David Carbonara

Dass mit "Mad Men" nicht nur inhaltlich und optisch, sondern auch akustisch kaum eine andere Serie mithalten kann, ist in erster Linie dem Schaffenswerk von Komponist David Carbonara zu verdanken. Folge für Folge gelingt es dem ehemaligen Jazz-Posaunisten mit Bachelor-Abschluss vom Berklee College of Music, dem preisgekrönten Drama rund um das Leben der New Yorker Werbefachmänner in den 1960er Jahren einen zeitgemäßen Soundtrack auf den Leib zu schneidern, wie man es sonst nur von aufwendigen Filmproduktionen kennt.

Der Grundstein für Carbonaras musikalisches Engagement bei "Mad Men" wurde bereits zehn Jahre vor dem offiziellen Start der Serie gelegt. Über seine Frau, eine frühere Schulkollegin von Matthew Weiner, lernte er den aufstrebenden TV-Produzenten kennen und unterhielt sich mit ihm bei einem gemeinsamen Abendessen in Brooklyn über seine große Leidenschaft, die Filmvertonung. Als Weiner schließlich im Jahr 2000 den ersten Skriptentwurf für die Pilotepisode seines Werbedramas verfasste, erinnerte er sich an sein Aufeinandertreffen mit Carbonara und bot ihm für den Fall, dass die Idee irgendwann einmal von einem Sender aufgegriffen wird, eine Doppelrolle als Komponist und Musikredakteur an. Bekanntermaßen dauerte es fast sieben Jahre, bis der damals in Sachen Fernsehserien gänzlich unerfahrene Kabelsender AMC Weiners Geniestreich als solchen erkannte und in Produktion schickte. Wie versprochen, wurde Carbonara gleich zu Beginn mit ins Team geholt und ist seither für die musikalische Untermalung zuständig.

Kenner der Serie werden wissen, dass der vorwiegend jazzige "Mad Men"-Score ein ganz wesentliches Charakteristikum aufweist: Die Musik steht stets im Dienste der Bilder, nicht umgekehrt. Carbonara hält sich mit seinen instrumentalen Stücken weitestgehend im Hintergrund und arbeitetet hauptsächlich mit charakterspezifischen Leitmotiven. So verfügen praktisch alle Protagonisten und zum Teil auch bestimmte Paarungen über ihre eigenen unverkennbaren Melodien, die im Verlauf des Geschehens immer wieder aufgegriffen werden. Aber auch bestimmte Handlungsstränge, wie beispielsweise die Einblicke in die Vergangenheit von Serienmittelpunkt Don Draper, weisen ganz spezielle, wiederkehrende Kompositionen auf. Eine zusätzliche Besonderheit liegt im Umgang mit dem Thema Arrangements: Ändert sich die Gemütslage eines Charakters, spiegelt sich dies auch in einer entsprechenden Abwandlung des persönlichen Leitmotivs wider.

Die Zusammenarbeit mit Perfektionist Matthew Weiner beschreibt Carbonara in Interviews als bereichernd, aber auch als herausfordernd. Obwohl der Serienschöpfer dem Komponisten vorab zumeist freie Hand lässt, greift er im Nachhinein mitunter stark in den Vertonungsprozess ein und wartet regelmäßig mit Änderungswünschen auf. Besonders bei den nicht-charakterbezogenen Passagen kommt es durchaus vor, dass Carbonara mehrere verschiedene Musikvorschläge unterbreiten muss und dann selbst erst im Rahmen der TV-Ausstrahlung herausfindet, wofür Weiner sich am Ende entschieden hat. Dass letzterer mit der Arbeit des Vollblutmusikers dennoch mehr als zufrieden ist, zeigte sich nicht zuletzt anhand einer ganz besonderen Dankesgeste: Carbonara durfte in Episode #1.06 Babylon persönlich als einer von drei Musikern, die in der abschließenden Barszene das titelgebende Stück "Babylon" zum Besten geben, auftreten (rechts im Bild). Nachzuhören gibt es besagtes Stück in voller Länge auf dem ersten offiziellen Soundtrack zur Serie, "Mad Men - Music From The Series Vol. 1". Einen noch besseren Einblick in das beachtliche Werk des Künstlers vermitteln jedoch die beiden bislang nur digital verfügbaren Veröffentlichungen "Mad Men: Original Score Vol. 1" und "Mad Men, After Hours".

Abgesehen von seiner aktuellen Kollaboration mit Matthew Weiner war und ist David Carbonara als Komponist und Musikbeauftragter bei diversen Kino-, Fernseh- und Theaterproduktionen tätig. Im Zuge dessen durfte er bereits mit zahlreichen namhaften Regisseuren - Ron Howard, M. Night Shyamalan, David Mamet, Milos Forman, Stanley Tucci, Steve Buscemi, Robert Benton - sowie oskarprämierten MusikerkollegInnen wie Rachel Portman, Michel LeGrand und Howard Shore zusammenarbeiten. Ein vollständiger Überblick über seine berufliche Laufbahn ist auf seiner offiziellen Website verfügbar.