Bewertung

Review: #1.01 Der Einstieg

Foto: Bryan Cranston, Breaking Bad - Copyright: 2008 Sony Pictures Television Inc. All Rights Reserved.
Bryan Cranston, Breaking Bad
© 2008 Sony Pictures Television Inc. All Rights Reserved.

Machen wir uns doch nichts vor: Das, was die amerikanischen Sender ABC, FOX, CBS, NBC und The CW jährlich an Serien auf den Markt bringen, ist größtenteils nah an der Grenze des Erträglichen. Entweder haben wir es mit total sinnlosen Serien zu tun, Serien, deren Inhalt man irgendwie schon tausendmal gesehen hat oder Serien, die man wirklich schon mal auf die Art und Weise gesehen hat – was seit Neustem ja vor allem von The CW praktiziert wird, da Neuauflagen von alten Serien im Moment groß angesagt zu sein scheinen, siehe "Melrose Place" und "90210". Gut, für die einen scheinen diese Serien unterhaltsam zu sein, aber dass diese Serien nicht gerade qualitativ hochwertig sind, darf wohl niemand abstreiten.

Meist sind es immer die PayTV-Sender, die echte Juwelen auf den Markt bringen. So strahlte der kleine Sender AMC, seinerseits verantwortlich für die wirklich grandiose Serie "Mad Men", im Januar 2008 eine Serie aus, die mittlerweile mit vier Emmys und unzähligen anderen Preisen ausgezeichnet wurde und deren Story mal einen Fingerzeig wert ist: Ein von seinem trostlosen Leben geplagter Familienvater, der als Chemielehrer arbeitet, erhält die zerschmetternde Diagnose, an Lungenkrebs zu leiden und beschließt, in das Drogengeschäft einzusteigen, um seiner Familie ein besseres Leben zu ermöglichen. Gepaart ist diese Serie mit tollen Charakteren, brillanten Schauspielern und makaberem schwarzen Humor.

Und somit herzlich willkommen liebe Leser, liebe "Breaking Bad"-Fans und alle, die es werden wollen bzw. unbedingt werden sollten. Willkommen zu einer der besten und innovativsten Serien, die ich kenne und die der amerikanische Fernsehmarkt zurzeit zu bieten hat. An dieser Stelle appelliere ich auch gerne an alle, bei denen die Serie noch nicht auf ihrer To-See-Liste steht, der Serie eine faire Chance zu geben.

Kommen wir nun zum Eigentlichen in dieser Review, nämlich der Pilotfolge. Schon die ersten Minuten waren genau nach meinem Geschmack, da ich es mag, wenn ich mitten in das Geschehen geworfen werde. Das hat mir schon bei "Desperate Housewives" gefallen, als sich eine Hausfrau nach wenigen Minuten scheinbar ohne Grund das Leben nahm, und das hat mir schon bei "Lost" gefallen, als man sich nach kurzer Zeit mitten an einer Absturzstelle eines Flugzeugs befand. Die große Frage, die man sich dann natürlich stellt, ist, wie es dazu kommen konnte. Während sich "Desperate Housewives" und "Lost" dafür eine ganze Staffel bzw. noch länger Zeit nehmen, diese Frage zu beantworten, schafft es "Breaking Bad", die Antwort innerhalb von 45 Minuten zu liefern.

Denn schon kurz nach dem spektakulären und interessanten Anfang bekommt man die Hauptfigur dieser Serie vorgestellt: Walter White. Irgendwie muss man den Kerl doch in sein Herz schließen, weil er einfach so normal ist und perfekt den Familienvater mittleren Alters der amerikanischen Arbeiterschicht darstellt, der mit den typischen Problemen zu kämpfen hat: einerseits natürlich, wie soll es auch anders sein, mit Geldproblemen, andererseits mit Problemen mit sich selbst, da der Arme anscheinend mitten in einer Midlife-Crisis steckt und sich fragt, was er eigentlich in seinem trostlosen Leben groß erreicht hat. Noch dazu kommt, dass der Chemielehrer eine schwangere Frau und bereits ein Kind hat, das allerdings an einer unheilbaren Krankheit leidet, die ihn zwingt, mit Krücken zu laufen und einige Probleme mit dem Sprechen bereitet. Dennoch macht Walter keinen Anstand, sich groß zu beschweren, sondern versucht, seiner Familie ein gutes Leben zu ermöglichen. Auch wenn das heißt, dass er nebenbei den undankbaren Nebenjob eines Autowäschers ausüben muss. Ja, durch all das wird einem der Charakter sofort sympathisch und man leidet mit ihm mit. Besonders dann, als er die Diagnose Lungenkrebs erhält und mit der Tatsache leben muss, dass seine Heilungschancen gering sind.

Dass der Charakter des Walter White auch wirklich so bemitleidens- und liebenswert herüberkommt, ist nicht zuletzt der großartigen Performance des Hauptdarstellers zu verdanken, bei dem es sich um Bryan Cranston handelt, der sicherlich vielen Fans der Serie "Malcolm mittendrin" ein Name sein wird. Allerdings kann er sein schauspielerisches Talent erst hier richtig unter Beweis stellen, denn die Rolle des Walter ist ihm wie auf den Leib geschnitten. Er überzeugt in jeder Situation, man kauft ihm jede Gefühlslage ab und er ist somit eine echte Bereicherung für die Serie. Nicht umsonst wurde er bislang zweimal hintereinander mit dem Emmy als bester Hauptdarsteller ausgezeichnet.

