Bewertung

Review: #3.01 Glashaus

Die erste Folge nach der Sommerpause, die erste nach dem Debakel, das sich zweite Staffel nannte, und das alte Walker-Feeling stellte sich zumindest oberflächlich wieder ein. Es wird ein alt bekanntes B&S-Motiv zur Hilfe genommen: Mixe ein Familientreffen (außerhalb L.A.s) mit allen Beteiligten, ein paar unausgesprochene Familiengeheimnisse und jede Menge Alkohol und "Kaboom!" schon hat man eine chemische Reaktion, die kaum unter Kontrolle zu bringen ist. Und doch war diese Episode irgendwie anders als frühere derselben Art. Immer wenn es solch einen Familieneklat zuvor gegeben hat, hatte man zumindest am Ende ein gutes Gefühl, dass nun alles ausgesprochen wurde und danach alles wieder gut werden kann. Statt Glashaus hätte die Folge jedoch vielleicht besser den Titel "Kartenhaus" tragen sollen. Denn am Ende hatte ich eher das Gefühl, dass für alle Walker-Kinder eine Art Kartenhaus zusammengefallen ist, alles erschien mir ein wenig zu hoffnungslos und traurig. Lediglich Justin und Rebecca bekamen ihr Happy End.

Oh, crap!

Die Sommerpause hat tatsächlich geholfen. Justin und Rebecca sind für mich jetzt nicht mehr das Hasspaar, das eine bescheuerte Wendung nach der anderen in der letzten Staffel herbeiführte. Nein, sie sind jetzt einfach ein völlig normales Paar - und damit auch irgendwie langweilig. Sie sind zusammen, wollen nicht, dass jemand es erfährt, natürlich erfährt es trotzdem jemand. Justin lässt sich daraufhin auf ein lächerliches Erpressungsspiel mit zwei Kids ein, platzt dann einfach mit der Wahrheit heraus und stößt damit Rebecca weg. Am Ende vertragen sie sich wieder. Klingt fast ein bisschen nach "Eine himmlische Familie" und viel Lärm um nichts. Die beiden wirken trotzdem recht süß zusammen.

Viel interessanter war an dieser Geschichte jedoch Rebeccas Situation. Man kann ihre Gefühle nur allzu gut nachvollziehen. Erst hatte sie eine große Familie, dann nicht mehr, bekommt aber klargemacht, dass sie immer ein Teil der Walkers sein wird. Wenige Monate später suchen die schon nach einem neuen Bruder. Auch dass nach einer Trennung der beiden für Rebecca sicher nicht einfach alles beim Alten bleiben wird, ist verständlich und realistisch. Allerdings vermute ich fast eher, dass statt einer Trennung am Ende von Staffel 3 ein Antrag oder ähnliches stehen wird. Ich bin jedenfalls gespannt, wie Rebecca auf Ryan, den wir definitiv noch in diesem Jahr sehen werden, reagieren wird.

It's not personal, it's just business

Nachdem man sich zu Beginn der Serie doch relativ schnell bemüht hat, Holly irgendwie menschlich und sympathisch erscheinen zu lassen, scheint das seit der letzten Staffel wieder vollkommen über Bord geworfen worden zu sein. Es gibt nichts Sympathisches an Holly, ihre Handlungen wirken selten nachvollziehbar, ihre Motive unklar. Aber das ist eben auch der Nachteil eines so großen Maincasts. Meiner Meinung nach ist der hier zu groß. Ein Großteil fällt dabei storytechnisch einfach hinten runter. Und das zieht sich nicht nur über eine oder einige wenige Episoden hinweg, sowas gibt es ja auch bei Serien mit kleinen Casts, sondern manchmal hat ein so genannter Hauptcharakter eine ganze Staffel über so gut wie nichts zu tun. Das waren im letzten Jahr u.a. Sarah und auch Holly, die außer zur Offenbarung, dass Rebecca nicht Williams Tochter ist, vollkommen unnötig war. Und selbst dafür hätte vielleicht auch David gereicht...

Auch Robert agiert in dieser Folge nur als Puffer zwischen Kitty und Sarah. Seit dem abrupten Ende seiner Präsidentschaftskandidatur hatte er keine vernünftige Storyline mehr und wollte plötzlich ein Baby, obwohl zuvor noch eine große Story daraus gemacht wurde, dass er keines wollte. Aber "Brothers & Sisters" leidet ja generell an selektivem Erinnerungsvermögen, wenn man bedenkt, dass Julias und Tommys Ehekrise sich anscheinend über die Sommermonate in Luft aufgelöst hat.

Aber zurück zur Story. Zwar war es in diesem Fall Tommy (auch eine völlig unnötige Person und zwar fast innerhalb der ganzen Serie), der Kevin aus der Firma werfen wollte, doch Holly provoziert schon allein mit ihrem arroganten Machtgehabe und man kann davon ausgehen, dass sie Tommy diese Sache sicher nicht ausreden wollte. Nett dann am Ende nochmal ihr Aufeinandertreffen mit Nora, als sie von Ryan erfährt. Ich bin gespannt, wie Holly ihrerseits mit der Neuigkeit umgehen wird.

You guys make politics look tame...

Nicht ganz Unrecht hatte er, unserer ehemaliger Möchtegern-Mr. Perfect. Alles war aber trotzdem etwas vorhersehbar und nicht so spannend und amüsant wie früher. Es war mehr befremdlich, wie alle irgendwie mit unangenehmen Dingen herausgeplatzt sind. Die große Aufregung im Anschluss konnte ich allerdings nur schwer nachvollziehen, insbesondere von Tommy. Es waren doch alles Dinge, die so oder so hätten ausgesprochen werden müssen. Okay, vielleicht nicht auf diese Art und Weise, aber ob das anders wirklich weniger verletzend für Kevin gewesen wäre, wage ich zu bezweifeln. Er hat mir richtig Leid getan, wie er seinem Chef dann die ganzen Erlebnisse gestehen musste. War er in der letzten Staffel neben der ganzen Zerstörung und dem Drama noch der einzige, positive Lichtblick (wie er es ja auch selbst beim Antrag an Scotty so schön gesagt hat), wird er jetzt von seinen eigenen Geschwistern mit runtergezogen. Am Ende will auch er nicht mit Tommy sprechen.

Ebenso distanziert sich Kitty erstmal von Sarah. Zwei Schwestern, die bisher so einig wirkten und einander so viel erzählt und sich vertraut haben, dass dieser Bruch mir doch etwas zu überraschend und plötzlich kam. Warum haben die beiden ein Vertrauensproblem? Sind sie nicht immer die ersten, die einander alles erzählen? Nur weil Sarah jetzt mal Kitty um ihr Leben beneidet, weil ihr eigenes in Scherben liegt? Gefällt mir irgendwie nicht und wirkt auf mich ein wenig seltsam.

Fazit

Eigentlich wurde ein geradezu Erfolg versprechendes Rezept für die Episode verwendet, das in der Vergangenheit meist zu Episoden mit einer Bewertung von acht oder neun Punkten geführt hat. Diesmal wirkte alles jedoch so unnatürlich und am Ende auch trostlos. Alles war extrem vorhersehbar und produzierte kaum interessante Storylines, auf die man sich in Zukunft freuen kann, was eigentlich die Aufgabe einer Staffelpremiere ist. Ich bin gespannt, wie sich das in naher Zukunft entwickeln wird und welche Wege die Serie noch gehen wird. Wobei "gespannt" vielleicht auch schon zu viel gesagt ist...

Nadine Watz - myFanbase

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