Michael Malarkey & Chase Coleman
Konzert im Nachtleben, Frankfurt, Juni 2015

"We are trying to combat the bad energy of the tragedy with good energy - that is the whole point of this show"

Es war ein herausragender Abend gestern im kleinen Frankfurter Club Nachtleben! Der Großteil der 250 Konzertbesucher hatte eines gemeinsam: Die Enttäuschung über die abgesagte "Vampire Diaries"- und "The Originals"-Convention Blood Relations, darüber hinaus aber vor allem den Wunsch, aus dem Wochenende mit Gleichgesinnten noch das Beste zu machen. Und dafür war das innerhalb weniger Tage auf die Beine gestellte Konzert von Michael Malarkey und seinem Kollegen Chase Coleman der richtige Ort.

Chase eröffnete den Abend und dürfte so manchen Skeptiker, der bei seiner ursprünglichen Ankündigung für die Convention nicht so recht etwas mit ihm anzufangen wusste, im Sturm erobert haben. Er spielte einige bekannte Hits von 30 Seconds to Mars, bei denen es Crowd-Gesang gab und er gelegentlich die ein oder andere Textstelle oder Note herzallerliebst versemmelte, woraufhin er sich mit seinem jungenhaften Charme lächelnd entschuldigte, das sei aber auch eine besonders hohe Tonlage. Zur abgesagten Convention sagte er, er hätte unwahrscheinlich gerne viel mehr der deutschen Fans kennengelernt, und bedankte sich bei allen Anwesenden, dass sie ihn mit seiner Gitarre auf der Bühne so herzlich willkommen heißen. Als unzählige Fans daraufhin ihre vorbereiteten "Thank you"-Schilder hochhielten, war er sichtlich gerührt. Bevor er "Kings and Queens" sang, machte er die Besucher darauf aufmerksam, dass er sich an Beispiel an der ISF-Foundation genommen und auch eine Kampagne zum Thema Anti-Bullying ins Leben gerufen habe. Er bat die Fans, die Liedzeilen in diesem Zusammenhang besonders auf sich wirken zu lassen, bevor er dann für die letzten Songs, u.a. "With or without you" von U2, grinsend meinte, ab jetzt wäre nur noch Spaß angesagt.

Foto: Michael Malarkey, Frankfurt 2015 - Copyright: Nicole Oebel
Michael Malarkey, Frankfurt 2015
© Nicole Oebel

Michael Malarkey wurde seinerseits von überwältigendem Jubel empfangen. Er spielte seine eigene Musik, die einen deutlichen Einfluss von Nick Cave vermuten lässt und hauptsächlich sehr viel ruhiger war als die Pophits, mit denen Chase den Laden angeheizt hatte. Michael stellte einige neue Lieder vor, die im Herbst auf seiner neuen EP erscheinen werden, und bezeichnete seine Musikrichtung mit einem schiefen Lächeln als "depressing shit". Einiges war tatsächlich so ruhig, dass er Liedzeilen nur flüsterte, und anders als sonst bei Clubkonzerten wurde diese Atmosphäre kaum durch Hintergrundgeräusche gestört. Andere Songs hatten mehr Tempo und erinnerten hinsichtlich des Textes so sehr an Zungenbrecher, dass selbst Michael sich anschließend an ein solch folkiges Lied wunderte, dass einige Fans den Text mitsingen konnten.

Zum Thema Alpha Events drückte Michael noch einmal persönlich seine Traurigkeit über die Geschehnisse aus und erklärte, er hoffe, dass man irgendwann erfahren werde, was vorgefallen ist. Er bekam sogar ein wenig feuchte Augen, als er erklärte, wie sie überlegt hatten, dieses Konzert für die Blood-Relations-Besucher auf die Beine zu stellen, weil sie sie einfach nicht mit ihrer Enttäuschung allein lassen wollten. Waren diese Überwältigung vielleicht auch nicht zuletzt seinem Schlafmangel, den er aus Berlin mitgebracht hatte, geschuldet, so spürte man doch deutlich, dass unter der coolen Oberfläche die Emotionen kratzten. Nachdem er beispielweise trotz der Hitze seine Jeansjacke anbehielt und dies mit einem verschmitzten Aufblitzen in seinen Augen so erklärte, dass sie cooler aussehe als das, was er darunter trägt, war es das spontane Lächeln, als er während seines letzten Songs die "Thank you"-Schilder wahrnahm, was ich von diesem Abend in Erinnerung behalten werde.

Im Anschluss an das Konzert nahmen sich beide noch bis spät in die Nacht die Zeit, den Fans ihre Foto- und Autogrammwünsche zu erfüllen und machten den Abend so für viele Fans zu einem unvergesslichen Erlebnis.

Nicole Oebel - myFanbase

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