Abschied von "True Blood"
Die enttäuschendsten Charaktere

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Neben vielen Charakteren, die in positiver Erinnerung bleiben, gibt es leider auch einige, die schlichtweg zum Vergessen sind. Manche dieser enttäuschenden Charaktere hatten einen guten Einstand und haben sich dann ins Abseits manövriert, andere floppten von Beginn an. Wir werfen einen genaueren Blick auf die ungeliebten "Helden" von "True Blood".

Bill Compton

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© HBO / NBC Universal

In den ersten zwei Staffeln war Bill noch ein sympathischer Charakter, dessen Szenen ich gerne gesehen habe, egal ob im Umgang mit Sookie, in Interaktionen mit Jessica oder im Zusammenspiel mit den anderen Vampiren. Danach ging es mit Bill jedoch unglaublich steil bergab und er entwickelte sich zu einer einzigen Enttäuschung. Nach seiner Entführung durch Lorena Krasiki in das Haus von Russell Edgington und anschließender Befreiung kommt heraus, dass Bill sich anfänglich nur auf Sookie eingelassen hat, weil Königin Sophie-Anne es befohlen hat. Als Folge dieses Schocks war er bei Sookie unten durch. Sicherlich war ihre Reaktion verständlich, trotzdem hatte ich nie das Gefühl, dass er ihr seine Liebe nur vorspielte. Deswegen war mir das Drama, das daraus entstand und in dessen Zuge Sookie in die Elfenwelt reist, einfach zu konstruiert und ich wurde das Gefühl nicht los, dass die Serienmacher Sookie einfach nur mit jemand anderem zusammenbringen wollten. In Staffel 4 versuchte Bill zu beweisen, dass er über Sookie hinweg ist, unter anderem durch eine Affäre mit Portia Bellefleur, doch das funktionierte nicht. Vielmehr bekam ich immer mehr das Gefühl, dass Bill neben Eric vor allem dazu da ist, Sookie in unnötige Liebeskomplikationen zu verstricken, nur damit man die verbleibenden Staffeln dabei zu sehen konnte, wie Sookie von einem Partner zum anderen wechselte. So was von nervig! Das wurde nur noch von seiner überheblichen Art im Rahmen der vierten Staffel getoppt. Zu dem Zeitpunkt hätte ich nicht gedacht, dass es noch schlimmer geht, aber den Vogel schoss dann diese ganze Autoritäts-Lilith-Geschichte ab. Wie Bill erst in seinen religiösen Wahn fällt, war schon ziemlich nervig, aber dass er durch das Trinken von Lilith Blut dann tatsächlich zu einer Art Gott wurde, war die Krönung. Was zur Hölle haben sich die Autoren dabei gedacht? Danach war Bills Charakter für mich ruiniert. In Staffel 7 ging es mit ihm wengistens wieder leicht bergauf, auch wenn ich seinen heroischen Selbstmord etwas sehr übertrieben fand. Schließlich hätte man gerade bei diesem ansonsten Friede-Freude-Eierkuchen-Ende der Serie Sookie und Bill ihr Happy End gönnen können. | Ceren K.

