was sich vom Menschen unterscheidet, machte ihn nicht sonderlich liebenswert. Aber von Staffel zu Staffel wurde mir der Charakter immer sympathischer (übrigens eine Wandlung, die auch noch andere Charaktere bei mir gemacht habe, zum Beispiel Arlene oder Jason). Hinter Andys rauer Schale steckt ein sehr sensibler und gefühlvoller Kern, aber es dauerte ein wenig, bis der Zuschauer das sehen konnte. Nachdem Andy herausgefunden hat, dass Sam ein Gestaltwandler ist, und ihm half, sich vor der Mänade zu retten, gewöhnt Andy sich immer mehr an die übernatürliche Gestalten, die in der Stadt hausen, in der er für Ordnung Sorgen sollt – was natürlich alles andere, als ein leichter Job ist. Aus dem Erlebnis mit der Mänade nimmt er nicht nur die Freundschaft zu Sam, sondern auch zu Jason mit, dem er hilft, ebenfalls Polizist zu werden. Von da an können sich die beiden Männer zu jedem Zeitpunkt aufeinander verlassen und stehen sich in den brenzligsten Situationen bei, auch dann, als Andy von V abhängig wird und nicht davon loskommt.

Erst das Erscheinen der Wicca Holly, in die er sich verliebt, hilft ihm seine Sucht zu überwinden. Doch die beiden haben es anfangs nicht leicht, denn Andys schroffe Art macht es ihm schwer, sie kennenzulernen, letztendlich überwindet er sich aber, zeigt seine empfindliche Seite und fragt Holly nach einem Date. Das Beziehungsglück der beiden wird getrübt, als Andy mit der Elfe Maurella schläft und sie ihm vier Töchter gebärt, die sie in seiner Obhut lässt. Völlig überfordert in dieser Situation, stehen ihm sein Cousin Terry, um den Andy sich nach der Rückkehr aus dem Krieg fürsorglich kümmerte, und dessen Frau Arlene bei. Gegenüber seinen Töchtern, die innerhalb von wenigen Tagen zu jungen Erwachsenen heranwachsen, entwickelt er ein extremes Beschützergefühl, das jedoch nicht verhindern kann, dass drei von ihnen von Jessica getötet werden. Diese Tat kann er Jessica verständlicherweise zunächst nicht verzeihen, was sich aber ändert, als er sieht, wie sehr Jessica auf seine verbliebene Tochter aufpasst. Es hilft ihm auch zu erkennen, dass sich ein Leben in der Vergangenheit nicht lohnt, sondern er sich der Zukunft widmen muss, so dass er sich traut, Holly einen Antrag zu machen. Immer dann, wenn Andy Gefühl zeigen musste, was ihm deutlich sichtbar nicht behagte, wirkte er hilflos, aber diese Hilflosigkeit macht den Mann mit der schroffen Ader nur noch liebenswürdiger. | Ceren K.

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Sookie Stackhouse
Pam Swinford DeBeauford
Jason Stackhouse
Jessica Hamby
Godric
Andy Bellefleur
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Ergebnisse:

Pam Swinford DeBeauford
Anderer (Sagt uns in den Kommentaren, welcher es für euch ist)
Godric
Sookie Stackhouse
Jessica Hamby
Andy Bellefleur
Jason Stackhouse

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