Die Auferstehung eines Genre

Foto:

Ein ganzes Jahrzehnt lang überließen die privaten Ermittler den Agenten aus "Akte X", "Diagnose: Mord" und "JAG - Im Auftrag der Ehre" das Feld. Die persönlichen Fähigkeiten der Ermittler traten hinter Wissenschaft und Technik zurück und die Ermittler aus "CSI" bewiesen uns, dass nicht die Intuition eines Menschen für eine Verurteilung eines Kriminellen sorgt, sondern lediglich die Beweise.

Und doch gibt es sie auch heute noch, die Männer und Frauen, die sich nicht darauf verlassen, dass vielleicht irgendwo ein gut erkennbarer Fingerabdruck hinterlassen wurde oder irgendwo ein kleines Haar mit Wurzel hängt.

Die Ermittler des neuen Jahrtausends - Neugierig, Neurotisch und ein bisschen verrückt

2002 taucht in der Serie "Monk" plötzlich ein Privatdetektiv am Bildschirm auf, den die Zuschauer schnell in ihr Herz schließen sollten.

Hauptcharakter Adrian Monk hat seine geliebte Frau verloren und ist seither nicht wieder zu erkennen. Er arbeitet als Privatdetektiv zwar eng mit der Polizei zusammen, doch anstatt Fälle zu lösen, muss Monk erstmal sehen, vor was er gerade Angst hat – und das ist, gelinde gesagt, nicht wenig. Monk hat einfach vor allem Angst: Händeschütteln, Brücken, enge Räume, alle Tiere, Schleim, nackte Menschen, Fliegen (in beiderlei Hinsicht), Milch, ... Die Liste könnte noch ewig fortgesetzt werden. Doch diese Ängste sind für den Zuschauer keineswegs ein Grund, sich die Serie nicht anzusehen, denn sie zeigt dadurch genau, dass jeder Mensch Ängste hat, mal mehr und mal weniger und selbst Polizisten nicht davon verschont werden. Die Ängste führen auch dazu, dass Monk immer eine Assistentin benötigt, die ihm die Tücher reicht und ab und zu mal das Leben rettet oder ihm hilft, wenn er sich gerade im falschen Haus befindet.

Hauptdarsteller Tony Shalhoub hat unter anderem einen Emmy und einen Golden Globe für die Darstellung des skurrilen Adrian Monk gewonnen und bewiesen, dass eine Krimiserie nicht immer bierernst sein muss und dennoch gute Unterhaltung bieten kann.

Und auch die Frauen entdecken ihre Neugier wieder. In der Serie "Veronica Mars" entdeckt die gleichnamige Highschoolschülerin Veronica Mars, dass es in ihrem Umfeld in Neptune eine Menge ungelöster Fragen gibt, denen die Polizei alleine einfach nicht Herr wird.

Seit dem Tod ihrer Freundin Lilly scheint Veronicas Leben den Bach runter zu gehen. Ihr Vater Keith verliert im Zuge der Ermittlungen seinen Job, ihre Mutter verschwindet plötzlich aus Neptune und sie selbst avancierte von einer beliebten Schülerin zum ignorierten Aussenseiter. Kurzum, Veronicas Leben hat sich durch den Mord an Lilly schlagartig verändert. In ihrer Freizeit hilft sie ihrem Vater, der nun ein privates Detektivbüro leitet. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Mörder ihrer Freundin Lilly zu entlarven und gleichzeitig herauszufinden, wer sie vor etwa einem Jahr auf einer Party vergewaltigt hat. Und außerdem gilt es ja noch herauszufinden, warum ihre Mutter so plötzlich ihr altes Leben hinter sich ließ und aus Neptune verschwand. Neben all diesen großen Fällen deckt sie auch so manches Geheimnis der Schüler und Lehrer auf.

Drei Jahre lang ermittelte die kesse Veronica in allerlei spannenden Fällen, bevor die Serie schließlich den schlechten Quoten zum Opfer viel und 2007 eingestellt wurde.

Seit nunmehr zwei Jahren gesellt sich ein weiterer privater Ermittler zu den beiden oben genannten Detektiven: Shawn Spencer – übersinnlicher Detektiv im Dienste der Polizei. Naja, fast.

Shawn hat eigentlich keine Lust darauf, einem festen Job nachzugehen und ist schnell von den tristen Tätigkeiten des Alltags gelangweilt. Finanziell hält er sich mit den Belohnungen über Wasser, die er für Hinweise zur Ergreifung gesuchter Täter bei der Polizei kassiert. Dass einer dieser Hinweise ihn schließlich selbst in Verdacht bringt, erfordert eine Ausrede von kolossalem Ausmaß. Da Shawn ein beinahe schon photographisches Gedächtnis hat und aufgrund des Trainings mit seinem Vater Henry eine außergewöhnlich scharfe Beobachtungsgabe besitzt, gibt Shawn sich gegenüber den Detectives als Medium aus. Das verursacht zwar ungläubige Blicke und genervtes Stirnrunzeln, doch immerhin lässt man Shawn laufen.

Interims-Polizeichefin Karen Vick ist sich unsicher, könnte jedoch dringend Hilfe bei einem schier unlösbaren Fall gebrauchen und bittet Shawn, als Privatdetektiv für die Polizei zu arbeiten. Für den spasssüchtigen Shawn die Erfüllung eines Kindheitstraums. Zusammen mit seinem besten Freund Gus gründet er die Detektei "Psych" und macht nun genau das, was er als Kind immer tun wollte – Verbrecher jagen.

Bereits "Monk" hat gezeigt, dass das Publikum ein Bedürfnis hat, nicht nur ständig Mord und Totschlag detailliert analysiert zu bekommen, sondern dass es zur Abwechslung auch guter, interessanter und unverwechselbarer Charaktere bedarf. Es ist doch wesentlich spannender, wenn Fälle mit geschickter Kombinationsgabe, Hartnäckigkeit und Hingabe gelöst werden, als zuzusehen, wie eine Maschine einen genetischen Code ausdruckt, der in einer Datenbank einen Verdächtigen ausspuckt. Und gerade "Psych" bietet in diesem Bezug wesentlich leichtere Kost für den Zuschauer als jedes "CSI" oder "Criminal Minds", ohne dabei langweilig zu werden. In einem exklusiven Interview mit myFanbase verriet "Henry Spencer"- Darsteller Corbin Bernsen, dass er glaubt, dass gerade dieser wesentlich leichtere Blick auf die Welt das Erfolgsgeheimnis von "Psych" ist.

Fazit

Es gibt sie also doch noch, die privaten Ermittler, die sich auf ihr Bauchgefühl verlassen können und nicht unbedingt immer auf DNA-Anylse oder Datenbanken angewiesen sind. Dem Zuschauer kann dies nur recht sein, denn es gibt doch nichts schöneres, als interessante, skurrile Charaktere im Fernsehen.


Melanie Brandt, Elsa Claus & Yavanna - myFanbase