Crystal Norris

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© JSquared Photography

Es ist uns wohl allen schon passiert, dass wir einen Freund, Verwandten oder Bekannten mit einer Frau gesehen und uns wirklich gefragt haben, was in aller Welt er nur an der findet. Als Fan von "True Blood" ging es mir so mit Crystal. Was um alles in der Welt fand Jason nur an ihr? Ich konnte sie von Beginn an nicht leiden und folglich Jasons Zuneigung zu ihr überhaupt nicht nachvollziehen. Sie hat zu keiner Zeit etwas Sympathisches oder Charismatisches ausgestrahlt. Jason mag sie ja als "Jungfrau in Not" betrachtet haben, die er aus der veramten Gemeinde Hotshot herausholen muss, doch für den Zuschauer war eigentlich immer offensichtlich, dass dieses Bild nicht der Wahrheit entspricht und Crystal weder gerettet werden will, noch einen Rettungsversuch wert ist. Ihre Loyalität galt am Ende nur ihrem gestörten Inzest-Werpanther-Clan, in den sie charakterlich und geistig auch wirklich perfekt hineinpasst. Jason musste letztlich auf sehr schmerzvolle Weise lernen, dass Crystal nicht die Frau seiner Träume ist, sondern eine gefährliche Spinnerin, von der man sich besser fernhält. Zum Glück hat er das dann auch getan. Jasons Fehler haben sich im Laufe der sieben Staffeln summiert, aber sich in Crystal zu verlieben, war fraglos eine seiner größten Fehlleistungen, die auch in der Nachbetrachtung noch Kopfschütteln hervorruft. Wirklich, was fand er nur an der? | Maret Hosemann

Rikki Naylor

Vielleicht war Rikki mit ihrer rauen Schale und ihrer toughen Art nicht unbedingt ein sympathischer Charakter, was vor allem an ihrem Hang zu Skrupellosigkeit und Grausamkeiten, zum Beispiel bezüglich Sam oder Nicole, lag. Zu Gute halten konnte man ihr aber lange Zeit ihre Loyalität gegenüber Alcide, den sie bei seinem Kampf gegen Marcus Bozeman unterstützte. Bei ihrem Training mit Alcide näherten sich die beiden an, schliefen miteinander und führten schließlich eine Beziehung. Ich hab mich für Alcide über sein neues Liebesglück gefreut, von dem ich hoffte, dass es lange hält, doch dann machten Rikkis Entwicklungen in der sechsten Staffel dem ganzen ein Strich durch die Rechnung. Die bis dahin loyale Rikki stellt sich plötzlich gegen Alcide, hetzt sogar das Rudel gegen ihn auf und fordert ihn heraus. Meiner Meinung nach war das ziemlich Out-of-Character, denn es passte so gar nicht zu den vorherigen Ereignissen. Sowieso fand ich es merkwürdig, dass ein Rudel sich so extrem gegen einen Anführer stellt, obwohl dieser sich ja eigentlich das Recht erkämpft hat, die Entscheidungen zu treffen. Und da Rikki damals Alcides Kampf unterstützte, traute sie ihm zu dem Zeitpunkt zu, die richtigen Entscheidungen für das Rudel treffen zu können. Also warum soll sich das plötzlich nach wenigen Wochen so geändert haben? Vielmehr kam es mir auch hier so vor, als wollte man mit diesen sonderbaren Entwicklungen das Liebesaus herbeiführen, damit Alcide mit Sookie zusammenkommen konnte. Egal was die Gründe dafür waren, die Serienmacher haben damit einen potentiell interessanten Charakter leider in eine Enttäuschung verwandelt. | Ceren K.

Niall Brigant

Aus dem Charakter Niall hätte man sehr viel mehr machen können, als dies in der sechsten und siebten Staffel geschehen ist. Was diese Figur betrifft, wurde viel Potential einfach verschenkt. Zu Beginn der sechsten Staffel waren Nialls Interaktionen mit seinen Enkeln Sookie und Jason noch sehr interessant, da es nach langer Zeit das erste Mal war, dass die beiden Stackhouse-Geschwister wieder einen älteren Verwandten und damit eine familiäre Autorität um sich hatten. Zudem besitzt Niall all die Informationen, die Sookie fehlen, um ihre Elfennatur voll und ganz zu verstehen. Er ist das Bindeglied zwischen der menschlichen und der elfischen Seite der Stackhouse-Sippe. Doch statt eine Hilfe oder Informationsquelle zu sein, wurde Niall nach kurzer Zeit von Warlow in eine andere Dimension verbannt, aus der er erst im Finale der sechsten Staffel entkommen konnte. Danach ist Niall wieder abgetaucht und hat die Rolle eingenommen, die er all die Jahre zuvor im Leben von Sookie und Jason gespielt hat: die eines unsichtbares Beobachters, der genau so gut auch nicht existieren könnte. Im Prinzip hat Niall uns Zuschauer ebenso enttäuscht, wie er Sookie und Jason enttäuscht hat. Außer Kurzbesuchen mit ein paar ominösen Lebensweisheiten und wenigen klaren Antworten kam nichts von ihm. | Maret Hosemann

