There's nothing scary about fairies -
Review Staffel 4

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Nachdem das Finale der dritten Staffel die Zuschauer mit endlosen Fragen zurückließ, hatte das Warten nach einem langen Jahr endlich ein Ende: Am 26. Juni 2011 startete HBOs Erfolgsserie "True Blood" in die vierte Runde.

"You're covered in queen"

Da ich soeben das Finale dieser vierten Staffel geschaut habe, fällt es mir eher schwer, mich an all das zu erinnern, was zuvor passierte, denn diese letzte Folge hat mir so sehr den Atem verschlagen, dass ich mich erst einmal sammeln und Ordnung in meine Gedanken bringen muss.

Als sanften Einstieg in diese Review, möchte ich erst einmal die offenen Fragen der letzte Staffel zusammenfassend beantworten:
Sookie war im Elfenland, Tara hat Bon Temps tatsächlich verlassen, Sam hat tatsächlich auf seinen Bruder geschossen, Jesus ist eine Hexe und Lafayette ein Medium, die Tatsache, dass King Russell natürlich nicht für immer verschwunden ist, war ja irgendwie sowieso klar, und die Queen hat den Kampf gegen Bill verloren.

Damit kommen wir auch schon zu den politischen Veränderungen dieser Staffel. Bill hat es in geplanter Zusammenarbeit mit Nan Flanagan geschafft, Queen Sophie-Anne den wahren Tod zu bescheren und damit ihren Platz als Louisianas Herrscher einzunehmen. In diesem Zusammenhang erfahren wir im Verlauf der Staffel auch, wie Nan und Bill sich im England der 1980er Jahre kennenlernten und Nan Bill in ihre Pläne einweihte, die Vampirmonarchien zu infiltrieren. Auch wenn dies etwa 30 Jahre gedauert hat, haben die beiden ihr Ziel nun erreicht und Bill zum King von Louisiana gekrönt.

Die mit dieser Krönung einhergehenden Veränderungen waren zunächst ein Schock, so dass ich mit sehr ungläubigen Augen beobachtete, wie Bill nach Sookies Rückkehr seinem eigentlich "Vorgesetzten" Eric einen Befehl erteilt ... und dieser ihn befolgt! Nachdem diese erste Verwunderung überwunden war, habe ich mich jedoch erstaunlich schnell daran gewöhnt, dass King Bill nun das Sagen hat und in seinem grundsanierten, von diversen Wachen umstellten Haus seine streng geheimen Vampirgeschäfte regelt. Die emotionale Kühle, die er das ein oder andere Mal an den Tag legt, fand ich zwar recht befremdlich und ein wenig uncharakteristisch, aber im Grunde hat diese Veränderung mir und Sookie geholfen, eine willkommene Distanz zu King Bill zu erlangen.

Bills neu gewonnene Autorität kam zudem sehr gelegen, als es darum ging, Sookies einjährige Abwesenheit zu erklären. Ich persönlich empfand es als einen interessanten Einstieg in die Staffel, dass Sookies eigentlich sehr kurzer Ausflug ins Elfenland in eine Abwesenheit von über einem Jahr in der Realität resultierte, da auch wir, die Zuschauer, ein Jahr auf die Rückkehr warten mussten. Zudem war es so möglich, alle drastischen Änderungen im Leben der einzelnen Charaktere plausibel und glaubhaft zu machen. Dennoch muss ich sagen, dass die Reaktionen der Bewohner von Bon Temps auf Sookies unerwartete Rückkehr teilweise etwas kurios dargestellt wurden. Beinahe alle haben angenommen, dass Sookie Bill zum Opfer fiel, und als sie dann nach Ewigkeiten wieder auftaucht, wird dies mit einem geschmeidigen "Oh, hallo, Sookie! Hat er dich doch nicht umgebracht, was?" abgetan. Etwas unglaubwürdig, aber nun gut ...

"Marnie just puked a bitch out"

Kommen wir zur Hauptstoryline dieser Staffel, da ich diese mitunter nicht so spannend und interessant fand, wie manch eine Nebenstory. Nach menschlichen Serienkillern, mysteriösen Mänaden, Werwölfen, Gestaltwandlern und Werpanthern kommen jetzt auch noch Hexen ins Spiel. Ich frage mich, wie viele Wesen wir mit der Zeit noch vorgesetzt bekommen. Aber das ist ja momentan nicht Thema hier.