Natürlich liegt der große Fokus der Episode auf der Wandlung des bemitleidenswerten Familienvaters zum kleinen Drogenbaron. Und ja, tatsächlich bekommen wir diese Wandlung in nur einer Folge gezeigt. Okay, es ist natürlich ein wirklich extremer Zufall, dass Walter zufällig einen seiner ehemaligen Chemieschüler trifft und auch noch, zufällig natürlich, mitbekommt, dass er einer der bekanntesten Drogengrößen der Stadt ist. Na ja, ist auch nicht wirklich schwer, wenn ein gesuchter Drogendealer auf seinem Nummernschild die Buchstaben seines Spitznamens, der in der Drogenszene geläufig ist, steht. Aber gut, sehen wir mal über all diese Zufälle hinweg und genießen einfach, dass, trotz der Schnelligkeit dieser Basisschaffung der Serie, die Wandlung zum Drogenkurier plausibel und irgendwie verständlich erklärt wurde. Sicherlich, man kann sich fragen, ob es moralisch richtig ist, Drogen herzustellen und damit das Elend Drogensüchtiger zu unterstützen. Aber schließlich will Walter nur für seine Familie aussorgen, damit diese, nach seinem eventuellen Tod, noch eine Existenz hat. Und zusammen mit der Sympathie des Charakters, kann man ihm eigentlich gar nicht böse sein.

Es wird im Piloten nicht nur die Grundbasis der Serie geschaffen, sondern gleich ein kleiner Konflikt mit eingebaut, den das kranke Drogenbusiness mit sich bringt: skrupellose Konkurrenzkämpfe. So wollen dieses Mal die ehemaligen Partner von Jesse, wiederum Walters Partner, Walter überreden, für ihn Drogen herzustellen, da sich herausstellt, dass er gar nicht mal schlecht in seinem neuen Job ist. Das sorgt dann, vor allem gegen Ende, für spannende Szenen und so wird letztlich dann auch der Beginn der Episode voll und ganz aufgeklärt. Außerdem wird uns verdeutlicht, dass Walter noch nicht zu einem skrupellosen Drogenheini verkommen ist. Denn lieber würde er sich selbst umbringen, anstatt auf Polizisten zu schießen. Ist es nicht tragisch, dass Walter so viel Pech im Leben hat und es noch nicht mal schafft, sich selbst zu erschießen? Man kann doch nur Mitleid haben.

Dass sich Walter aber dennoch nach der schockierenden Diagnose verändern wird, wird uns hier schon einmal dezent klargemacht, als er einem Jugendlichen, der sich über seinen behinderten Sohn lustig macht, ordentlich eins auf die Mütze gibt. Man darf gespannt sein, inwiefern sich Walters Verhalten noch ändern wird. Seine Frau wird sich über die Änderung allerdings sicher gefreut haben, wenn man das Ende der Folge bedenkt.

Trotz des komplexen Fokus auf die Erläuterung, wie Walter zum Drogengeschäft gekommen ist, werden die anderen Charaktere nicht vernachlässigt und man bekommt einen kleinen Einblick in die anderen Figuren. Da gibt es seine Frau Skyler, die immer um ihren Mann besorgt und schwanger ist, den Sohn Walter Jr., der eine Behinderung und mit den damit verbundenen Problemen zu kämpfen hat, Walters Schwager Hank, der ausgerechnet bei der DEA (Drogenbekämpfungsbehörde) arbeitet und natürlich Jesse, wobei ausgerechnet diese Figur, die im Prinzip eine wichtige Rolle spielt, in dieser Folge ziemlich blass wirkt. Aber gut, man kann nicht alles haben. Aber vor allem die Figur des Hank verspricht unterhaltsame Stories, da er wie versessen darauf ist, Drogendealer und alles was damit zu tun hat, festzunehmen. Wenn er wüsste, dass sein eigener Schwager der Partner von Captain Cook ist, müsste er wahrscheinlich selbst ein wenig Meth zu sich nehmen.

Fazit

Und so bleibt eigentlich nur noch zu sagen, dass bereits die Pilotfolge in nahezu allen Punkten grandios heraussticht. Es wird nicht nur die Basis erläutert und erklärt, auf der diese Serie aufbaut, sondern man wird auch sofort für die Hauptfigur erwärmt, sodass man als Zuschauer gar nicht erst auf die Idee kommt, den Charakter für das, was er macht, zu verurteilen. Ebenfalls werden die anderen Charaktere nicht vergessen und man erhält kleine, aber gut durchdachte Einblicke, was uns mit diesen Figuren in der Zukunft noch alles erwarten könnte. Trotz der Komplexität der Folge ist diese nicht überladen oder hektisch, sondern vielmehr erfrischend anders, tragisch und komisch zugleich. Obwohl die Episode mit keinem wirklichen Cliffhanger endet, ist man aufgrund der Sympathie der Hauptfigur und dem Charme der Serie einfach gezwungen, weiterzuschauen.

Manuel H. - myFanbase

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