Claudine Crane

Ich kannte Claudine schon aus den Büchern von Charlaine Harris, in der sie als Charakter ganz anders angelegt war – viel freundlicher und hilfsbereiter. Am Anfang schien sie auch in der Fernsehserie tatsächlich um Sookies Wohlergehen besorgt zu sein, suchte sie in ihren Träumen auf und warnte sie vor den Vampiren, bis sie ihren Schützling, der zu dem Zeitpunkt schon großes Leid erfahren hat, zur "Ernte" in die Zwischenwelt brachte, wo sie für immer gefangen bleiben sollte. Sookie erkennt die Gefahr jedoch und versucht zu fliehen, wovon Claudine und die anderen Elfen sie abhalten wollen. (Am Rande bemerkt, noch so ein kleiner Handlungsbogen, der absolut sinnlos war und über den ich mich noch immer aufregen könnte – da hätte man Sookie doch besser für ein Jahr auf Weltreise geschickt.) Während im Buch der Charakter noch Sinn macht, weil er Sookie zur Seite steht, ist er in der Serie als Beschützerin durch die Ereignisse um die Ernte einfach nur unnötig geworden. Eigentlich war Claudine insgesamt ziemlich unnötig, wenn ich es mir recht überlege, denn was trug sie bitte zur Handlung bei, außer Sookie für ein Jahr verschwinden zu lassen? Scheinbar sahen das die Autoren auch so und taten das einzig sinnvolle: sie ließen sie von Eric ermorden, als sie versuchte, sich bei Sookie zu entschuldigen, und stellten Sookie als neue Beschützer bzw. Vertraute Claude und Claudette zur Seite, die mich freilich auch nicht überzeugen konnten (und später ebenfalls ermordet wurden). | Ceren K.

Naomi

Naomi, wer? Es muss niemand an seinem Kurzzeitgedächtnis zweifeln, nur weil er sich nicht an diesen Charakter erinnern kann. Naomi war eine im Endeffekt überflüssige, völlige vergeudete Randfigur der vierten Staffel. Tara war kurzzeitig mit der attraktiven Cage-Fighterin liiert, hat sie aber weggeschickt, weil es in Bon Temps mal wieder ungemütlich wurde, und danach ward Naomi nie mehr gesehen. Nicht einmal erwähnt wurde sie mehr. Ich will den Machern von "True Blood" nicht unterstellen, dass Lesbian Sex sells das einzige Motiv für die Einführung dieses Charakters war, aber wirklich wundern müssen sie sich über einen solchen Vorwurf auch nicht. Naomi kam aus dem Nichts und ist genau dorthin wieder verschwunden, ohne irgendwelche Spuren zu hinterlassen. Sie war nur eine heiße, lesbische Athletin ohne Nachnamen, die in Käfigen kämpft. Okay, ich glaube, ich will den Machern da doch etwas unterstellen. | Maret Hosemann

Welcher Charakter war für euch der enttäuschendste?

Bill Compton
Crystal Norris
Rikki Naylor
Niall Brigant
Claudine Crane
Naomi
Ein anderers Charakter (sagt uns in den Kommentaren, welcher es für euch war)

Ergebnisse:

Bill Compton
Niall Brigant
Crystal Norris
Rikki Naylor
Naomi
Ein anderers Charakter (sagt uns in den Kommentaren, welcher es für euch war)
Claudine Crane

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