Lily Gladstone

In ihrer High School wurde Lily Gladstone zur kommenden "Oscar-Preisträgerin" gewählt. Was damals noch als Scherz gemeint war, wurde 2024 beinahe zur Wirklichkeit. In der Kategorie "Beste Hauptdarstellerin" erhielt sie eine Nominierung für ihre Leistung in "Killers of the Flower Moon". Dazu wäre es allerdings fast nicht gekommen. Da sich Gladstone für Bienenzucht interessiert und während der weltweiten Corona-Pandemie ihre Karriere nicht optimal lief, wollte sie sich eigentlich beim US-Landwirtschaftsministerium bewerben, wo sie sich in Seattle mit invasiven asiatischen Riesenhornissen auseinandersetzen. Glücklicherweise kam dann der Anruf von Martin Scorsese, der sie zum Vorsprechen einlud.

Lily Gladstone wurde am 2. August 1986 in Kalispell, Montana, USA geboren. Sie wuchs im Reservat der Blackfeet Nation in Browning, Montana auf und lebte dort bis zu ihrem elften Lebensjahr und bewohnte mit ihrer Familie in den ersten Jahren eine Blockhütte mit Holzofen. Ihr Vater arbeitete im Rundfunkjournalismus und ist Blackfeet- und Nimíipuu-Abstammung, während ihre Mutter, eine Spezialistin für frühkindliche Bildung, weiß ist.

Nachdem ihre Familie aus wirtschaftlichen Gründen aus Browning weggezogen war, machte sie in einem Vorort von Seattle ihren Highschool-Abschluss und besuchte dann die University of Montana. Sie studierte Schauspiel und Theater und schloss ihr Studium 2008 mit einem Bachelor in Bildender Kunst und einem Nebenfach in Native American Studies ab.

Gladstone wollte schon immer Schauspielerin werden und wurde durch den 1983 erschienen Film "Star Wars: Episode VI – Die Rückkehr der Jedi-Ritter" inspiriert, weil sie auch ein Ewok werden wollte. Ihre erste Rolle erhielt sie 2013 in dem Film "Winter in the Blood". Danach ging es mit "Walking Out", "The Tin Line" und "Freeland" weiter. 2023 gelang Lily der Durchbruch, als sie Mollie Burkhart in "Killers of the Flower Moon" spielte. Damit ist sie die erste indigene Schauspielerin, die für einen Oscar nominiert wurde und für die sich besonders Jamie Lee Curtis bei der Bekanntgabe der Nominierungen gefreut hatte.

Im Jahr 2024 wurde sie beim 77. Filmfestival von Cannes als Jurymitglied des Hauptwettbewerbs ausgewählt. Im Sommer 2024 wurde Gladstone Mitglied der Academy of Motion Picture Arts and Sciences. Ebenfalls 2024 erhielt sie eine Emmy-Nominierung für ihre Leistung in der Hulu-Serie "Under the Bridge", die hierzulande bei Disney+ Star zu streamen ist.

Lily verwendet die englischen Pronomen she/they und gibt an, dass es in den meisten indigenen amerikanischen Sprachen keine geschlechtsspezifischen Pronomen gibt – "Meine Verwendung von Pronomen ist teilweise eine Möglichkeit, das Geschlecht für mich selbst zu dekolonisieren."