Bewertung

Review: #3.13 Nägel mit Köpfen

Walters impulsiver Entschluss, Jesse davor zu bewahren, einen unüberlegten Mord zu begehen, hat, wie schon geahnt, Konsequenzen, die sein Leben und auch das von Jesse ein für alle Mal verändern dürften. Doch bevor es zu den unglaublich spannenden Szenen am Ende kommt, in denen die Weichen für eine hochinteressante, vierte Staffel gestellt werden, macht "Breaking Bad" das, was es am besten kann – manchmal fast unerträglich langsam die Spannung ins Unermessliche steigern.

"We consider this a lone hiccup in an otherwise long and fruitful business arrangement."

Schon in der ersten Szene nach dem Vorspann, als Walter im Wagen auf sein Treffen mit Gus wartet, spürt man das Damoklesschwert, das über ihm hängt. Mit seiner Entscheidung, den von Gus angeordneten Frieden zu brechen und die beiden Dealer zu töten, hat er sich in eine gefährliche Lage gebracht. Walter weiß, dass Gus es nicht zulässt, dass er die Dinge in die eigenen Hände nimmt und somit eine direkte Anordnung von ihm einfach untergräbt, doch es war zu diesem Zeitpunkt die absolut richtige Entscheidung, Jesse davor zu bewahren, sein Leben wegzuwerfen.

Es ist eine unglaublich starke Szene dort in der Wüste, gerade weil sie auf sämtliche musikalische Untermalung verzichtet und mit tollen Kameraeinstellungen Walter verfolgt, wie er ganz ruhig um sein und Jesses Leben kämpft. Und zunächst hat es auch den Anschein, als könne er an Gus' Vernunft appellieren, dass er ohne ihn ihr lukratives Geschäft an den Nagel hängen kann, doch spätestens als Gus ihm Gale als neuer Partner im Labor zur Seite stellt und dieser unentwegt Fragen zu verschiedenen Details des Drogenkochen stellt, ahnt Walter, dass Gus die ganze Sache nicht einfach auf sich beruhen lassen wird.

Was also bleibt Walter anderes übrig, als zu drastischen Mitteln zu greifen. Um seine (und natürlich auch Jesses) Sicherheit weiterhin gewährleisten zu können, gibt es nur einen Ausweg für ihn – Gale muss sterben. Den Entschluss fasst Walter ganz alleine und er weiß um die Tatsache, dass es danach kein Zurück mehr für ihn geben wird. Selbst Jesses fast schon verzweifelt wirkenden Worte, dass er sich lieber der Polizei stellen und an seine Familie denken sollte, erreichen Walter nicht mehr. Er hat begriffen, dass er sich vor Mike und Gus niemals verstecken kann. Wenn er etwas an seiner Situation ändern will, dann muss er Gale töten.

"When it comes down to you and me versus him, I'm sorry – I'm truly sorry – but it's gonna be him."

Jesse steht der Schock noch immer ins Gesicht geschrieben und als Walter ihn auch noch bittet, ihm dabei zu helfen, Gale zur Strecke zu bringen, um sein eigenes Leben zu retten, da bringt er ihn in eine Zwickmühle. Jesse würde nichts lieber tun als all das Vergangene hinter sich lassen, doch er fühlt sich auch Walt gegenüber verpflichtet, immerhin hat er ihm sein Leben gerettet. Immer wieder versucht er auf Walter einzureden, dass er sich stellen und dem ganzen ein Ende setzen sollte, doch Walter hat eine Entscheidung getroffen.

Als Walter schließlich in seinen Wagen steigen will, um Gale zu erledigen, jedoch von Victor abgefangen wird, ahnt nicht nur er Schlimmes. Auch dem Zuschauer ist klar, dass dies das Ende von Walter White sein soll. Es ist eine unglaublich eindringliche Szene, als Walter in die verlassene und dunkle Wäscherei geführt wird, wo Mike bereits auf ihn wartet und ihn ins Labor beordert. Sein verzweifelter Versuch, Mike zu überzeugen, dass er ihn noch einmal mit Gus sprechen lassen sollte und sogar ohne Bezahlung arbeiten sollte, wenn man ihn nur am Leben lassen würde, zerreißt einem fast das Herz, denn hier sieht man einen verzweifelten Mann, der am Leben bleiben will. Nicht für sich, sondern für seine Familie. Und als er dann sein Handy zieht, um Jesse vermeintlich an Mike zu verraten, da beginnt man ihn ein klein wenig zu hassen. Ist er wirklich bereit, Jesse zu opfern um selbst am Leben zu bleiben?

Doch die Autoren führen uns Zuschauer hier gekonnt hinters Licht, denn Walter hat nicht vor, Jesse aufzugeben, sondern bittet ihn um seine Hilfe. Er schickt ihn zu Gale. Ob Jesse Gale tatsächlich am Ende der Episode tötet, wird offen gelassen, doch ich gehe stark davon, dass der Schuss Gale nicht verfehlt hat. Und das wird einiges verändern. Nicht nur im Hinblick auf die Geschichte, sondern auch Jesse. Sein Blick, als er Gale gegenüber steht, spricht Bände. Er will es nicht tun und doch fühlt er sich Walter gegenüber verpflichtet, abzudrücken.

Fazit

Das Staffelfinale braucht sich hinter der grandios spannenden Episode zuvor nicht verstecken. Es lastet eine unglaubliche Schwere auf der kompletten Handlung und durch eben diese wird die Spannung bis zur letzten Sekunde in die Höhe geschraubt, bis sie sich in den letzten Sekunden in einem Schuss in der Dunkelheit entlädt. Das ist wahrhaft großes Drama. So sollte Fernsehen sein.

Melanie Wolff - myFanbase

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