Bewertung

Review: #2.02 In der Falle

Phänomenal! Nicht nur, dass diese phänomenale Serie mit ihrer phänomenalen ersten Staffel mit einem phänomenalen Staffelauftakt in die zweite Staffel gestartet ist. Jetzt folgt auf diese phänomenale Auftaktfolge auch noch eine phänomenale zweite Folge. Wo soll das nur hinführen? Vielleicht auch noch zu einer phänomenalen zweiten Staffel?

Gefangen

Nachdem uns der Staffelauftakt mit einem Cliffhanger zurückgelassen hatte, der aus einem Staffelfinale hätte stammen können, stellte man sich die Frage, was Tuco denn nun mit Walter und Jesse vorhat. Wie sich herausstellt, plant er nicht, beide zu töten. Vielmehr will er mit ihnen nach Mexiko, um von dort aus gemütlich seine Drogen zu verticken: er als Dealer, Walter als Koch und Jesse ... nun, Jesse war in dem ganzen Gespann in Tucos Augen relativ unnötig und wäre ohne Walters Statement, er könne ohne ihn nicht kochen, wohl in mehreren Teilen in Mexiko angekommen.

Da Walter selbstverständlich nicht vorhat, in Mexiko ein neues Leben zu beginnen, müssen er und Jesse zuschauen, wie sie aus dem Schlamassel herauskommen. Kein einfaches Unterfangen, wenn man es mit jemandem wie Tuco zu tun hat. Natürlich war es klar wie Walters Meth, dass die beiden mehr oder weniger heil aus der Sache herauskommen. Man stellte sich vielmehr die Frage, wie ihnen das gelingen würde. In den meisten Serien läuft so etwas meistens nach einem ganz einfachen Schema ab: die in der Klemme steckenden Protagonisten haben einen Plan, versuchen diesen zu vollstrecken, es kommt zu kurzen Komplikationen aber letzten Endes sind sie dann aus der Klemme, müssen vor Freude lachen und fallen sich gegenseitig in die Arme. Dabei kann man als Zuschauer schon perfekt voraussehen, was schief laufen wird und wann es schief laufen wird, was dem Ganzen meistens eine gewisse Vorhersehbarkeit gibt und damit das Sehvergnügen bedeutsam gemindert wird. Nicht bei "Breaking Bad". Denn hier wird das ganze viel spannender, unvorhersehbarer und authentischer rübergebracht.

Allein schon die Atmosphäre, die in dem Haus von Tucos Onkel geschaffen wird, ist unbeschreiblich fesselnd: Walter und Jesse, wie sie verzweifelt auf der Couch sitzen. Dazu der stumme Onkel, der im Hintergrund mexikanische Fernsehsendungen sieht, während unsere zwei Hauptfiguren versuchen, ihrem Schicksal zu entgehen. Und dann natürlich noch Tuco an sich, der mit seinem unberechenbaren Verhalten für intensive Spannungsmomente sorgt. Doch die größten Spannungsmomente in dieser Folge sind immer die, in denen Walter und Jesse kurz davor sind, Tuco aus dem Weg zu räumen – was leider immer misslingt.

Zunächst versuchen die beiden, Tuco mit dem mit Rizin vergifteten Meth aus dem Weg zu räumen, was dank Jesses charakteristisch amateurhaftem Verhalten misslingt. Wenig später versuchen sie das gleiche noch mal, indem sie mit eben jenem Meth Tucos Burrito vergiften, womit sie jedoch ebenfalls scheitern, da Tucos stummer und kranker Onkel das verhindern kann. Bei all diesen Szenen sitzt man als Zuschauer nur gepackt vor dem Bildschirm und erlebt diese Situationen mit einer solchen Intensität mit, dass ich empfehle, diese Folge nicht während dem Bügeln zu schauen, wenn man kein Brandloch in seiner Lieblingsjeans haben möchte. Wobei "Breaking Bad" generell keine Serie ist, die es verdient hat, während dem Bügeln gesehen zu werden. Für so etwas gibt es immer noch den ProSieben-Nachmittag.

Wo ich gerade von Intensität gesprochen habe: der Höhepunkt dieser Folge (sprich: der Höhepunkt aller Höhepunkte) war die unglaublich spannende Szene, als Tuco seinen Onkel "verhört" hat, da er sich wundert, weshalb sein Onkel sich gegenüber seiner Gäste so merkwürdig verhält. Denn anders als er selbst, weiß sein Onkel, was Walter und Jesse vorhaben. Generell war der Onkel eine interessante Figur in dieser Folge. Zwar ist er auf Grund seiner Gesundheit nicht in der Lage zu sprechen, dennoch kann er mittels einer an seinem Rollstuhl befestigten Klingel kommunizieren. Dank diesem originellen Einfall sorgte der Onkel die ganze Folge über für Spannung. Denn zunächst kommt der Onkel als unbedeutsame Figur daher, der auf Grund seines Handicaps wohl der Letzte ist, der Walters und Jesses Pläne durchkreuzen kann, während er am Ende eben genau das tut und mit einem einfachen Klingeln das Schicksal der beiden besiegelt...

...oder besser gesagt das Schicksal seines Neffen Tuco, der bei dem darauffolgenden Kampf zwischen Walter und Jesse von letzterem zunächst in den Bauch geschossen bekommt und später bei einer filmreifen Schießerei mit Hank seinen wohlverdienten Tod findet. Eigentlich finde ich es schade, dass Tuco gestorben ist. Nicht etwa, weil ich ihn sympathisch fand, sondern viel eher, weil er mit seiner unberechenbaren Art ein sehr interessanter und konfliktgeladener Charakter war, der gerne in noch mehr Folgen hätte dabei sein dürfen. Ich bin mir sicher, dass man noch einiges mit ihm hätte anfangen können. Aber in diesem Punkt geht die Serie mit einem guten Beispiel voran. Denn statt einen guten Charakter so lange auszulutschen, bis seine interessante Art verloren und er den Zuschauern auf die Nerven geht, bringt man den Charakter einfach vorher um, um dies zu vermeiden. Und da dadurch auch noch das Erzähltempo angetrieben wird, hat die Story auch noch etwas Sinnvolles davon. "Heroes" sollte sich mal ein Beispiel nehmen.