Durch all die Gräueltaten der Vampire hat sich also ein Haufen Verrückter aus diversen Gründen (Eltern verägern wollen, von einer Freundin mitgeschleift worden sein, oder einfach nur die Tatsache, nicht mehr alle Latten am Zaun zu haben) zusammengeschlossen, um einen Aufstand gegen die Blutsauger zu proben. Am Anfang war ja alles noch ganz spaßig und ein bisschen Hokuspokus kann nicht schaden. Doch nach und nach gerät die ganze Geschichte außer Kontrolle. Die soziopathische Oberhexe Marnie zaubert eine weitere uralte spanische Oberoberhexe in sich hinein, um ihre Kräfte zu verstärken, und alles geht seinen übernatürlichen Gang.

Natürlich wäre es langweilig, wenn diesem Hexenzirkel nicht irgendwann die Hälfte des Hauptcasts beiwohnen würde und so geraten Tara, Lafayette, Jesus, Holly und Sookie in große Schwierigkeiten, als sich zeigt, dass die zunächst so lieb, friedlich und freundlich wirkende Marnie gar nicht gegen ihren Willen besessen ist, sondern eine Verschmelzung der beiden frustrierten Hexen stattgefunden hat, die nun gemeinsam losziehen, um ohne Rücksicht auf (menschliche) Verluste, einen Krieg gegen die Vampire zu beginnen.

Ich muss sagen, dass Marnie mir die meiste Zeit über sehr unsympathisch war und ich es nie schaffte, richtig mit ihr warm zu werden. Wie sie ohne mit der Wimper zu zucken Menschen tötete und wie sie ihre "Gefolgschaft" einsperrte und tyrannisierte, war für mich – vor allem mit dem Hintergrund ihrer jahrelangen Freundschaft zu Jesus – schwer nachvollziehbar. Die komplette Entwicklung dieses Charakters war für mich sehr schwer zu verstehen und zu verfolgen. Zu Beginn der Staffel schien Marnie eine vernünftige Person zu sein, die sich auch selbst für einen eher friedliebenden Menschen hielt. Nach und nach entwickelte sie sich jedoch zu einer blutrünstigen Verrückten, die jedem schadet, der sich ihr in den Weg stellt – egal ob Mensch oder Vampir. Daher kann ich gut verstehen, dass Jesus zunächst annahm, Marnie würde diese Dinge gegen ihren Willen tun.

Tatsache ist und bleibt jedoch, dass Marnie all die Dinge aus freien Stücken tat und ob ich ihre charakterliche Entwicklung nun nachvollziehen kann oder nicht, bleibt Marnie für mich der wohl abscheulichste Charakter dieser Staffel und ich muss gestehen, dass ich sehr froh war, als man ihr endlich das Leben aushauchte, da eine so große Macht wie die ihre nichts in ihren unfähigen Händen zu suchen hatte.

"You can't trade magic like fucking Pokémon cards!"

Schweren Herzens komme ich nun zum traurigsten Geschehen dieser Staffel. Als hätte Marnie in den Folgen zuvor nicht schon genug Unfug getrieben, muss sie tatsächlich so weit gehen, einen meiner liebsten Neulinge zu töten. Nachdem Jesus sich so engagiert und aufgeopfert hat, um Marnies Geiseln zu befreien, nachdem er endlich Freude in Lafayettes Leben brachte und nachdem er so damit zu kämpfen hatte, seine dunkle Seite zu beherrschen, wird er nun kaltblütig von Marnie erstochen und stirbt einen glanzlosen Tod.

Die ersten Minuten nach diesem Ereignis war ich fest davon überzeugt, dass Jesus lediglich eine etwas schwerwiegendere Verletzung davon getragen hat, aber noch ganz dramatisch und im letzten Moment von irgendjemandem gerettet wird – sei es durch Vampirblut oder gute alte Hexerei. Diese Hoffnung starb leider sehr schnell als der tote Jesus Lafayette erscheint und ihm letzte tröstende Worte spendet, bevor er ihm klar macht, dass er als Toter seinem Freund, dem Medium, stets nahe sein wird ...

Unglaublich schade und traurig und auch wenn es so sein sollte, dass Jesus auch in der kommenden Staffel mehrere Auftritte haben wird, wird es einfach nicht das Gleiche sein. Ein wirklich sehr tragischer Verlust, den man lieber auf einen anderen (überflüssigeren!) Charakter hätte abwälzen können, wenn man unbedingt jemanden abtreten lassen muss.

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