Natürlich gönnt es sich die Serie, auch diese Folge wieder einmal mit einigen sarkastischen Szenen zu unterlegen, die diese ein wenig auflockern. Bestes Beispiel ist die Szene, in der Jesse aus der Verzweiflung heraus vorschlägt, Tuco mit irgendetwas zu erschlagen und Walter daraufhin mit einer Fliegenklatsche herumschwenkt. Sarkasmus vom allerfeinsten – etwas, was die Serie eben mit auszeichnet.

Es war übrigens auch interessant das Gespann Walter/Jesse mal in einer Extremsituation zu erleben und zu sehen, ob und inwiefern schon ein gewisser Zusammenhalt besteht. Da Walter Jesse in dieser Folge des öfteren den Arsch gerettet hat (ja, ich habe Arsch gesagt. Ich gehe einfach mal davon aus, dass Leute, die "Breaking Bad" schauen, kein Problem mit vulgärer Wortwahl haben), kann man von etwas wie Zusammenhalt reden. Allerdings bleibt die Frage offen, ob Walter Jesse geholfen hat, da er ihn mittlerweile wirklich mag oder doch eher, weil er auf ihn angewiesen ist, um erfolgreich Geschäfte abzuschließen.

Suchaktionen

Zwar stand im Fokus dieser Episode ganz klar die Entführung von Walter und Jesse und deren Konfrontation/Konflikt mit Tuco, dennoch widmete man sich in einigen nicht unbedeutsamen Szenen auch den anderen Charakteren.

Denn Walters gesamte Familie, spricht Skyler, Hank, Marie und sein Sohn rätseln natürlich über Walters Verbleib und wollen herauszufinden, wo er steckt. Dabei bekommen wir mal wieder kleine Einblicke in die Beziehung zwischen Skyler und ihrer Schwester, was vollkommen in Ordnung ist, mich jedoch immer noch nicht brennend interessiert. Mit Walter, Jesse und Hank sind solch facettenreiche und prägende Herren am Start, dass mich die Damen noch immer nicht wirklich fesseln konnten. Und außerdem liegt das Hauptaugenmerk immer noch auf Walter, sodass ich die Thematisierung einer Schwester-Beziehung zweitrangig und, für "Breaking Bad"-Verhältnisse, uninteressant finde. Und wenn schon, dann sollte zwischen den beiden kein Konflikt entstehen. Skyler ist mit der momentanen Situation schon überfordert genug, sodass es unbedingt notwendig ist, dass sie eine Person hat, mit der sie über ihre Lage reden kann. Und wer bietet sich da besser an als die eigene Schwester? Dennoch sei erwähnt, dass Marie an sich ebenfalls ein toller Charakter ist und mit ihrer direkten Art und Weise für einige Lacher sorgt.

Auch Hank, unser DEA-Fahnder, macht sich natürlich auf die Suche nach seinem Schwager. Und da das natürlich auch eine sehr ernste Situation für ihn ist, verzichtet man in dieser Folge auf seine eher sarkastische und mit schwarzem Humor ausgelegte Art. Nun ja, ganz verzichten mussten wir nun auch wieder nicht, da wir anfangs eine ordentliche Dosis davon abbekommen haben, als Hank seine Einheit bei einer Besprechung einheizt, endlich Tuco zu schnappen, obwohl er später heimlich selbst zugibt, dass das sinnlose Zeitverschwendung ist.

Hanks Suche verlief am Ende dann doch noch erfolgreich, da Jesses Wagen, in dem sie entführt wurden, über LoJack verfügte – ein Art Peilsender, mit dem Polizisten gestohlene Autos in Amerika wiederfinden können. Natürlich ist es etwas merkwürdig, dass ein Drogendealer wie Jesse über LoJack verfügt, kann ihn doch dann die Polizei jederzeit orten. Aber gut, einer Serie wie "Breaking Bad" verzeiht man solche Logikfehler allemal. Gespannt darf man natürlich sein, wie es nach dem Ende dieser Folge weitergeht. Hank hat Tuco erschossen und Walter und Jesse können zwar unbemerkt verschwinden, aber Walter hat in Tucos Haus sicherlich Spuren hinterlassen, sodass sein Geheimnis erneut aufzufliegen droht. Von Langeweile in dieser Serie keine Spur...

Fazit

Durchschnaufen ist angesagt. Tuco ist tot, Walter und Jesse sind ihrem Schicksal knapp entgangen und Hank durfte endlich mal seine Schießfähigkeiten unter Beweis stellen. Die folgende Episode verspricht nicht weniger spannend zu werden, da Walter schließlich seiner Familie erklären muss, wo er gesteckt hat und Jesse sicherlich auch in der Klemme steckt, da sich schließlich sein Wagen vor Tucos Haus befindet.

Nach diesen nervenzerreißenden und spannenden 45 Minuten bleibt mir jedenfalls nur noch eines zu sagen: phänomenal.

Manuel H. - myFanbase

Die Serie "Breaking Bad" ansehen:


Vorherige Review:
#2.01 Vorsichtsmaßnahmen
Alle ReviewsNächste Review:
#2.03 Gedächtnisschwund

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier oder in unserem Forum mit anderen Fans von "Breaking Bad" über die Folge #2.02 In der Falle diskutieren.